Umstrittenes Experiment:Britische Datenschützer ermitteln gegen Facebook

In einer Studie wollte Facebook herausfinden, wie seine Nutzer auf emotionale Inhalte reagieren. Die Kritik an der Studie war so heftig, dass sich nun auch Datenschützer mit ihr befassen.

  • Eine britische Behörde will untersuchen, ob Facebook gegen Datenschutz-Regeln verstoßen hat
  • Facebook entschuldigt sich - erneut
  • Die Nutzungsbedingungen wurden erst im Nachhinein verändert und um den Punkt "Forschung" ergänzt

Darum ermittelt die Datenschutzbehörde

Ein Experiment mit manipulierten Facebook-Newsfeeds von fast 700 000 Nutzern hat jetzt eine britische Datenschutzbehörde alarmiert. Sie befasst sich mit der Frage, ob Facebook im Jahr 2012 womöglich gegen Datenschutzregeln verstoßen hat, berichtet die Financial Times. Zum jetzigen Zeitpunkt sei aber noch unklar, gegen welches Gesetz genau das soziale Netzwerk verstoßen haben könnte, zitiert die Zeitung einen Sprecher aus dem Information Commissioner's Office (ICO), der ermittelnden britischen Behörde. Das ICO habe aber reagiert, weil es eine große Empörung über dieses Experiment gegeben habe.

Darum ging es in dem Experiment

In einer Studie aus dem Jahr 2012 wollte das Netzwerk prüfen, wie genau sich Emotionen auf sozialen Netzwerken verbreiten. Dazu wurden die Newsfeeds von 689 003 Nutzern manipuliert. Bei einigen Nutzern wurden mehr negative Inhalte ausgeklammert, bei anderen positive. Das Ergebnis der Studie: Wer mehr Negatives zu sehen bekommt, postet selbst Negatives - das gilt auch andersrum, also für positive Inhalte.

Wissenschaftler kritisieren die Studie und sagen, Facebook hätte seine Nutzer im Vorfeld um Erlaubnis bitten müssen. Das sei aber nicht passiert. (mehr dazu hier ...) Bei wissenschaftlichen Studien gehört es zum ethischen Standard, die Versuchsteilnehmer in Kenntnis zu setzen, das sie gerade Teil eines Experiments werden. Das gilt auch für Studien, bei denen die Testpersonen im Vorfeld nicht wissen sollen, was genau untersucht wird, weil sie das in ihrer Wahrnehmung beeinflussen könnte. In solchen Studien findet sowohl eine Einführung statt als auch eine Auflösung am Ende, bei der über das eigentliche Ziel informiert wird. So wissen die Testpersonen Bescheid, das über sie geforscht wird, aber nicht, worum es im Detail geht.

So reagiert Facebook

Das Unternehmen betont, dass ein "angemessener Schutz" gewährleistet gewesen sei, zitiert die Financial Times einen leitenden Angestellten von Facebook Europe, Richard Allan: "Es ist klar, dass Menschen über diese Studie verärgert sind", sagt Allan, "wir wollen es in Zukunft besser machen und verändern unsere Abläufe, ausgehend von dem Feedback, das wir erhalten."

Bereits zuvor hatten sich die Forscher entschuldigt. "Zu keinem Zeitpunkt ist es unser Ziel gewesen, jemanden zu verunsichern", hatte Adam Kramer auf seiner Facebook-Seite geschrieben.

Die Nutzungsbedingungen wurden erst nach dem Experiment aktualisiert

Bis dato verteidigte sich das Unternehmen vor allem damit, dass die Nutzer den Geschäftsbedingungen zugestimmt hätten. Dort heißt es an einer Stelle, dass die Daten auch zu Forschungszwecken benutzt werden können. Doch wie das Forbes-Magazin ausführte, wurde die entsprechende Stelle erst vier Monate nach der Studie aktualisiert. Im Klartext: Die entsprechende Stelle stand zum Zeitpunkt des Experiments nicht in dem Text.

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