Soziales Netzwerk:Facebook setzt auf Online-Dating

Lesezeit: 2 min

  • Mark Zuckerberg kündigt bei seiner Entwicklerkonferenz "F8" Online-Dating auf Facebook an.
  • Zudem erhalten Nutzer neue Löschfunktionen.
  • In Whatsapp und Instagram sind künftig Video-Gruppenchats möglich.

Von Johannes Kuhn, Austin

Natürlich prägte die Datenaffäre auch Facebooks jährliche Entwicklerkonferenz F8: Die geplante Vorstellung eines Heim-Lautsprechers, um den Amazon Echos, Google Homes und Apple HomePods Konkurrenz zu machen, wurde Medienberichten zufolge bereits vor Wochen auf Herbst verschoben. Nach dem Datenabfluss an Cambridge Analytica dürften derzeit nur wenige Nutzer das Bedürfnis verspüren, sich Facebook auch noch ins eigene Wohnzimmer zu stellen.

Entsprechend hatte Mark Zuckerberg in San Jose zwei unterschiedliche Botschaften unter das Nutzer- und Entwicklervolk zu bringen: Einerseits eine Wiederholung der Beteuerungen, die Privatsphäre der Nutzer ernst zu nehmen (ohne damit das Kerngeschäft der Verhaltens- und Interessenauswertung zu gefährden). Und auf der anderen Seite das Versprechen, die eigenen Produkte zügig weiterzuentwickeln. Der 33-Jährige im Marketing-Wortlaut: "Das ist ein wichtiger Moment. Wir müssen mehr tun, um die Menschen zu schützen und das werden wir. Aber wir müssen auch weiter bauen und die Welt näher zueinanderbringen."

In seiner Präsentation machte der Facebook-Chef klar, dass sein Konzern weiterhin aggressiv neue Felder testen möchte - und damit einigen anderen Firmen Sorgen bereiten könnte. Ein Überblick der Ankündigungen:

  • Facebook als Dating-App: Facebook-Nutzer können sich künftig ein Partnersuche-Profil anlegen. Das soll allerdings getrennt vom eigentlichen Profil verwaltet und genutzt werden. Die Suche soll ebenfalls nicht über die Freundeslisten, sondern über Informationen wie gemeinsame Interessen funktionieren. Mit der Funktion, die im Laufe des Jahres verfügbar sein soll, bekommen Partnersuche-Plattformen wie Tinder mächtige Konkurrenz. Der Aktienkurs der Dating-Seite Match.com verlor innerhalb weniger Minuten zehn Prozent seines Werts. Ob Kunden Facebook wirklich Vertrauen im heiklen Flirt-Feld schenken, wird ein interessanter Gradmesser sein.
  • Neue Löschfunktion: Facebook-Nutzer können einige Informationen, zum Beispiel besuchte Webseiten oder angeklickte Links, künftig löschen. Die Funktion heißt "Clear History" und orientiert sich an der "Verlauf löschen"-Funktion im Webbrowser. Zudem können Mitglieder verhindern, dass Facebook überhaupt Daten über die Besuche anderer Webseiten und die Nutzung von Apps speichert. Allerdings will Facebook ohnehin seine Nutzer vorwiegend dazu bringen, auf der eigenen Plattform zu bleiben.
  • Gemeinsames Videogucken: Facebook-Nutzer können künftig gemeinsam Videos auf der Plattform ansehen und darüber chatten ("Facebook Watch"). "Zum Beispiel, wenn du vor dem Kongress aussagst", erklärte Zuckerberg in Anspielung auf seine Anhörung vom April. In der Realität will der Konzern ein Alleinstellungsmerkmal für Bewegtbild-Inhalte schaffen, deren Produzenten er gerade subventioniert, um Youtube und Netflix Konkurrenz zu machen.
  • Gruppen-Videochat in Whatsapp und Instagram: Instagram erhält eine Videochat-Funktion, bei der auch mehr als zwei Teilnehmer miteinander sprechen können. Whatsapp bekommt ebenfalls Multinutzer-Videoanrufe. Damit reagiert Facebook auf die Beliebtheit der Videochat-Gruppen bei Snap, aber auch auf bei jungen Nutzern beliebten Apps wie Houseparty.
  • Instagram und Facebook Messenger öffnen Stories: Wer seinen Tag per "Story"-Funktion dokumentiert, kann bald auch Drittanbieter-Apps einbinden. Um zu signalisieren, einen Spotify-Song gehört zu haben, ist dann kein Screenshot mehr notwendig - die Information kann direkt aus der Spotify-App geteilt werden. Instagram erhält außerdem wie bereits Facebook selbst Augmented-Reality-Filter, die künstliche Elemente in Fotoaufnahmen einblenden. Zudem bekommt die Foto-App laut Facebook bessere Software gegen Mobbing-Kommentare.
  • Fokus auf Gruppen: Drei von vier Facebook-Nutzern sind Mitglieder in Gruppen. Weil Facebook externe Inhalte wie Links auf Medienseiten kaum noch zeigt, soll die Gruppen-Funktion gestärkt werden: Sie bekommt in der App eine eigene Ecke. Webseiten-Betreiber erhalten außerdem einen eigenen "Gruppenbeitritt"-Knopf, über den sie ihre Sympathisanten in kleineren Gruppen an sich binden sollen.
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