Sicherheit von Regierungshandys:Neues Smartphone für die Kanzlerin

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Das iPhone ist für die Kanzlerin tabu. Auf dem Bundesparteitag der CDU ließ sie sich aber damit fotografieren. (Foto: Jochen Lübke/dpa)

Zwei Dienstleister ringen darum, die Regierung mit neuen Smartphones auszurüsten. Dabei geht es um mehr als die Frage, mit welchem Handy die Kanzlerin künftig simst und surft.

Von Varinia Bernau, Hannover

Auf das iPhone muss die Bundeskanzlerin auch weiterhin verzichten. Angela Merkel wird sich zwischen einem Blackberry und einem Smartphone von Samsung entscheiden müssen, wenn sie in den kommenden Wochen aufrüstet. Denn die Zeiten, in denen die Kanzlerin nur simste, sind lange vorbei. Seit in den Mobiltelefonen aber mehr Technik und noch mehr Geheimnisse stecken, sind sie verstärkt ins Visier von Spionen und Hackern geraten. Und müssen deshalb gut geschützt werden.

Den Gütestempel des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik haben nun die Telekom-Tochter T-Systems sowie der Sicherheitsspezialist Secusmart erhalten. Sie werden in den nächsten Wochen ein neues sicheres Kommunikationssystem für die Kanzlerin und etwa 4000 weitere Mitglieder der Regierung aufbauen. Wer am Ende den Zuschlag bekommt, ist noch offen. T-Systems kooperiert mit dem Handy-Hersteller Samsung, Secusmart mit Blackberry.

"Bei solchen Entwicklungen muss man in die Tiefen eines Gerätes eindringen. Das geht nur in enger Abstimmung mit dem Hersteller", sagt Stephan Maihoff, zuständiger Projektleiter bei T-Systems. Sein Team hat für das Handy der Kanzlerin das Herzstück des Betriebssystems entwickelt - anstatt auf das zu vertrauen, was bei normalen auf Android basierenden Geräten vorgesehen ist. Dieser sogenannte Kernel steuert das Smartphone. Wer ihn schützt, der schützt also den gesamten über das Telefon laufenden Datenverkehr. Ein Nebeneffekt: "Wir können nun zwei Smartphones in eines packen", sagt Maihoff. Privates wird von dienstlichen E-Mails, Kontakten und Kalendereinträgen abgeschirmt.

Sicherheit als Stiefkind

Ein Vorzug, den nicht nur die Kanzlerin zu schätzen wissen dürfte. Auch für Mitarbeiter von Pharma- oder Autokonzernen, von Banken und Versicherungen, die mit sensiblen Daten hantieren, hat solch ein abgeschirmtes Smartphone seinen Charme. Viele IT-Abteilungen beobachten mit großer Sorge, dass Manager ihre schicken Smartphones auch für Dienstliches nutzen wollen. "Die Sicherheit wird oftmals noch als Stiefkind angesehen", sagt Maihoff. So gibt es zahlreiche Apps, die den Standort herausgeben, ohne dass sich der Nutzer darüber bewusst ist. Das Team von T-Systems hat deshalb auch einen eigenen App-Store entwickelt. Dort lassen sich nur solche Anwendungen herunterladen, die den vom Unternehmen vorgegebenen Sicherheitsstandards entsprechen.

Der Schutz hat jedoch seinen Preis: Solch ein sicheres Smartphone ist nicht unter 1700 Euro zu haben. Die Blackberrys haben bislang sämtliche Daten über Server im britischen Egham geleitet. Das, so argumentierte der kanadische Hersteller, sollte dem Schutz dienen. Doch das BSI war bislang skeptisch, ob damit nicht auch fremde Geheimdienste Zugriff auf heikle Regierungsinformationen erhalten könnten. Mit der neuen Gerätegeneration hat sich Blackberry von seiner alten Netzwerkstruktur verabschiedet. Von nun an fließen die Daten dezentral durch die Netze. Damit konnte Blackberrys Partner Secusmart die Bedenken ausräumen.

© SZ vom 05.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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