Quizduell-Erfinder Henrik Willstedt:"Deutschland ist der größte Markt für uns"

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Henrik Willstedt hat Quizduell gemeinsam mit seinem Bruder Robert entwickelt (Foto: Quizduell)

Mehr als zehn Millionen Deutsche zocken Quizduell. Im Interview erklärt der schwedische Erfinder Henrik Willstedt den Erfolg der App, wie er zu schlagen ist und was Rapper Sido damit zu tun hat.

Von Benjamin Romberg

Das Prinzip von Quizduell ist denkbar einfach: Zwei Spieler duellieren sich in sechs Runden mit je drei Fragen, abwechselnd dürfen die Spieler eine Kategorie wählen. Das Prinzip von Quizduell ist aber auch überraschend erfolgreich: Mehr als elf Millionen Spieler haben sich die App nach Angaben der Entwickler alleine in Deutschland bereits heruntergeladen. Der Schwede Henrik Willstedt, 26, und sein älterer Bruder Robert haben das Spiel entwickelt. Im Interview erklärt Henrik, wie er zu der Idee kam und was der Rapper Sido mit dem Erfolg von Quizduell zu tun hat. Der Schwede spricht außerdem über das Quizduell-Buch, das am 20. Februar im Riva-Verlag erscheint, und die weiteren Pläne der Brüder.

SZ.de: Herr Willstedt, lassen Sie uns mit einer einfachen Frage beginnen: In Welcher Stadt steht der Eiffelturm? A: Lille, B: Lyon, C: Paris, D: Madrid.

Henrik Willstedt: Paris.

Na gut, das war zu leicht. Statistisch gesehen ist das die einfachste Frage bei Quizduell (99,4 Prozent richtige Antworten). Versuchen wir es doch mal mit dieser Frage: Welcher Hit stand in den 1980er-Jahren am längsten auf Platz 1 der deutschen Single-Charts? A: "Words" von F.R. David, B: "99 Luftballons" von Nena, C: "Lambada" von Kaoma, D: "Life is life" von Opus.

Ich habe keine Ahnung. (lacht)

Als Schwede kennen Sie sich vermutlich nicht so gut mit dem Musikmarkt hier aus. Die Deutschen aber offenbar auch nicht: nur 4,4 Prozent richtige Antworten (A) - statistisch gesehen die schwierigste Frage bei Quizduell. Wie kann es sein, dass das Niveau der Fragen so unterschiedlich ist?

Wir wollten eine gute Mischung haben. Wenn die Fragen zu schwer sind, ist es langweilig. Wenn es zu leicht wird, aber auch. Der richtige Mix ist entscheidend.

Wie entstehen die Fragen?

Wir haben inzwischen ein Team mit zehn Festangestellten und einigen freien Mitarbeitern, das sich Fragen überlegt. Alexander Kessler ist für Quizduell in Deutschland zuständig. Er hat ein paar Tausend Fragen aus der schwedischen Version ins Deutsche übersetzt und viele selbst geschrieben, die sich spezifisch mit der deutschen Kultur und Geschichte beschäftigen.

Die Nutzer können aber auch selbst Fragen einreichen.

Mittlerweile werden sogar die meisten Fragen von den Usern beigesteuert. Wir perfektionieren und überprüfen diese Fragen. Ein paar entwickeln wir auch noch selbst, aber nicht mehr so viele wie am Anfang.

Viele Nutzer sind genervt, weil sich die Fragen zu oft wiederholen. Lässt sich das nicht abstellen?

Wir verlassen uns auf den Zufall. Es sind Millionen Spieler, so viele Spiele laufen gleichzeitig. Da wäre es sehr schwierig für uns, ein System zu entwickeln, das Wiederholungen ausschließt. Wir können Wiederholungen am besten vermeiden, indem wir uns neue Fragen überlegen.

Erinnern Sie sich noch an die erste Frage, die Sie entwickelt haben?

Nein, leider nicht. Es sind zu viele inzwischen. Fußballvereine, Tiere, Politik, Filme - am Anfang haben wir einfach zu allen Themen Fragen entwickelt.

Wie sind Sie auf die Kategorien gekommen?

Erst dachten wir nur an so klassische Themen wie Wissenschaft. Aber dann wollten wir doch auch ein paar neue Kategorien haben, die es in anderen Quizspielen nicht gibt. Computerspiele zum Beispiel.

Wie ist die Idee für Quizduell entstanden?

Mein Bruder und ich hatten damals schon ein paar Apps gemacht, gemeinsam mit den Brüdern Kalle und Olle Landin waren wir eine kleine Entwicklergruppe. Eines Nachts saßen Robert und ich in unserer Wohnung in Stockholm und sagten uns: Wir müssen etwas Besseres machen, etwas Größeres. Etwas, in das wir unsere ganze Energie und Seele stecken können. Ich sagte dann zu meinem Bruder, dass ich mich kurz zurückziehen möchte - und nicht wiederkomme, bis ich einen guten Einfall habe. 15 Minuten war ich im Schlafzimmer. Dann bin ich zu Robert gegangen und habe ihm die Idee für Quizduell präsentiert.

Am 6. August 2012 kam das Spiel auf den schwedischen Markt. Nicht einmal zwei Wochen später war die App auf Platz eins der Download-Charts. Es gibt unzählige Quizspiele. Warum ist gerade Quizduell so erfolgreich?

Zum einen ist es ein sehr einfaches Spiel. Jeder versteht es, jeder kann es spielen. Jung und Alt. Zudem ist die Qualität der Fragen sehr hoch. Und es ist vor allem ein soziales Spiel: Du kannst deine Freunde und Verwandte herausfordern.

Und diese über die Chat-Funktion anpöbeln.

Das ist natürlich nicht gut. Es gab ein paar Beschwerden darüber, dass die Spieler unhöflich zueinander sind im Chat. Aber wir haben jetzt 19 Millionen Nutzer weltweit, da sind natürlich ein paar dumme Leute dabei. Damit müssen wir leben.

Aber macht genau diese Chat-Funktion die Attraktivität des Spiels aus?

Doch, natürlich. Es ist ein wichtiger Teil des Spiels, der es lebendig macht. Dass du zum Gegner sagen kannst: "Hey, gutes Spiel!" Oder: "Das war aber eine schwere Frage." Die Leute sollen kommunizieren.

Inzwischen kommunizieren mehr als sieben Millionen Spieler in Deutschland regelmäßig. Im November waren es noch eine Million Nutzer. Wie kam der Durchbruch in Deutschland?

Kennen Sie Sido?

Den Rapper?

Genau. Es gab eine Frage über ihn, von der hat er ein Foto gemacht und es auf Facebook gepostet. Alexander Kessler zeigte uns das Bild eines Tages. Da haben wir gemerkt: Jetzt ist es wirklich groß. Von da an ist das Ganze schnell gewachsen.

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Von Benjamin Romberg

Nun erscheint auch ein Buch zu Quizduell. Darin führen Sie zum Beispiel die umstrittensten Fragen auf. Etwa: "Zu welcher Uhrzeit stehen sich Stunden- und Minutenzeiger exakt gegenüber?" Wie oft kommt es vor, dass Nutzer sich über Fragen beschweren?

Es sind häufig die gleichen Fragen, über die sich die Spieler beschweren - obwohl diese richtig sind. Es ist lustig, dass so viele Menschen ähnlich denken und die Fragen missverstehen. Manchmal sind die Beschwerden aber auch gerechtfertigt, dann ändern wir die Fragen.

Im Buch finden sich ein paar Anekdoten, aber vor allem: Fragen, genauso wie in der App. Was ist die Idee dahinter?

Wir haben viel darüber nachgedacht, wie wir etwas Neues aus Quizduell machen können. Mit dem Buch kannst du spielen und gleichzeitig lernen. Und auch wenn das ein bisschen kitschig klingt: Wir wollen, dass Lernen Spaß macht.

Aber bei der App geht es doch vor allem darum, sich mit anderen zu messen. Darauf beruht der Erfolg. Macht ein Buch dann Sinn?

Natürlich fehlt das bei dem Buch. Es ist aber eine gute Ergänzung zur App. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Auto und können nicht spielen. Der Beifahrer liest die Fragen vor und Sie können gemeinsam raten. Das ist die Idee dahinter: sich mit Freunden hinsetzen und gemeinsam über die Fragen diskutieren. Und die Antworten sind oft überraschend. Wir haben darauf geachtet, Fragen für das Buch zu finden, bei denen möglichst wenige die richtige Antworte kennen.

Die Fragen im Buch sind also schwieriger als in der App?

Nicht alle. Aber es gibt einen Teil im Buch mit besonders kniffligen Fragen.

Hatten Sie eigentlich schon mal eine perfekte Runde mit 18 richtigen Antworten?

Ein- oder zweimal habe ich das geschafft. Aber das war noch ganz am Anfang, als mein Bruder und ich die meisten Fragen selbst geschrieben haben.

Haben Sie auch mal die deutsche Version gespielt?

Ja, sogar ziemlich oft. Ich hatte ein bisschen Deutsch in der Schule. Ich bin wahrscheinlich der schlechteste Spieler der Welt. Aber es macht Spaß.

Haben Sie ein paar Tipps?

Ganz wichtig: Kenne deinen Gegner. Kenne seine Schwächen - und nutze sie. Es ist aber auch wichtig, mit zufälligen Gegnern zu spielen, Kategorien zu trainieren, die man normalerweise meidet.

In welcher Kategorie sollte man Sie herausfordern?

Sport, da kann man mich am besten schlagen. Kunst & Kultur ist auch nicht so mein Ding.

Haben Sie schon ein neues Projekt im Auge?

Wir haben viele Ideen, aber uns fehlt die Zeit. Gerade freuen wir uns einfach nur sehr über den Erfolg von Quizduell und kümmern uns rund um die Uhr darum. Deutschland ist der größte Markt für uns. Auch in Skandinavien, den Niederlanden und Italien läuft es sehr gut. In Großbritannien und den USA sind wir aber noch nicht so erfolgreich, dort ist der Wettbewerb sehr hart.

Wollen Sie die Firma irgendwann verkaufen? Gibt es bereits Angebote?

Ein paar Angebote gibt es schon. Wir haben darüber aber bisher nicht wirklich nachgedacht. Unser Unternehmen läuft gut, wir arbeiten sehr unabhängig, das ist super.

Und wenn Mark Zuckerberg Ihnen morgen eine Milliarde Dollar bieten würde?

Wer würde da Nein sagen?

Henrik Willstedt ist unter dem Nutzernamen "Heinrich1" bei Quizduell zu finden. Den Autor dieses Artikels können Sie unter "bero88" herausfordern. Weitere SZ-Mitarbeiter freuen sich auf ein Duell mit Ihnen:

Dirk von Gehlen, jetzt.de: dirkduell

Daniel Wüllner, Leserdialog: limettenpresser

Matthias Huber, Digital: djmacbest

Mirjam Hauck, Digital: mirimaster

Oliver Klasen, Panorama: Nasenbaer79

Jana Stegemann, Panorama: $MissMoneypenny$

Barbara Vorsamer, CvD: bavo81

Christoph Behrens, Wissen: samizdat

Katharina Fuhrin, Newsdesk: kazang1

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