Playstation 4:Sie will nur spielen

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Nach Microsofts Xbox One gibt es nun auch Sonys neue Playstation in Europa - die Konsole beschränkt sich auf das Wesentliche und spricht damit vor allem eingefleischte Zocker an.

Von Helmut Martin-Jung

Wofür ist eigentlich eine Spielkonsole gut? Die Frage klingt eher wie eine rhetorische. Denn natürlich liegt die Antwort nahe: zum Spielen von Computer-Games. Dabei könnte man es belassen, wären nicht Sonys Playstation 3 und nun die neue Xbox One auch als eine Art Schaltzentrale im Wohnzimmer konzipiert. Mit der Playstation 4 hat Sony diesen Pfad allerdings wieder sehr bewusst verlassen. Und so haben die Interessenten die Wahl: Zwischen der multifunktionalen Xbox one, die es nur mit der Kamera- und Mikrofoneinheit Kinect gibt, und der auf Spiele konzentrierten neuen Playstation, die von diesem Freitag an auch in Europa verkauft wird.

Wer sich für eine der beiden Konsolen entscheidet, wählt also auch zwischen zwei Konzepten. Während man an die Xbox sogar seinen Kabel- oder Satellitenreceiver anschließen und Videos vom PC über die Konsole auf den Fernseher funken kann, geht Sony den anderen Weg. Und der heißt: Spielen - und fast nur das. Auch mit der Playstation kann man zwar auf Videoangebote und Musikdienste zugreifen, aber eben nicht die Dateien abspielen, die man schon auf seinem Computer hat, zum Beispiel Filme, die man selbst aufgezeichnet hat. Dass die Playstation 4 in diesem Punkt weit hinter das Vorgängermodell zurückgeht, hat Sony bereits viel Kritik eingebracht. Nun hoffen die Anwender, dass der Hersteller einige der Funktionen noch per Software-Update nachrüstet.

An Rechenleistung und Grafikdarstellung gibt es nichts auszusetzen - auch wenn die volle Leistungsfähigkeit nur mit Spielen ausgereizt werden wird, die erst im kommenden Jahr erscheinen. Obwohl die Hardware der Playstation 4 einen Tick leistungsfähiger ausfällt als die der Xbox, ist das Gehäuse kleiner und eleganter, auch das Netzteil - bei der Xbox One ein klobiger Kasten mit eigenem Lüfter - fand darin Platz.

Einige Händler bieten die Konsolen bereits völlig überteuert an

An der Vorderseite finden sich zwei USB-3.0-Anschlüsse sowie zwei Sensortasten zum Ein- und Ausschalten sowie zum Auswerfen der Spiele- oder Video-Discs. Wie schon das Vorgänger-Modell, lässt sich auch die Playstation 4 als Abspielgerät für Blu-ray-Discs verwenden, allerdings nicht für 3D-Scheiben. Wer darauf Wert legt, braucht doch einen zusätzlichen Player. Wie man es von einer neuen Konsole erwartet, lässt sich die Oberfläche flüssig bedienen. Im Gegensatz zu derjenigen der Xbox wirkt sie aufgeräumter, auch die Ladezeiten fallen etwas kürzer aus.

Es gibt zwar eine Kamera für die Playstation. Sie ist allerdings nicht im Preis von 399 Euro enthalten, und sie ist auch nicht so leistungsfähig wie die der Xbox One. Auf die Möglichkeit, die Konsole per Stimme ein- und auszuschalten, muss man daher verzichten. Auch sonst sind die Sprach- und Gestensteuerung weniger ausgefeilt als bei der Konkurrenz.

Die eingefleischten Spieler hat das aber noch nie so recht interessiert - die Steuerung mit den Händen oder mit gesprochenen Kommandos funktioniert eben doch nicht so schnell und präzise wie die mit den geübten Finger am Gamepad - der Fernsteuerung für die Konsolen. Sony liefert dieses Pad mit eingebautem Akku und Ladekabel aus. Auch sonst ist bei Sony vieles dabei, wofür man an der Xbox eine kostenpflichtige Mitgliedschaft beim Microsoft-Dienst Xbox live abschließen muss (ab etwa 50 Euro für ein Jahr). Zum Beispiel lässt sich der Internet-Browser auf der Xbox nur nutzen, wenn man zahlendes Mitglied ist. Genauso teuer wird es dann aber auch bei Sony, wenn man online zusammen mit anderen zocken will. Immerhin schließt das Abo bei beiden Geräten auch ein, dass man sich einige Spiele kostenlos auf seine Box laden kann. Besitzer der neuen Playstation 4 können das Abo für Playstation Plus 30 Tage lang kostenlos testen.

Wer eine der beiden Spielkonsolen für Weihnachten kaufen will, sollte sich sputen, denn allzu viele Geräte stehen derzeit nicht zur Verfügung. Wer nicht vorbestellt hat, könnte leer ausgehen. Online-Händler bieten die Konsolen bereits zu völlig überteuerten Preisen an. Viel vernünftiger wäre es daher, ein wenig zu warten. Im Frühjahr erscheinen neue Spiele, die die Fähigkeiten der neuen Konsolen besser zur Geltung bringen, und der Preis der Konsolen selbst wird erfahrungsgemäß auch sinken.

© SZ vom 29.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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