Neue App "Paper":Facebook will eine Zeitung sein

Facebook App Paper

Facebook App Paper

Das Netzwerk als "Paper": Facebook stellt eine App vor, die den Nachrichtenstrom der Nutzer neu organisieren soll. Mit Mensch und Maschine.

Von Hakan Tanriverdi

Knapp ein Jahr hat ein Kreativteam von Facebook an einer App gearbeitet. Am 3. Februar soll nun die Version für Betriebssysteme von Apple veröffentlicht werden. Vorerst nur in den USA. Die App trägt den Namen Paper, das ist auch eine Ansage. Facebook will eine Zeitung werden - ein Ziel, das Zuckerberg seit 2009 formuliert.

Paper ist eine Mischung aus Algorithmus und ausgewählten Empfehlungen von Facebook-Mitarbeitern. In der App sollen Status-Updates, Bilder und Nachrichten auf optisch ansprechende Art und Weise angezeigt werden. Dazu soll es die Möglichkeit geben, Nachrichten je nach Themengebiet anzuschauen. Wer sich also für Neuigkeiten im Bereich "Technik" interessiert, bekommt Inhalte aus dieser Sparte präsentiert. Optisch erinnert die App stark an Konkurrenz-Angebote wie Flipboard oder Zite.

Jeden Status und jedes Bild zeigt Paper einzeln an auf dem Bildschirm des Smartphones. Die Nutzer sollen also nicht nach unten durch scrollen, sondern die Möglichkeit bekommen, sich gleich mit dem spezifischen Inhalt auseinanderzusetzen. Aber eben nur dann, wenn es dieser Beitrag über die Hürde der Algorithmen und des menschlichen Urteils schafft.

Entwickelt innerhalb eines Jahres

Die App ist ein Teil der Langzeit-Strategie von Zuckerberg, Teile des Netzwerks einzeln auszulagern. Er kündigte zu Beginn des Jahres an, mehr alleinstehende Apps zu veröffentlichen. Alles, was Facebook ausmacht - zum Beispiel Status-Updates, Nachrichten - soll Stück für Stück in entsprechende Apps umgewandelt werden. Ein Beispiel ist der Messenger, Facebooks Kurznachrichtendienst und Antwort auf den Konkurrenten Whatsapp. Er ist so gebaut, dass er optisch gar nicht mehr an das Netzwerk erinnert, mit ihm kann man sich ausschließlich Nachrichten schreiben, mehr nicht.

In diese Richtung zielt nun auch Paper. Die App ist der Versuch, den Newsfeed zu filtern und zu ergänzen. Facebook will den Nachrichtenstrom neu organisieren, damit er mehr zu den Zielen des Unternehmens passt. Sie lauten: "Der passende Inhalt für die richtigen Leute zur richtigen Zeit."

Die Nutzer haben, zumindest nach Meinung von Facebooks Planern, mehr Interesse an hochwertigen Artikeln als an lustigen Bildern. Sie wollen Nachrichten.

Derzeit sei nicht geplant, innerhalb der App Werbung zu schalten. Aber angesichts der Tatsache, dass Facebook mittlerweile 53 Prozent der Werbeeinnahmen über mobile Endgeräte stammen und das "Geschäftsmodell Smartphone" erfolgreich zu sein scheint, ist das wohl eine Frage der Zeit.

Linktipp: Das Technikblog The Verge hat Paper getestet. Sein Urteil: Die App leiste mehr, als nur den Newsfeed neu zu organisieren und sei besser als Facebooks Standard-App, könne diese gar vom Markt verdrängen.

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