Kriegsspiel Call of Duty:Gewaltig erfolgreich

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Das umstrittene Shooter-Videospiel "Call of Duty: Black Ops" verkauft sich wie geschnitten Brot. Doch gerade in den USA will nicht jeder akzeptieren, dass Kriegsspiele zum Unterhaltungs-Alltag gehören.

Das Videospiel "Call of Duty: Black Ops" schlägt alle Rekorde und zeigt einmal mehr, dass diese Art der Unterhaltung längst den Mainstream erreicht hat.

Activisions Kriegsspiel "Call of Duty: Black Ops" wird nicht nur heftig beworben, sondern auch häufig verkauft. (Foto: AP)

Mit Einnahmen von 360 Millionen Dollar allein am ersten Tag, legte der Shooter den erfolgreichsten Start eines Produkts in der Geschichte der Unterhaltungsindustrie hin. Wie bei anderen Medien, ob Film, Buch oder Musik, gehören Kontroversen mit dazu.

Die Produktions-, aber auch die Werbeetats für Computerspiele wie "Call of Duty" können sich inzwischen mit denen von Filmen messen. Die Nähe zum Film ist ohnehin unübersehbar.

Die Grafik der Spiele ist inzwischen so fortgeschritten, dass oft auf den ersten Blick gar nicht auffällt, ob es nun ein Spielfilm oder Videospiel ist. Ein großer Unterschied, der vielleicht den Reiz der Spiele erklärt, ist, dass man Filme nur passiv konsumieren, Spiele aber aktiv gestalten kann.

Bei einem Spiel, das von Gewalt so beherrscht ist wie die "Call of Duty"-Serie, bleibt Kritik natürlich nicht aus. In dem jetzt veröffentlichten "Black Ops" kam sie besonders von Kuba, wo einer der Einsätze des Soldaten einer Kommandoeinheit zur Zeit des Kalten Krieges spielt.

"Doppelt pervers"

Es ist die Zeit noch vor der (echten) gescheiterten Invasion in der Schweinebucht 1961. Ziel ist die Ermordung des damals noch jungen Revolutionsführers Fidel Castro. Die kubanischen Medien sparten nicht mit Kritik. Das Spiel sei "doppelt pervers", indem es Attentate glorifiziere und bei Kindern und Heranwachsenden in Nordamerika "soziopathische Haltungen" fördere. Was die USA in 50 Jahren nicht geschafft hätten, werde nun virtuell versucht, hieß es auf der staatlichen Website Cubadebate.

Hinzugefügt werden sollte aber auch, dass die Mission damit endet, dass ein Fidel-Doppelgänger erschossen wird und die Kommandoeinheit in Sibirien im Gefängnis landet.

Aber auch in den USA sind gewalttätige Spiele wie "Call of Duty" keineswegs unumstritten. Erst kürzlich fand eine Anhörung zu diesem Thema vor dem Obersten Gerichtshof statt. Dabei geht es um ein Gesetz in Kalifornien, dass den Verkauf solcher Spiele an Minderjährige unter Strafe stellen will. Eine Entscheidung wird nächstes Jahr erwartet.

"Call of Duty: Black Ops" ist nicht der erste Shooter in diesem Jahr, der harsch kritisiert wurde. "Medal of Honor" wurde aus US-Kasernen verbannt, weil der Spieler dort in die Rolle eines Taliban-Kämpfers in Afghanistan schlüpfen und US- und NATO-Truppen bekämpfen kann. Hersteller Electronic Arts änderte dann den Namen der Kombatanten von "Taliban" in "Opposing Force".

Virtuelle und echte Gewalt

Einige Wissenschaftler halten den Gewaltaspekt der Spiele aber für überbewertet. "Da ist vor allem die Herausforderung", sagt Medienprofessor Charles Palmer, der an der Universität Harrisburg lehrt. "Das sind die Sachen, die die Menschen mitreißen und begeistern."

Hinzu kommt, dass man diese Spiele oft nicht allein, sondern zusammen mit anderen über das Internet spielt, erklärt Patrick Markey, Professor an der Universität Villanova. Und Hinweise, dass Spiele mit einem großen Gewaltanteil junge Menschen zu mehr Gewalt verleiteten, gibt es nicht, wie Psychologieprofessor Christopher J. Ferguson erklärt.

Er verweist dabei darauf, dass die Jugendgewalt in den USA auf dem niedrigsten Stand seit 40 Jahren sei. Und das, obwohl Studien zeigten, dass 95 Prozent der jungen Männer in ihrem Leben schon gewalttätige Spiele gespielt haben.

© sueddeutsche.de/Paul Haven und Barbara Ortutay, dpa) - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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