iPhone-Ortung:Apple, ein fleißiger Sammler

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Apple will in der iSpy-Affäre beruhigen und gibt US-Politikern Auskunft darüber, welche Standortdaten der Konzern sammelt. iPhone-Nutzer verraten demnach bereits seit Jahren Informationen über ihren Aufenthaltsort.

Es war ein einziger Satz, der Datenschützer im Juni in Aufregung versetzte: "Apple, unsere Partner und Lizenznehmer können genaue Standortdaten sammeln, benutzen und teilen, inklusive des Echtzeit-Standorts Ihres Apple-Computers oder -Geräts", hieß es in Apples Datenschutzrichtlinien für das neue iPhone-, iPod- und iPad-Betriebssystem iOS 4 - wer ihnen nicht zustimmt, kann Apples virtuelles Einkaufszentrum iTunes nicht nutzen.

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Die schwammige Formulierung warf allerlei Fragen auf: Weder war bekannt, welche Daten Apple wie und wann speichert, noch wurde die Frage nach einer mögliche Verknüpfung mit anderen Kundeninformationen beantwortet. Zwei Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses forderten den Konzern deshalb auf, die Verwendung der Positionsdaten genau zu erklären.

Apples Antwortschreiben, das inzwischen eingegangen ist und auch im Internet zu finden ist, soll offenbar die schlimmsten Befürchtungen zerstreuen. Die Standortinformationen, schreibt Apple-Justiziar Bruce Sewell, enthielten anonymisierte Informationen zum GPS-Standort sowie Wlan-Netzen und Mobilfunkzellen.

Sechs Monate Datenspeicherung

Anbieter von Apps wie Foursquare erhalten die anonymisierte Form dieser Standortdaten, da für diese Programme das Handy geortet werden muss, damit der Nutzer beispielsweise den aktuellen Standort im Internet veröffentlichen kann oder sieht, welche Restaurants in seiner Nähe sind.

Apple betont, dass es für die Drittanbieter unmöglich sei, daraus Rückschlüsse auf ein individuelles Gerät oder dessen Nutzer zu ziehen. Dieses Argument ist theoretisch richtig - allerdings kann bei Handybesitzern beispielsweise über den regelmäßigen nächtlichen Aufenthaltsort auf die Adresse geschlossen werden. Jedoch hat der Nutzer die Möglichkeit, solche Dienste zu meiden oder ihnen den Zugriff auf die Positionsinformation zu verbieten. Zudem erklärt sich ein Nutzer beim Download einer App zur Übermittlung der Daten bereit.

Auch für den eigenen Werbedienst iAd sammelt Apple Navigationsdaten bei angeschalteter Standortfunktion - und das durchgehend, in Echtzeit und bereits seit 2008. Alle zwölf Stunden übermitteln Apple-Geräte das Datenprotokoll per Wlan an die eigenen Server.

Die Informationen werden nach Konzernangaben sofort in eine fünfstellige Nummernfolge umgewandelt und nicht einem einzelnen Gerät zugeordnet. Apple speichert die so anonymisierten Daten nach eigener Aussage für sechs Monate und gibt sie nicht an Dritte weiter.

Zielgenaue Werbung

Diese gesammelten Daten kann Apple prinzipiell in verschiedener Art und Weise nutzen: Die Kartografierung von Wlan-Signalen dient dazu, eine Datenbank zur besseren Ortung aufzubauen. In Deutschland ist diese Methode weder anmeldepflichtig, noch gelten die Daten als personenbezogen. Kritisch wird es nur, wenn wie im Falle Google auch die Datenschnipsel aus unverschlüsselten Hotspots gesichert werden und damit persönliche Informationen ausgelesen werden.

Für das Ausspielen mobiler Werbung kann Apple durch die Datensammlung beispielsweise feststellen, wo sich wann besonders viele iPhone-Nutzer aufhalten - und dann in der entsprechenden Kampagne dort die entsprechenden mobilen Anzeigen in den Apps platzieren. Apple-Anwalt Sewell gibt auch die Auswertung zur Erfassung von Verkehrsinformationen als Möglichkeit an.

Bereits die Vorgänger-iPhones sammelten offenbar Standortdaten, schickten diese jedoch anonymisiert an Google und Skyhook Wireless. Seit 2008 will sich Apple anscheinend unabhängiger von anderen Firmen machen und führt eine eigene Datenbank.

Kritiker bemängeln, dass die Kunden über die Verwertung ihrer Standortdaten vor der iSpy-Affäre nicht ausreichend informiert worden seien.

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