iCracked:Bei Anruf iPhone-Reparatur

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"Ich habe schon immer gerne Sachen auseinander- und wieder zusammengebaut." AJ Forsythe. (Foto: oh)

Mal wieder ein kaputter iPhone-Bildschirm? Auf Einschicken und wochenlange Wartezeiten haben viele Kunden keine Lust. Ein 21-Jähriger hatte vor ein paar Jahren eine Idee - und verdient damit Millionen.

Von Helmut Martin-Jung

Ein solches Lachen kann man nicht spielen. Man muss schon so gut drauf sein, eine solche Energie ausstrahlen wie dieser junge Mann mit dem Strubbelbart und dem nur mühsam gebändigten Haar. Das tiefe Lachen, es sprudelt einfach heraus aus AJ Forsythe, wenn er erzählt, wie es dazu kam, dass er in ein paar Jahren aus einem Studentenjob ein Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen gemacht hat.

Forsythe, der in Kalifornien Psychologie studierte, hatte schon viel ausprobiert. Er hatte mit seinem älteren Bruder Wein angebaut, trat im Uni-Team als Ringer an, was ihm Studiengebühren ersparte. Und "ich habe schon immer gerne Sachen auseinander- und wieder zusammengebaut".

Dass dies die Geschäftsidee sein könnte, nach der er immer gesucht hatte, dämmerte ihm, kurz nachdem er vor einigen Jahren den zerbrochenen Bildschirm seines iPhones kurzerhand selbst in Ordnung gebracht hatte. In der Unibibliothek hängte er selbstgestaltete Werbezettel in Neonfarben aus, auf denen er anbot, kaputte iPhones zu reparieren. Schon am nächsten Tag bekam er fünf Anrufe, die Idee für seine Firma iCracked war geboren.

Im Durchschnitt kostet eine Reparatur 99 Dollar

Aber Forsythes Unternehmen ist nicht einfach nur eine weitere Handy-Klinik oder ein weiterer iPhone-Doktor. Davon gibt es schon genug. Es ist ein ganzes System. Denn der heute 26-Jährige erkannte, dass es für viele Kunden ein Problem ist, ihr Gerät mit der Post einzuschicken oder es beim Reparaturservice für längere Zeit abzugeben. Er engagierte stattdessen Techniker, die sich mit den Kunden irgendwo treffen oder auch zu ihnen nach Hause kommen. 1800 solcher "iTechs", wie die Außendienstler bei iCracked heißen, gibt es schon weltweit, und AJ Forsythe rühmt sich, dass er unter den vielen Bewerbern nur die besten aussuche. "Jeden Monat reparieren unsere iTechs Zehntausende von Geräten."

Angefordert werden sie natürlich über eine App, in der man angibt, was kaputt ist und wann und wo man die Reparatur machen lassen will. Im Durchschnitt kostet eine Reparatur 99 Dollar. Einen Teil des Geldes erhält der Außendienst-Mitarbeiter. Denn die iTechs sind nicht fest angestellt, sondern arbeiten als Selbständige. Von der Firma mit Hauptsitz in San Francisco bekommen sie das nötige Werkzeug und die Ersatzteile.

Das Ziel: Ein "Einer-für-alles-Angebot" für technische Geräte

In Großbritannien ist iCracked schon länger aktiv, nun kommt der Dienst auch nach Deutschland. Etwa 40 iTechs gibt es bereits, bis zum Jahresende will Forsythe in Deutschland 150 Mitarbeiter am Start haben. Vor Kurzem war die Launch-Party in Berlin, außerdem ist eine deutsche Version der App in Vorbereitung. Doch wenn es nach dem energiegeladenen Gründer Forsythe geht, ist das alles nur der Anfang. Nicht nur, weil er schon bald weltweit an die 5000 iTechs im Einsatz haben möchte. Er bietet auch eine Geräteversicherung an und konkurriert dabei mit großen Anbietern, nicht zuletzt Apple.

Derzeit kümmern sich die iTechs um Geräte von Apple, iPhones, iPads und iPods sowie um solche von Samsung. Doch auch das soll nicht für immer so bleiben. "Wir wollen ein Einer-für-alles-Angebot für technische Geräte werden", sagt Forsythe und lacht wieder sein sprudelndes Lachen, "das Ziel ist ein ganzes mobiles Ökosystem". Egal, ob Fernseher oder Kühlschrank oder das iPhone, man holt sich über die App einen Termin, und der Reparaturservice kommt ins Haus.

Die Arbeit dürfte ihm und seinen vielen iTechs so schnell nicht ausgehen. Allein in diesem Jahr sollen nach Zahlen der Marktforscher von Gartner knapp zwei Milliarden Handys verkauft werden, ein hoher Anteil davon Smartphones. Und eine Menge an Bildschirmen, die zu Bruch gehen können.

© SZ vom 23.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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