Handy als Geldbörse:Telekom-Trio schmiedet mobile Bezahl-Allianz

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Telekom, Vodafone und Telefonica O2 machen gemeinsame Sache: Damit ihre Kunden das Handy künftig auch zur Bezahlung nutzen können, gründen die drei Mobilfunk-Firmen ein gemeinsames Unternehmen. Die Zeit drängt: Die Konkurrenz experimentiert längst mit der Technik, die das bargeldlose Bezahlen revolutionieren könnte.

Spät, aber nicht zu spät: Die drei Mobilfunkkonzerne Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica O2 wollen gemeinsam das Handy zur mobilen Geldbörse machen. Die drei Konzerne kündigten am Dienstag die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem Ziel an, Kredit- oder EC-Karten Konkurrenz zu machen. Es soll noch in diesem Jahr an den Start gehen.

Das Handy als Geldbörse: Schon lange (hier: Archivbild einer Präsentation aus dem Jahr 2008) preisen Mobilfunk-Unternehmen die Nahfeld-Technologie - die neue Smartphone-Generation soll nun der Technik zum Durchbruch verhelfen. (Foto: REUTERS)

Telefonica-Manager Michiel van Eldik sagte bei der Präsentation der Pläne, das Bezahlen per Handy werde künftig eine wachsende Rolle im Alltag spielen. "Ich gehe davon aus, dass Kunden bereits im nächsten Jahr ihre Kreditkarte zu Hause lassen und stattdessen auf die Bezahlung mit dem Handy umstellen", fügte er hinzu.

Die Unternehmen kooperieren bereits seit 2009 beim mobilen Bezahlen, kamen aber bisher kaum voran. Das neue Joint-Venture mit dem Namen "Mypass" soll nun die Abstimmungsprozesse vereinfachen.

Der Schritt beweist vor allem, dass die Telekom-Riesen Angst davor haben, den Anschluss zu verlieren. In jüngster Zeit sind einige Konkurrenzprojekte, unter anderem vom Internet-Giganten Google, auf den Markt gekommen. Der US-Internetkonzern hat hierfür in den USA bereits Kooperationen mit MasterCard und Citigroup abgeschlossen.

Um das Smartphone zur Geldbörse zu machen, benötigt dieses einen Chip zur Nahfeldkommunikation (NFC). Dieser ist bereits in einigen aktuellen Android-Telefonen und Blackberry-Smartphones eingebaut und wird wahrscheinlich auch eine Komponente des für Herbst erwarteten iPhone 5 werden.

Drahtlos an der Supermarktkasse

Die Nahfeld-Chips basieren auf der RFID-Technik (Radio Frequency Identification), die bereits seit längerem in der Logistik eingesetzt wird: Dabei werden beispielsweise Waren mit einem Aufkleber versehen, die einen Chip mit einer kleinen Antenne enthalten. Wird dieser etwa zehn bis 20 Zentimeter vor ein Lesegerät gehalten, baut sich ein elektromagnetisches Feld auf, worauf Lesegerät und Chip kommunizieren können, also Informationen ausgelesen und geschrieben werden können.

Mit der NFC-Technik ausgerüstete Smartphones könnten auf ähnliche Weise als Kreditkarte funktionieren und zum Beispiel an der Supermarktkasse die bargeldlose Bezahlung ermöglichen. Umgekehrt können solche Handys aber auch als Lesegerät verwendet werden: Damit ist es möglich, dass Smartphone-Benutzer sich auch drahtlos gegenseitig Geld überweisen oder beim Shopping Informationen aus Kleidungsstücken auslesen, falls in diese ein entsprechender Chip eingearbeitet wurde.

Prepaid-Variante bevorzugt

Derzeit ist noch unklar, wie das geplanten Bezahlsystem der drei Telekom-Firmen funktionieren wird und welche Partnerbanken und Einzelhandel-Unternehmen bei möglichen Pilotprojekten mitwirken.

Auch die Frage nach den Zugriffsrechten ist noch nicht geklärt: Erhält die Handysoftware direkten Kontozugriff, wäre es theoretisch ohne Autorisierung möglich, mit einem gestohlenen Smartphone Einkaufen zu gehen.

In Feldversuchen greifen Kreditkarten-Unternehmen deshalb auf ein Prepaid-System zurück, das der in die EC-Karte eingebaute Geldkarten-Funktion ähnelt: Nutzer müssen hier ihr NFC-Konto vorher aufladen und können nur bis zu einem bestimmten Betrag mit dem Smartphone zahlen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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