Großbritannien:Tödliche Facebook-Falle

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Ein Sexualstraftäter gab sich auf Facebook als Teenager aus und ermordete eine 17-Jährige: Nun diskutiert Großbritannien über Online-Beschränkungen für Kriminelle.

Zwei Morde, die mit sozialen Netzwerken im Internet zu tun haben, lösen in Großbritannien eine neue Diskussion über die Gefahr von Online-Kontakten aus. In Zukunft müssten unter anderem die Internet-Aktivitäten von bereits bekannten Sexualstraftätern genauer beobachtet werden, forderte Innenminister Alan Johnson.

Er rief vor allem Jugendliche auf, sich mit Wildfremden aus dem Web nur an öffentlichen Orten zu treffen - und immer jemandem vorher davon zu erzählen.

Für viel Aufsehen hatte der Fall einer 17-Jährigen gesorgt, die im vergangenen Oktober im englischen Sedgefield von einem Sexualstraftäter vergewaltigt und ermordet worden war. Der Mann war am Montag zu mindestens 35 Jahren Haft verurteilt worden.

Der 33- Jährige hatte sich bei Facebook als 19-Jähriger ausgegeben und mit dem Mädchen geflirtet. Er hatte sie zu einem Treffen überredet und ihr erklärt, sein Vater würde sie abholen. Nachdem sie in seinen Wagen eingestiegen war, hatte er sie auf einen abgelegenen Rastplatz gebracht und dort das Verbrechen verübt.

Facebook verzichtet auf Panikknopf

Die Mutter der Schülerin rief Eltern am Rande des Prozesses dazu auf, das Verhalten ihrer Kinder auf Facebook genau zu beobachten. Ihre Tochter habe "einen einzigen Fehler gemacht und dafür mit ihrem Leben bezahlt", sagte sie.

Einige soziale Netzwerke in Großbritannien haben einen "Panikknopf" eingerichtet, über den Jugendliche die Betreiber des Netzwerks alarmieren können, wenn sie glauben, von einem Pädophilen kontaktiert worden zu sein.

Im vergangenen Jahr wurden aufgrund solcher Hinweise 267 Menschen verhaftet. Facebook weigert sich bislang, eine Funktion einzuführen und begründet dies damit, eigene Warnmechanismen zu besitzen. In der britischen Tageszeitung Independent forderte ein Vertreter einer Kinderschutzorganisation, die Online-Aktivitäten von schweren Straftätern besser zu überwachen.

Ein Gesetz, wonach Sexualstraftäter den Behörden ihre E-Mail-Adresse bekannt machen müssen, wurde in Großbritannien vom Obersten Gerichtshof verworfen, da eine solche Regelung nicht mit den Menschenrechtsgesetzen des Landes vereinbar sei. Derzeit läuft ein Revisionsverfahren.

Auch Polizei in der Kritik

Neben Facebook steht allerdings auch die britische Polizei in der Kritik: Der Täter war in einer Kartei für Sexualstraftäter vermerkt, hatte die Behörden aber nicht wie gefordert über Wohnortwechsel auf dem Laufenden gehalten. Über ein Jahr hatten die Beamten ihn aus den Augen verloren, ehe sie eine Großfahndung auslösten.

Auch in einem anderen Mordfall in Großbritannien spielt Facebook eine Rolle: Am Dienstag wurde ein Mann aus dem karibischen Staat Trinidad und Tobago zu 22 Jahren Haft verurteilt, weil er seine Ex-Freundin ermordet hatte. Die 27-Jährige hatte ihren Freund verlassen und war aus der Karibik nach England zurückgekehrt.

Die beiden waren aber weiter über Facebook in Kontakt, so dass der 25-Jährige Fotos vom neuen Freund seiner Ex sah. Voller Eifersucht setzte er sich daraufhin in ein Flugzeug und erstach die Frau vergangenes Jahr in ihrer Wohnung in London.

© sueddeutsche.de/joku/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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