Google Project Ara:Smartphone zum Selberbauen

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Ein Smartphone mit noch mehr Funktionen? Das "Project Ara" von Google lässt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzen. So sollen veraltete Teile gegen neuere ausgetauscht werden können. Bald soll das Gerät auf den Markt kommen - wenn auch vorerst nur in Puerto Rico.

Von Helmut Martin-Jung, München

Wenn Smartphone-Hasser einen überzeugten Handy-Besitzer ärgern wollen, dann fragen sie ihn Dinge wie: Kannst du damit auch Kaffee kochen? Mit einem Mobiltelefon einen Espresso zuzubereiten, daraus wird wohl noch sehr lange nichts. Das modulare Konzept namens Project Ara jedoch, das der Internetkonzern Google entwickelt hat, könnte den ohnehin schon recht multifunktionalen mobilen Geräten noch eine ganze Menge neuer Fähigkeiten verleihen.

Und nicht nur das, denn Google liefert im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Gerüst. Die übrigen Bauteile - vom Akku bis hin zu allen möglichen Zusatzmodulen - sollen Dritthersteller entwickeln und bauen.

Dieses Konzept hatte Google bereits 2013 vorgestellt. Jetzt, auf der zweiten Ara-Entwicklerkonferenz, kündigte der Konzern an, dass noch in diesem Jahr - aller Voraussicht nach im vierten Quartal - die ersten Geräte und Module ausgeliefert werden sollen. Und zwar nur in Puerto Rico. Englisch ist in dem Freistaat in der Karibik die zweite Amtssprache, für die Genehmigung von Mobilfunkgeräten ist die Federal Communications Commission, also die US-Regulierungsbehörde, zuständig.

Teile wechseln im laufenden Betrieb

Als Basis der Geräte, die es vorerst in drei Größen geben soll, dient ein sogenanntes Endoskelett. An diese können per Magnethalterung verschiedene Module angebracht, aber auch im laufenden Betrieb gewechselt werden. Google, das die Endoskelette liefern will, stellt den Hardware-Partnern ein sogenanntes Module Developers Kit zur Verfügung, einen digitalen Werkzeugkasten zur Verfügung, in dem die nötigen Informationen hinterlegt sind, um die Module passend fertigen zu können. Die Module - genannt wird zum Beispiel eines, mit dem sich der Blutzucker messen lässt - will Google später online verkaufen.

Beim Project Ara geht es aber nicht nur darum, Smartphones mit noch mehr Funktionen zu entwickeln. Da Teile ausgetauscht werden können, die schnell veralten - etwa der Prozessor -, hofft man , dass wenigstens einige Komponenten länger verwendet werden können. So schlank und leicht wie heutige Spitzenhandys aber werden die Baustein-Handys nicht sein - und auch nicht konkurrenzlos. Mehrere andere Unternehmen haben bereits ähnliche Konzepte angekündigt.

© SZ vom 16.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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