Flugreisen:Diese Apps bieten Wlan-Zugang und Orientierung an Flughäfen

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Neue Apps sollen den Flughafenaufenthalt weniger stressig gestalten. (Foto: dpa)
  • Drei Apps wollen Flugreisenden den Aufenthalt und die Orientierung an Flughäfen erleichtern.
  • Sie verbinden sich beispielsweise automatisch mit den Wlan-Netzwerken der Flughäfen und machen eine Passworteingabe überflüssig.
  • Praktisch sind auch Übersichtskarten, Benachrichtigungen bei Verspätungen oder ein Check-in per App.
  • SZ.de hat Flio, App in the air und Wifox getestet.

Von Sebastian Gluschak

Fliegen ist für die meisten Menschen normal geworden und kaum komplizierter, als per Bus und Bahn zu reisen. Doch es gibt Situationen, in denen sich Flugreisende Unterstützung wünschen. Wenn in der Sicherheitskontrolle vor dem Gate die Windeln des Babys voll sind - wo ist dann der nächste Wickeltisch? Wenn der Anschlussflug zum Geschäftstermin verspätet ist und der Smartphone-Akku schlapp macht - wo ist die nächste Steckdose?

Stephan Uhrenbacher, Gründer der Flio-App, möchte solche Probleme lösen und glaubt, dass Reisende an Flughäfen mehr Orientierung brauchen. "Bis man die Sicherheitskontrolle hinter sich und das Gate in Sichtweite hat, ist man in einer Stresssituation. Und danach eher gelangweilt." Das müsse nicht sein. "Wir wollen den Reisenden alle denkbaren Tips geben, damit sie am Flughafen einen angenehmen Aufenthalt haben. Das übliche Googeln reicht nicht aus", sagt der Unternehmer.

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Es gibt mehrere Apps, die versuchen, eine Art besseres Flughafen-Google zu sein. SZ.de hat Flio, App in the air und Wifox getestet.

Flio kennt fast jeden Winkel am Flughafen

Von Accra in Ghana bis Zhengzhou in China hat Flio Daten aus 950 Flughäfen gesammelt und für Nutzer aufbereitet. Dafür sei eine ganze Armada an Freelancern unterwegs gewesen, sagt Uhrenbacher. Per GPS erkennt die App, an welchem Terminal man sich befindet. Dann kann es losgehen: Etwas essen? Flio schlägt Restaurants vor und gibt gleich 20 Prozent Rabatt dazu. In die Stadt fahren? Über Kooperationen kann man direkt über die App ohne Aufpreis Autos mieten oder Züge buchen.

Besonders stolz ist Uhrenbacher auf die Karten, die den Reisenden vor allem an großen, internationalen Drehkreuzen Orientierung bieten sollen. "Solche Flughafenübersichten gibt es in dieser Form nur bei Flio", sagt er. Die Entwickler haben dazu die hinterlegten Flughäfen von Google Maps erweitert, indem sie detailliertere Orientierungshilfen mit den Google-Karten verknüpften.

Auch Geldautomaten, Apotheken und selbst Duschen an einigen Regionalflughäfen sind hinterlegt. Nützlich ist die Flugübersicht, die über eine automatische Schnittstelle aktuelle Statusänderungen, zum Beispiel Verspätungen, einspeist und den Weg zur nächsten Anzeigetafel überflüssig machen soll. Die praktischste Funktion der App ist aber Wlan auf Knopfdruck: Automatisch erkennt sie das offizielle Flughafennetzwerk, stellt eine Verbindung her und erspart so die Passworteingabe. Allerdings fragen die Betreiber anschließend teilweise noch Nutzerdaten ab, die man selbst angeben muss.

Flios Stärke ist gleichzeitig eine Schwäche: Die Menge an Informationen kann verwirren, angesichts der vielen Hinweise und Funktionen wäre etwas mehr Struktur hilfreich. Auch sind bislang nur für rund 25 Prozent der Flughäfen alle Funktionen hinterlegt. Und während die integrierten Dienste wie Wlan und Autovermietung interaktiv bedient werden können, gibt es viele der Hinweise nur in klassischer Textform - trotzdem hilfreich, aber ein irritierender Kontrast zur bildstarken Flughafen-Übersicht. Sprachlich setzt das achtköpfige Start-up aus Hamburg momentan nur auf Englisch, denn die App soll vor allem international erfolgreich sein.

Flio ist kostenlos und sowohl für iOS und Android Smartphones verfügbar.

App in the air hat eine ähnliche Zielsetzung wie Flio, nutzt jedoch eine etwas andere Nutzerführung. Die App bereitet den Fluggast konkret auf die nächste Reise vor. Entweder, er gibt manuell die Flugnummer ein, oder die App importiert automatisch alle anstehenden Flüge aus dem Email-Anbieter Gmail.

Den Kern der App bildet eine Übersichtstafel, auf der Check-in-, Boarding- und Abflugzeiten übersichtlich hinterlegt sind. Benachrichtigungen über den Flugstatus muss der Nutzer jedoch durch einen einmaligen In-App-Kauf in Höhe von 5,49 Euro freischalten. Auch in der kostenlosen Version kann man innerhalb der App einchecken, das erspart den Login auf der Website der Fluglinie. Für Reisende, die regelmäßig Fluglinien wechseln, kann das ein Segen sein.

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Stück für Stück wird es in Deutschland einfacher, öffentliches Wlan anzubieten. Aber sicher sind die Zugänge erst einmal nicht. Tipps zum sorglosen Surfen.

Um überraschend lange Warteschlangen zu vermeiden, gibt es eine Wartezeitenübersicht, die auf Crowdsourcing basiert: Die Anwender können der App Informationen mitteilen, die diese auswertet. Für München etwa haben 269 Nutzer im Durchschnitt zehn Minuten für die Passkontrolle benötigt. für die Sicherheitskontrolle waren es 15 Minuten. Die Daten sind zwar nicht live oder auf ein spezifisches Gate bezogen, bieten aber eine grobe Orientierung.

Mit wildfremden Passagieren chatten

Wer nicht alleine am Flughafen warten möchte, kann von der ortsbasierten Chatfunktion Gebrauch machen. Beim Test am Münchner Flughafen hat SZ.de neun andere Nutzer gefunden. Die wildfremden Menschen haben bereitwillig Fragen zu ihrer Erfahrung mit App in the air beantwortetet. Man kann sich natürlich auch zu einem Kaffee verabreden. Dennoch ist das vorerst nicht mehr als ein nettes Gimmick - hilfreicher sind die Flughafentipps, die jeder hinterlassen kann.

Mit dem Wlan-Zugang hilft die App ebenfalls, aber nur wenn man Monats- oder gar Jahresabos abschließt. Ärgerlich: die Kreditkartendaten werden abgefragt, bevor man den Preis dafür erfährt. App in the air arbeitet nach dem Freemium Modell: Die Grundversion ist gratis, für Zusatzangebote sind In-App-Käufe nötig. Dabei ist Vorsicht geboten, denn die Preise liegen teils bei mehr als 30 Euro.

US-Blogs und Nutzer in sozialen Medien feiern derzeit eine andere App: Wifox. Mit integrierten Check-ins und Schnittstellenfunktionen hat Initiator Anil Polat nichts am Hut. In seiner App geht es einfach nur um kostenloses Internet an Flughäfen. In einer auf Google Maps basierten Karte sind mehr als 320 Flughäfen mit diversen Wlan-Zugängen in Textform hinterlegt.

Neben den offiziellen Flughafen-Netzen finden sich über Wifox auch Internetzugänge von Cafés und Restaurants sowie Hinweise zur Empfangsstärke, falls man sie von außerhalb abgreifen möchten. "Ein Kavaliersdelikt", sagt Polat dazu am Telefon. Viele Betreiber stellen ihre Netze eigentlich nur ihren Kunden zur Verfügung. Das Surfen im fremden Wlan gilt in Deutschland allerdings nicht als strafbar.

Bei Netzzugängen im öffentlichen Raum sollte man aber stets vorsichtig sein. Oft handelt es sich um unverschlüsselte Verbindungen, in denen das Smartphone leicht angegriffen und ausspioniert werden kann. Wer solche Verbindungen nutzt, sollte sich vorher über Schutzmaßnahmen informieren - zum Beispiel per VPN.

Die Ideen sind gut, aber unausgereift

Polat ist eigentlich Entwickler und Reiseblogger. Gerne würde er jedes Land der Erde besuchen, sagt er. Bei einem seiner Flughafenaufenthalte kam ihm die Idee, die vorhandenen Internetzugänge über sein Blog zu teilen. "Jetzt hoffe ich, dass die Menschen mitmachen und mir die Informationen senden, so dass wir die ganze Welt abdecken können." Größere Weiterentwicklungen habe er nicht vor. Der Download der App kostet rund zwei Euro, "um die Unkosten zu decken". Die Browserversion ist gratis und auf Polats Blog verfügbar.

Neben dem Wlan-Zugang haben die drei Apps ein gemeinsames Ziel: einen angenehmeren Flughafenaufenthalt. An Ideen mangelt es nicht, im Gegenteil: Es scheint, als probierten die Entwickler noch auf vielfältige Weise aus, auf was es dem Nutzer am Flughafen wirklich ankommt.

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Klar ist auch: Die Apps sind für einen speziellen Markt und vor allem für Vielflieger und Geschäftsreisende konzipiert. Stephan Uhrenbacher erwartet mehr Konkurrenz, "weil die großen Flughäfen die Einzigen sind, die im Reisegeschäft noch konstant profitabel arbeiten".

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