Eingebettete Beiträge:Facebook will mehr Twitter sein

Lesezeit: 2 min

Facebook-Beiträge sollen in Zukunft auch auf anderen Seiten eingebettet werden können. (Foto: REUTERS)

Erst auf die eigene Pinnwand geschrieben, dann von der Welt entdeckt: Beiträge auf Facebook können bald nicht nur von den eigenen Freunde gelesen, sondern unkompliziert auf anderen Webseiten eingebaut werden. Das soziale Netzwerk hat gute Gründe dafür, seinen Usern die Intimität zu nehmen.

Von Matthias Huber

Früher waren alle noch Freunde. Was auch immer man auf Facebook teilte - es war nur für Leute bestimmt, die man vorher einzeln als persönlichen Kontakt bestätigt hatte. Schon seit fast zwei Jahren können die Nutzer ihre kurzen Texte, Bilder und Videos auch für die gesamte Online-Welt freigeben. Nur war die Chance, dass sie jemals von irgendjemandem außer besagten Freunden gefunden wurden, relativ gering. Bis jetzt.

Öffentliche Äußerungen auf Facebook können bald auf jeder Webseite auftauchen. Denn das Netzwerk kopiert erneut eine Funktion des Kurznachrichtendienstes Twitter: Öffentliche Beiträge können bald auch auf anderen Webseiten eingebettet werden. Für einzelne Tweets ist das schon seit langem möglich. So können Blogs und Webseitenbetreiber den kompletten Inhalt des Beitrags anzeigen lassen, anstatt wie bisher den Leser nur per Link auf das Original verweisen zu können. Wie alle neuen Facebook-Funktionen wird auch diese erst nach und nach allen Usern zugänglich gemacht.

Dass das größte Netzwerk der Welt andere Social-Media-Plattformen nachahmt, ist nicht neu. Der Kurznachrichtendienst Twitter scheint ein besonders beliebtes Vorbild zu sein. Erst vor vier Wochen führte Facebook die von Twitter bekannten Hashtags ein - mit einem Rautensymbol markierte Schlagworte, nach denen per Mausklick in allen für den User zugänglichen Beiträgen gesucht werden kann. Als Facebook vor zwei Jahren die Möglichkeit einführte, auch die öffentlichen Beiträge von Nutzern zu abonnieren, mit denen man nicht befreundet ist, war das eine offensichtliche Annäherung an den Kurznachrichtendienst - selbst den Begriff "Follower" führte Facebook wenig später ein. Und auch die vor kurzem eingeführten "verifizierten" Nutzerkonten gibt es bei Twitter bereits seit 2009.

Facebook wollte Nutzer innerhalb der eigenen Mauern halten

Doch die neuen Funktionen sind keineswegs nur technologische Aufholjagd, sondern auch ein Zeichen für einen grundsätzlichen Strategiewechsel. Bis vor wenigen Jahren hatte sich Facebook seinen Usern noch als ein Ort präsentiert, an dem es hauptsächlich um persönliche, private Kommunikation ging. Die viele Zeit, die Nutzer auf der Plattform verbrachten, war im Verhandeln um Anzeigenpreise ein gutes Argument. Kein Wunder, dass Facebook für Entwickler wie Zynga Anreize setzte, für die User kurzweilige Spielchen wie "Farmville" bereitzustellen. Und generell alles dafür tat, dass die Nutzer ständig eingeloggt waren und den damals noch von deutlich höheren Mauern umgebenen Garten des sozialen Netzwerks möglichst selten verließen.

Das Gegenteil passiert nun mit den eingebetteten Beiträgen: Facebook-Postings finden sich jetzt auch außerhalb wieder, auf anderen Webseiten. Facebook selbst kann diese eingebetteten Beiträge nicht selbst mit Anzeigen vermarkten - die fremden Webseiten-Betreiber aber schon. Doch darum geht es auch gar nicht.

Facebook will als Informationsquelle gelten

Denn vor lauter scheinbarer Intimität hat Facebook als Informationsquelle bislang kaum einen Wert. Twitter dagegen gilt manchem bereits als eine Art Nachrichtenagentur. Was bei Facebook erscheint - ob öffentlich oder nur für "Friends" -, taucht nur in den Nachrichtenspalten der Abonnenten auf. Wenn es nicht ohnehin vom Algorithmus ausgeblendet wird, weil dieser es nicht für anzeigenswert erachtet. Die Einführung der Hashtags war ein erster Schritt, diese Inhalte besser auffindbar zu machen.

Jetzt sollen die Einträge auch noch an anderen Orten auftauchen. Dort sind sie mit allen Schaltflächen ausgestattet, für die Facebook bekannt ist. Leser können kommentieren und weiterverbreiten und natürlich Beitrag oder Autor "liken". Bei ihnen soll das Bewusstsein dafür wachsen, dass sich auf Facebook originäre Informationen finden lassen. Die Mauer rund um Facebook bekommt ein weiteres Tor. Dort sollen noch mehr Menschen hereinkommen - und noch mehr Daten über ihr Internet-Nutzungsverhalten mitbringen.

Linktipp: Mat Honan argumentiert auf wired.com , dass die sogenannten "embedded posts" die logische Konsequenz aus dem Facebook-Börsengang sind.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: