Drogenkrieg in Mexiko:Blogger enthauptet aufgefunden

Lesezeit: 2 min

In der mexikanischen Grenzstadt Nuevo Laredo haben Unbekannte einen Blogger enthauptet - es ist bereits der vierte Internet-Aktivist, der im brutalen Drogenkrieg hingerichtet wurde. Alles deutet darauf hin, dass das Drogenkartell "Los Zetas" hinter dem Mord steckt.

Die mexikanische Drogenmafia geht offenbar immer brutaler gegen ihre Online-Kritiker vor: In der nördlichen Grenzstadt Nuevo Laredo fanden die Behörden die enthauptete Leiche eines 35-jährigen Bloggers. Der Mann trug den Spitznamen "der Geiger" und moderierte ein bekanntes soziales Netzwerk in Mexiko. Dies berichtet Wired.com unter Berufung auf mexikanische Medien.

Drogenkrieg in Mexiko
:Kampf gegen die Killer

Immer wieder präsentiert die Polizei in Mexiko festgenommene Killer. In der letzten Zeit gingen ihr Massenmörder ins Netz, die viele Hunderte Todesbefehle aussprachen. Aber auch Kinder, die für die Gangs arbeiteten.

Neben der Leiche, die Merkmale von Folter aufwies, hinterließen die unbekannten Täter auf einem Pappschild eine Botschaft, die sich direkt an ihre Online-Kritiker richtet. "Hallo, ich bin 'der Geiger'", steht da zu lesen, "das hier ist mir passiert, weil ich nicht kapiert habe, dass ich einige Dinge besser nicht in sozialen Netzwerken veröffentlichen sollte. Vergesst niemals, was mir passiert ist."

Wie die Online-Seite Rubionews berichtet, wurden zudem explizit einige Internet-Seiten wie Blog del narco und Denuncia Ciudadana gewarnt, dass auch sie im Visier der Täter seien.

Der Drogenkrieg in Mexiko hat mehr als 45.000 Menschenleben gefordert, seitdem die Regierung den Drogenbanden im Jahr 2006 den Kampf angesagt hatte. Nachdem in den vergangenen Jahren mehr als 80 Journalisten ermordet wurden, trauen sich viele Zeitungen in den betroffenen Gebieten nicht mehr, über die Geschehnisse zu berichten. In den vergangenen Monaten hatten die Bürger deshalb immer häufiger auf Blogs oder soziale Netzwerke zurückgegriffen, um vor aktuellen Gefechten oder verdächtigen Vorkommnissen zu warnen.

Bereits der vierte tote Internet-Aktivist

Die "Internetpetzen" sind Kartellen wie "Los Zetas" jedoch längst ein Dorn im Auge: Der "Geiger" ist bereits der vierte Internet-Aktivist innerhalb von zwei Monaten, der für seine Online-Postings mit dem Leben bezahlen musste.

[] Am 13. September wurden ein Mann und eine Frau aufgehängt unter einer Brücke in Nuevo Laredo vorgefunden. Neben ihnen hinterließen die unbekannten Täter ein Plakat, auf dem eine Warnung für die Betreiber einer anonymen Tippgeber-Seite sowie das Blog Del Narco zu lesen war.

[] Am 25. September wurde die Journalistin Marisol Macias Castaneda enthauptet aufgefunden - an der gleichen Stelle wie der nun ermordete Blogger. Unter dem Namen "Das Mädchen aus Laredo" hatte sie regelmäßig über den Drogenkrieg berichtet. Neben ihrer Leiche hinterließen die Täter eine Tastatur und ein Schreiben, in dem es hieß: "Ich bin hier wegen meiner und Eurer Berichte. Was mir passiert ist, habe ich meinen Aktionen zu verdanken."

Alle drei Schreiben waren mit dem Buchstaben Z markiert - der Abkürzung für "Los Zetas".

Teile des Internet-Kollektivs Anonymous haben aufgrund der Morde gedroht, Namen von Politikern, Polizisten und Journalisten zu veröffentlichen, die mit der Drogenmafia in Verbindung stehen.

Anonymous erneuert Drohung

Ende Oktober soll ein mutmaßliches Mitglied der Gruppe im Bundesstaat Veracruz entführt worden sein, es wurde Berichten zufolge jedoch wenige Tage später wieder freigelassen.

Die Anonymous-Hacker haben ihre Drohung inzwischen erneuert. Sie sollen einem Bericht von Spiegel Online zufolge im Besitz Zehntausender E-Mails mexikanischer Behörden sein, in denen unter anderem Beweise für Korruption zu finden seien.

© sueddeutsche.de/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: