Forschungsprojekt:Dieser Roboter soll Flüchtlingskindern Deutsch beibringen

Lesezeit: 2 min

Roboter Nao bei der Arbeit (Foto: dpa)
  • Um Kinder aus Zuwandererfamilien erfolgreich ins deutsche Bildungssystem integrieren zu können, müssen sie schnell die Sprache erlernen.
  • Forscher arbeiten nun daran, kleine Kinder beim Deutschlernen mit einem humanoiden Roboter zu unterstützen.

Von Matthias Kohlmaier

Von den unter zehnjährigen Kindern in Deutschland hat mehr als ein Drittel einen Migrationshintergrund. Allein im vergangenen Jahr sind mehr als 150 000 Kinder nach Deutschland gekommen, die sofort oder sehr bald ins Bildungssystem integriert werden sollen. Ein Hindernis ist die Sprachbarriere. Im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts arbeitet unter anderem die Universität Bielefeld daran, für die Zukunft Roboter als neue Sprachlehrer für Zuwandererkinder zu rekrutieren.

Für das Projekt "L2TOR", das im Januar startet und drei Jahre laufen soll, kooperieren Informatiker, Pädagogen und Sprachwissenschaftler aus mehreren Universitäten. "Wir untersuchen, wie interaktive Roboter genutzt werden können, um Kindern zwischen vier und sechs Jahren eine Zweitsprache zu vermitteln", sagt Stefan Kopp, Leiter der Forschungsgruppe "Kognitive Systeme und soziale Interaktion" an der Bielefelder Uni.

Integration an deutschen Schulen
:"Ich bin gewonnen!"

In Willkommensklassen sollen die Kinder Geflüchteter Deutsch lernen. Doch das Lehrpersonal ist ebenso knapp wie das Geld. Ein täglicher Kraftakt - der oft belohnt wird.

Von Matthias Kohlmaier

Als Basis dienen der von einer französischen Firma hergestellte humanoide Roboter Nao und ein Tablet-Computer. "Wir programmieren die Roboter so, dass sie sich ansprechend bewegen und auf die Kinder nicht beängstigend wirken", sagt Wissenschaftlerin Kirsten Bergmann. Ohnehin reagierten die jungen Lerner auf humanoide Roboter sehr positiv. Zudem wolle man Nao im Sinne des Lernerfolgs so programmieren, dass er anhand von Gestik und Mimik erkennen kann, "wie sich das Kind fühlt und ob es zum Beispiel frustriert oder ratlos ist".

Um den Kindern Feedback geben zu können, soll der Roboter sowohl die zu erlernende Sprache als auch die Muttersprache des Kindes beherrschen. "Solange das Kind die Zielsprache noch nicht so gut versteht, wird der Roboter sicherlich mehr in der Muttersprache des Kindes kommunizieren", sagt Bergmann. Das solle aber mit dem Lernfortschritt Stück für Stück weniger werden. Ziel sei es, dass Roboter und Kind nur noch in der neu erlernten Sprache kommunizieren.

Sprachen lernen wie mit den Eltern

Um das möglichst schnell zu erreichen, orientieren sich die Forscher an dem Modell, mit dem Kinder ihre Muttersprache erlernen - der Eins-zu-eins-Kommunikation. Dabei stellen sich die Mutter oder der Vater sehr gut auf das Kind ein, erklärt Bergmann: "Man spricht mit Kindern langsam, verwendet einfache Sätze und betont deutlicher." Merkt der Erwachsene, dass das Kind mehr versteht und sagen kann, schraubt er die Anforderungen in der Kommunikation unbewusst langsam nach oben, um die Sprachkompetenz des Kindes kontinuierlich zu steigern. "Genau dieses Lernszenario wollen wir auf die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine übertragen", sagt Kirsten Bergmann. So sollen die Kinder schnell in der Lage sein, Nao mit Hilfe auf dem Tablet gezeigter Bilder kurze Geschichten zu erzählen.

Die sprachliche Ausbildung von Kindern soll jedoch nicht komplett Robotern anvertraut werden. "Die Sprachförderung durch den Roboter ist eine individuelle Ergänzung zu den bestehenden Angeboten der Kindertagesstätten", sagt Stefan Kopp. "So geben wir eingewanderten Kindern die Chance, sich die neue Sprache spielerisch anzueignen - ebenso wie deutschen Kindern, erste Erfahrungen mit einer Fremdsprache wie Englisch zu machen."

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: