Es sind in diesem Jahr wohl eine Viertel Million Kinder und Jugendliche als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Doch Experten sehen die deutschen Schulen auch durch diese vielen neuen Schüler nicht überlastet. Allerdings könne es vor allem in Innenstadtbezirken mit sogenannten Brennpunktschulen zu einer Mehr- und sogar Überlastung einzelner Schulen kommen, heißt es in einem Report, den eine hochrangige Expertenkommission nun im Auftrag der Bosch-Stiftung vorgelegt hat.
Das Papier rechnet damit, dass 2015 etwa 155 000 Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter nach Deutschland geflüchtet sind. Mit ihnen würde die Zahl aller Schüler im Land - immerhin elf Millionen - nur um 1,4 Prozent wachsen. 94 000 jüngere Flüchtlingskinder hätten demnach Anspruch auf einen Platz in einer Krippe und einer Kita. Damit steige rechnerisch die Nachfrage nach Kita-Plätzen zwar um 3,5 Prozent. Allerdings würden Flüchtlingsfamilien ihre Kleinen erfahrungsgemäß seltener in eine Betreuung außer Haus schicken, vor allem dann nicht, wenn sie selbst noch in Sammelunterkünften untergebracht sind.
Integration an deutschen Schulen:"Ich bin gewonnen!"
In Willkommensklassen sollen die Kinder Geflüchteter Deutsch lernen. Doch das Lehrpersonal ist ebenso knapp wie das Geld. Ein täglicher Kraftakt - der oft belohnt wird.
Probleme sieht die Kommission, in der führende Vertreter von Politik, Behörden, Kirchen, Verbänden und Wissenschaft unter der Leitung des stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden Armin Laschet Handlungsempfehlungen für eine künftige Flüchtlingspolitik erarbeiten, allerdings auch. Vor allem für Jugendliche, die kurz vor der Volljährigkeit stehen, oder gar für junge Erwachsene, ist ein Schulbesuch nicht in allen Bundesländern grundsätzlich möglich, weil für sie dort die Schulpflicht etwa aufgrund von Altersgrenzen nicht greift.
Aber auch für jüngere Kinder ist die Wartezeit, bis sie in die Schule gehen müssen oder dürfen, in manchen Länder noch zu lange. Derzeit gilt etwa in Sachsen und Sachsen-Anhalt lediglich ein Recht zum Schulbesuch. Damit werde wertvolle Zeit für eine schnelle Integration vertan, es entstünden Bildungslücken, die später mühsam aufgeholt werden müssten. Die Experten verlangen daher, die Schulpflicht für asylsuchende Kinder überall spätestens drei Monate nach ihrer Antragstellung beginnen zu lassen. Berufsschulen sollten bundesweit verpflichtet werden, Flüchtlinge aufzunehmen, auch wenn diese nicht mehr schulpflichtig sind.
Außerdem fordern die Experten einen flächendeckenden Ausbau der sogenannten Vorbereitungsklassen, in denen die Schüler Deutsch lernen. Sie sollen zusätzlich in den Ferien und vom ersten Tag an auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge angeboten werden. Ziel allerdings solle sein, Flüchtlingskinder so schnell wie möglich in die Regelklassen gehen zu lassen.