Essen für Schüler:Salatlizenz

Lesezeit: 2 min

Wie man sich gesund ernährt, sollen Kinder nach Wunsch von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt mit einem Ernährungsführerschein in der Schule lernen.

Von Kristiana Ludwig, Berlin

Den Fahrradführerschein gibt es schon, genauso wie die Schwimmabzeichen oder die Siegerurkunde der Bundesjugendspiele. Und doch fehlt Kindern am Ende ihrer Grundschulzeit noch ein Dokument, um gesund und unfallfrei durchs Leben zu kommen - jedenfalls, wenn es nach Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) geht. Bald könnte allen Drittklässlern ein sogenannter Ernährungsführerschein bevorstehen.

Bereits seit 2007 bietet der Agrarinformationsdienst (AID) Lehrern ein entsprechendes Unterrichtskonzept an, mit dem sie in sechs bis sieben Doppelstunden den Kindern Kochen und Lebensmittelkunde nahebringen können. Im kommenden Jahr wird Schmidt den AID zum offiziellen Ernährungszentrum der Bundesregierung umwidmen. Dann wolle man den Ernährungsführerschein in alle Schulen bringen, sagt ein AID-Sprecher.

SZ PlusSchulverpflegung
:Krisenherd Bildung

Unkreativ, ungesund, ungenießbar - der Jammer über Schulessen in Deutschland ist allgegenwärtig. Wünsche der Eltern, Vorlieben der Kinder, Räume und Kosten passen selten zusammen. Wieso eigentlich?

Von Gianna Niewel

Kinder sollen künftig an allen Schulen lernen, wie man sich gesund ernährt

Mit dem neuen Zentrum will Schmidt sämtliche Ministeriumsprojekte zur Ernährungsaufklärung bündeln. AID-Chefin Margareta Büning-Fesel soll künftig eine neue Abteilung in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn leiten. Bisher hatte das Agrarministerium den AID als unabhängigen Verein mit fünf Millionen Euro im Jahr gefördert. Mit seinen Materialien nahm der Dienst zusätzlich etwa 1,5 Millionen Euro ein. Als neues Bundeszentrum soll er nun mit mehr als 20 Millionen Euro ausgestattet werden. Geld, das Schmidt bisher etwa in einen "Nationalen Aktionsplan" für gesunde Ernährung und mehr Bewegung steckte oder in eine Kampagne für besseres Schulessen, die "Macht Dampf" heißt. Einzelprojekte wie diese kritisierten Opposition und Experten als wenig effektiv.

Ein dreiviertel Jahr lang will das Ministerium nun erarbeiten, wo und wie das neue Ernährungszentrum arbeiten soll. Der AID wird seine Räume in Bonn wohl weiter nutzen. Zusätzlich könnte das "Nationale Qualitätszentrum für gesundes Essen in Kita und Schule", das Schmidt parallel in Berlin aufbaut, zu einer Außenstelle des Ernährungszentrums werden.

Der Ernährungsführerschein wird Schmidt jedoch möglicherweise Probleme mit den Ländern bringen. Schon Ende 2015 war er mit seiner Idee, Ernährung als Schulfach einzuführen, bei der Kultusministerkonferenz (KMK) abgeblitzt. Die damalige KMK-Präsidentin Brunhild Kurth (CDU) sagte, man wolle "damit nicht die Schulen überfrachten". Bildung ist Ländersache. Auch diesmal, sagte die ernährungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Karin Binder, sei fraglich, ob Schmidt eine verbindliches Angebot für alle Kinder schaffen könne. Bislang kostet der Ernährungsführerschein die Schulen 40 Euro pro Kurs. Ein Drittel der Kinder, die den Kochunterricht genossen hatten, kam laut einer Studie aus dem Jahr 2011 aus einem bildungsbürgerlichen Milieu. Nur zehn Prozent kamen aus sozialen Brennpunkten.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: