Zum 20. Todestag von FJS:"Die echten Freunde sind geblieben"

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Monika Hohlmeier und Franz Georg Strauß über ihre Kindheit, familiäre Diskussionen und die Situation nach dem Tod des Vaters.

Peter Fahrenholz, Dietrich Mittler

Ein heißer Sommertag im Garten des alten Münchner Wohnsitzes der Familie Strauß. Franz Georg Strauß und Monika Hohlmeier, die beiden jüngeren Kinder von Franz Josef Strauß, erzählen über ihren Vater und die Rolle ihrer Mutter Marianne. Der älteste Sohn Max ist bei dem Gespräch nicht dabei, er meidet öffentliche Auftritte.

Franz Georg Strauß mit seiner Schwester Monika Hohlmeier. (Foto: Foto: Rumpf)

SZ: Frau Hohlmeier, Herr Strauß, haben Sie als Kinder von Franz Josef Strauß eine normale Kindheit gehabt?

Strauß: Sie haben nur eine Kindheit, und die empfinden Sie als normal. Die Tatsache, dass der Vater die meiste Zeit weg war, das war für uns Normalität. Als dann nach 1975 immer zwei Leute als Begleitschutz hinter uns hergelaufen sind, das empfanden wir dann natürlich nicht mehr als normal.

Hohlmeier: Ich habe meinen Vater als Vater empfunden, nicht als den großen Politiker, als den ihn andere gesehen haben. Und bei uns zu Hause war er tatsächlich Vater. Er hat sich auch Zeit genommen für uns, wenn er da war. Er war gegenüber uns Kindern mit einer Menge an Liberalität ausgestattet.

SZ: Durfte man ihn kritisieren?

Hohlmeier: Ja, natürlich, und wie. Aber man musste gewappnet sein mit guten Argumenten. Wenn man nur irgendwas daherschwadroniert hat, war man ziemlich schnell schachmatt.

Strauß: Ein Thema bei uns war das Anschnallen. Wir haben immer kritisiert, dass er sich nicht angeschnallt hat beim Autofahren. Das war ein jahrelanges Thema, da war er zunächst uneinsichtig.

Hohlmeier: Oder das Thema Kleidung. Ich erinnere mich noch an die erste Fernsehsendung nach seiner Wahl zum Kanzlerkandidaten, wo wir erwartungsfroh vor dem Fernseher saßen. Da hatte er einen scheußlichen Anzug an, eine entsetzliche Pomade im Haar und ein hochrotes Gesicht, weil er abgehetzt und schlecht geschminkt war.

SZ: Haben Sie ihm das vorgehalten?

Hohlmeier: Ja, natürlich. Wir haben gesagt: Sag mal, wie hast denn du ausgeschaut? Du hast doch schöne Anzüge und Krawatten. Warum hast du dieses allerletzte Trumm aus dem Kofferraum genommen, das irgendwo zwischen Bonn und München hin- und hergefahren worden war? Er meinte dann nur, die Leute hätten ihm zuhören sollen und nicht seinen Anzug anschauen. Das hat er ganz ungern akzeptiert.

SZ: Hat Ihr Vater eingegriffen, wenn es in der Schule zu Problemen wegen des Namens Strauß gekommen ist? Vermutlich hätte da ja ein Anruf genügt.

Hohlmeier: Diese Dinge hat unsere Mutter geregelt, und zwar möglichst leise, ohne Tamtam.

Strauß: Der Vater hat nie in der Schule geschaut, wer da Lehrer oder Direktor ist. Der kam beim Schulschauspiel, da hat er sich angesehen, was aufgeführt worden ist, auch bei der Abiturzeugnisverleihung kam er.

SZ: Ihr Vater hat stark polarisiert, die einen waren glühenden Bewunderer, die anderen haben ihn abgelehnt. Wie hat sich das in der Familie ausgewirkt?

Hohlmeier: Als ich klein war, konnte ich schwer damit umgehen, weil ich nicht wusste, warum die Leute aggressiv waren und mit dem Finger auf mich gezeigt haben. Später habe ich schon sehr darunter gelitten. Dem Franz Georg ist es da besser gegangen.

Strauß: Man muss den persönlichen Umgang unterscheiden von der Presse. Die Pressekampagnen, etwa im Wahlkampf 1980, da habe ich erlebt, wie mein Vater im Wohnzimmer saß und tief getroffen war.

SZ: Wie hat er da reagiert?

Strauß: Ganz deprimiert. Zum Beispiel die Geschichte im Spiegel mit dem Titel "Das Sicherheitsrisiko", das war ein Tiefschlag für ihn.

Hohlmeier: Mein Vater hat sehr gut aushalten können, wenn jemand anderer politischer Meinung war. Heftige Debatten, auch mit persönlichen Angriffen, das hat ihm nicht viel ausgemacht, das hat er sehr sportlich genommen. Aber wenn man ihn als Menschen diffamierte, ihn als Kriegstreiber bezeichnete, fühlte er sich im Innersten angegriffen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, in welchen Momenten die Strauß-Kinder den Tränen nahe waren.

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SZ: Gab es Situationen, wo er den Tränen nahe war?

Monika Hohlmeier spricht im Garten ihres Bruders über ihren Vater Franz Josef Strauß. (Foto: Foto: Rumpf)

Hohlmeier: Es gab eine Situation im Wahlkampf 1980. Da saß er eines Nachts im Wohnzimmer. Ich bin um vier Uhr früh verschlafen vom ersten Stock runtergetappt, da sah ich unseren Vater völlig fertig im Sessel sitzen. Meine Mutter erklärte mir, dass er die öffentlichen Verleumdungen nicht mehr ertrage. Da ist er richtig zusammengebrochen, hat auch geweint. Am nächsten Tag um neun Uhr ist er wieder in den Wahlkampf losgefahren. Nach außen hat keiner was gemerkt.

SZ: Dass nichts nach außen dringt, scheint die Maxime der Familie zu sein. Hohlmeier: Es war bei uns nie so, dass uns meine Mutter gesagt hätte: Das darf aber nicht nach außen dringen. Es war für uns immer klar, dass wir das, was in unserer Familie besprochen wurde, nicht herumtratschen oder gleich zur Bild-Zeitung gehen. Die familiäre Privatsphäre war uns wichtig.

Strauß: Wir Kinder waren halt überall dabei, und die Kehrseite der Medaille war, nicht zu reden. Das war Geschäftsgrundlage sozusagen.

SZ: Nicht zu reden, hieß wahrscheinlich, auch nicht dazwischenzureden.

Strauß: Wenn wir Kinder mit am Tisch saßen, und mein Vater hat sich beispielsweise mit Hua Guofeng oder Henry Kissinger unterhalten, war es ganz klar, dass wir nicht plötzlich mit denen über den Vietnam-Krieg oder sonst was diskutieren konnten. Wir sind einfach dabeigesessen, wenn man gefragt worden ist, hat man eine Antwort gegeben. Man wusste, was die eigene Rolle war.

SZ: Und wenn keine Gäste dabei waren, wurde dann im Hause Strauß kontrovers über Politik diskutiert? Sind da auch mal die Fetzen geflogen?

Hohlmeier: Eigentlich nicht.

Strauß: Unsere Mutter hat mit dem Vater sehr intensiv politisiert, zum Beispiel über Familien- und Sozialpolitik. Sie war eine sehr politische Frau. Eine eigenständige Familienpolitik stand bei ihm ursprünglich nicht im Mittelpunkt. Ich weiß noch, als sie 1983 bei Honecker waren. Die Stimmung am Tisch war gespannt, mitten hinein sagte meine Mutter dann: Übrigens, es ist nicht so, dass wir alles in der DDR für schlecht halten. Sie haben Kinderkrippen und mehr Kinderbetreuung als wir im Westen. Bei ihnen gibt es auch Dinge, die besser sind als bei uns. Das war der Eisbrecher.

SZ: Wäre das vorstellbar gewesen, dass einer von Ihnen beispielsweise bei den Grünen landet?

Hohlmeier: Das entsprach überhaupt nicht meiner Überzeugung.

Strauß: Verbieten können es ja die Eltern nicht.

Hohlmeier: Also, mein Vater hat mich damals, als ich ihm frohgemut meinen ersten JU-Ausweis vorzeigte, als erstes nach meiner Physiknote gefragt. Und als zweites nach der Lateinnote. Und dann hat er gesagt, er könne nichts weniger leiden als diese Aktenköfferchen tragenden Jungfunktionäre.

SZ: Und bei Ihnen? Hat er ...

Strauß: ...überhaupt nicht. Im Nachhinein ärgert es mich selber, dass ich mich überhaupt politisch engagiert habe. Was man für Zeit mit dem Unsinn des Postengerangels verbracht hat. Die Auseinandersetzungen, die mein Bruder Max damals mit dem Richard Hundhammer geführt hat, da war unser Vater einfach zu freizügig. Da hätte er sagen sollen, weißt du was, du zahlst gerade mit meiner Kreditkarte. Also bittschön, bau dir erstmal selber was auf. Im Nachhinein würde ich sagen, dass die Eltern da fast zu liberal waren. Die hätten sagen sollen: Mach erst mal dein Studium, und dann kannst mit Landtagsabgeordneten streiten.

SZ: Sie beide haben ja einen völlig unterschiedlichen Weg genommen. Die eine ist in die Politik gegangen, der andere hat sich völlig herausgehalten. Hat da das Beispiel des Vater in der einen oder anderen Weise eine Rolle gespielt?

Strauß: Es gibt auch Schicksal im Leben Dass meine Mutter 1984 verstorben ist, hat dazu geführt, dass die Monika einfach vier Jahre lang quer durch Bayern fuhr, jeden Landrat, jeden Bürgermeister, jeden Landtagsabgeordneten kennengelernt hat. Bei mir war die Weichenstellung anders. Ich habe damals jemanden kennengelernt, der gesagt hat, Lokalfernsehen ist die ganz große Geschichte. Dann begann 1984/85 meine Fernsehtätigkeit. Und damit war eine politische Tätigkeit ausgeschlossen. Beides zugleich geht nicht.

Hohlmeier: Ich habe nach dem Tod der Mutter noch gar nicht an eine politische Karriere gedacht. Später kam dann Mathilde Berghofer-Weichner auf mich zu, und nicht mein Vater. Die hat mich sozusagen für die CSU rekrutiert. Sie hat gesagt, du hast Begabung, möchtest du nicht auch in die Politik gehen. Damals, 1986, habe ich noch abgelehnt. Aber nach dem Tod vom Vater kam sie wieder, sie war ja eine äußerst energische Frau. Sie wollte mehr Frauen in die Politik bringen und hat nicht lockergelassen.

SZ: In den Jahren nach dem Tod Ihrer Mutter mussten Sie quasi die Ersatzlandesmutter geben. Hat Ihnen das Spaß gemacht oder war es eher eine Belastung?

Hohlmeier: Das hat Spaß gemacht, war jedoch auch anstrengend.Das Wichtigste war mir die Fortsetzung des sozialen Engagements meiner Mutter. Es war aber nicht so, dass mir das vom Vater auferlegt gewesen wäre. Für mich waren die Jahre an der Seite meines Vaters eine große Bereicherung. Ich habe viel erfahren und erleben dürfen. König Juan Carlos kam einmal mit seiner Frau nach Bayern, das war köstlich. Der ist ja ein blendender Unterhalter. Wenn du neben dem sitzt, ist das ein wahres Vergnügen. Nur kannte ich leider das spanische Hofprotokoll nicht.

SZ: Sehr streng, nur das japanische ist noch strenger.

Hohlmeier: Ich hatte den König in unserem fröhlichen Gespräch völlig in Beschlag genommen und der rührte das Essen nicht an. Was bedeutete, dass die gesamte spanische Delegation ungefähr zehn Minuten da saß, bis mir die Frau vom Landtagspräsidenten unter dem Tisch einen Tritt gegeben hat. Mein Vater aß schon längst, alle Spanier aßen nicht. Mei, war mir das peinlich.

Lesen Sie, welche Rolle Marianne Strauß im Leben ihres Mannes gespielt hat und was die Kinder über die spätere Freundin ihres Vaters denken.

SZ: Wie wichtig war Ihre Mutter als Stabilisatorin für Ihren Vater? Welche Wirkung hatte ihr früher Tod auf ihn?

Franz Georg Strauß. (Foto: Foto: Rumpf)

Hohlmeier: Aus meiner Sicht war es eine Zäsur. Das war der einzige Moment, den ich erlebt habe, wo mein Vater die Politik fast aufgegeben hätte. Wir führten mehrere Gespräche. Er war am Boden zerstört, menschlich zutiefst verzweifelt und glaubte, daraus nicht mehr herauszufinden. Es dauerte einige Monate, bis er wieder eine gewisse Zuversicht fand. Natürlich versuchten wir, ihn zu unterstützen. Aber wir Kinder konnten keine Ehefrau ersetzen.

SZ: Ihr Vater wollte sich ja später noch einmal binden. Und die Kinder, so war der Eindruck, waren davon nicht begeistert. Warum nicht? War es in Ihren Augen die falsche Frau?

Hohlmeier: Das war ein falscher Eindruck. Wir waren nicht diejenigen, die gegen eine Lebenspartnerin vom Vater waren. Überhaupt nicht. Das hat er auch von uns nie zu hören gekriegt.

Strauß: Ich kannte die Frau Piller, um die es geht. Die war damals bei mir angestellt. Dass sie sozusagen in neuer Funktion daherkam, das hat am allermeisten mir zu schlucken gegeben. Sie hatte eine quirlige Art, sie war damals 38, mein Vater 72. Allein schon dieser Altersunterschied! Seit der Zeit, wo sie da war, gab es keine Ruhepausen mehr.

Hohlmeier: Ja.

Strauß: Das war das größte Problem. Es war aber nicht so, dass sie ihn getrieben hätte. Natürlich wollte sie bei Empfängen, bei Veranstaltungen dabei sein. Auf Münchner Partys, wo mein Vater früher nicht war, ist er dann plötzlich mit ihr dahergekommen. Das hat alles sie eingefädelt. Aber andererseits wollte er schon auch der Galan sein, der (zögert)...

SZ: ... der jüngeren Frau auch etwas bieten wollte...

Hohlmeier: Ja. Und wenn er dann, in Anführungsstrichen, in Not war, wenn er wirklich k.o. war, dann hat er mich angerufen und mich gefragt: Fährst du mit mir nach Kufstein. Ich glaube, ich bin mit ihm ein Dutzend mal nach Kufstein gefahren, und da haben wir nichts anderes gemacht, als uns nur hingehockt, nichts getan, spazieren gegangen. Er wollte jemanden neben sich haben, aber nicht dauernd reden müssen.

SZ: Also war Frau Piller die falsche Frau für ihn?

Strauß: Das war eher die falsche Frau, das muss man schon sagen.

Hohlmeier: Ob sie jetzt falsch war oder nicht, das habe ich nicht zu beurteilen. Das haben wir als Kinder auch nie gemacht. Die Entscheidung, wen er als Partner wählt, trifft unser Vater. Das war uns immer klar. Aber er selbst war extrem zerrissen in dieser Frage.

SZ: Er wusste selber nicht, ob das der richtige Weg ist?

Hohlmeier: Er war eher überzeugt, dass es nicht der richtige Weg ist. Das war etwas, was ihn - gerade in den letzten Wochen - ungeheuer bewegt hat, extrem bewegt hat. Immer in dem Bewusstsein...

SZ: .... dass er ihr vielleicht einmal sagen muss...

Hohlmeier: ... ich möchte vielleicht nicht heiraten. Aber trotzdem wollte er gerne eine Lebenspartnerin haben, die an seiner Seite steht. Am liebsten dann auch so jemanden, der neben ihm sitzt und auch mal eineinhalb Stunden schweigen kann, ohne dass das ein Problem ist.

Strauß: Die Renate Piller wollte den aktiven Politiker haben und nicht einen, der daheim sitzt und Bücher liest, sondern die wollte was erleben.

Hohlmeier: Sie wollte das gesellschaftliche Parkett.

Strauß: Das war für uns der eigentliche Knackpunkt. Wenn es eine Literaturwissenschaftlerin gewesen wäre, die gesagt hätte, weißt was, machen wir mal langsamer, jetzt machen wir eine Kur, dann schreibst deine Memoiren. Aber es war genau das Gegenteil: Opernball in Wien, dann Karneval in Venedig und dann noch schnell da hingeflogen und dann noch schnell das ....

SZ: Sie hatten Angst, dass er sich da übernehmen könnte?

Strauß: Ja, genau. Das hat er auch.

Hohlmeier: Das war in den letzten Ferien auch so.

SZ: Haben Sie beide ihm das gesagt?

Hohlmeier: Nur indirekt. In den letzten Sommerferien, da hatte er mehrere Schwächephasen, die er dann aber auch wieder weggesteckt hat. Aber man merkte, dass irgendetwas nicht stimmte, dass es ihm tatsächlich zu viel wurde. Wir haben aber nie geahnt, dass das ernste Vorzeichen waren.

Strauß: Die Kraftakte, die er in seinem Leben immer wieder überstanden hat, das hat uns auch ein bisschen getäuscht. Dass es schon fünf nach zwölf war, das haben wir leider nicht gemerkt. Wenn wir heute die Fotos ansehen, da sieht man doch an den roten Wangen, man sieht es einfach, dass es ihm nicht gutging.

SZ: Wie haben Sie von seinem Zusammenbruch erfahren?

Strauß: Ich war im Urlaub in den USA unterwegs. Ich habe die Dramatik zunächst gar nicht begriffen, habe gedacht, das ist nur eine Kreislaufschwäche, das kriegt er schon wieder hin. Erst als mir der Gerold Tandler am Telefon gesagt hat, schauen'S, dass Sie rüber kommen, buchen Sie den nächsten Flieger, habe ich gewusst: Es ist ernst.

Hohlmeier: Ich war im Wald mit meiner kleinen Tochter spazieren, hatte mit meinem Vater noch telefoniert, bevor er in den Hubschrauber stieg. Da hat er mir erzählt, er sei müde. Wenig später kamen dann zwei Polizeibeamte angelaufen und sagten, ich solle schnell im Lagezentrum anrufen, der Vater sei zusammengebrochen. Dort haben sie mir gesagt, dass er einen Herz-Kreislauf-Stillstand hatte. Mir war sofort klar, was das heißt. Ich bin noch drei Nächte an seinem Bett gesessen, aber mir war eigentlich am zweiten Tag klar, dass es vorbei ist.

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SZ: Als Kinder von Franz Josef Strauß standen Sie immer auch mit im Mittelpunkt. Wie war das nach seinem Tod? Waren Sie enttäuscht, wie sich manche Leute da verhalten haben. Edmund Stoiber zum Beispiel?

Monika Hohlmeier im Wohnzimmer ihres Bruders Franz Georg. (Foto: Foto: Rumpf)

Hohlmeier: Das habe ich mir doch gedacht! Nix war's mit dem Hintertürl. Zu ihrem Bruder: Fang doch du mal an.

SZ: Die Frage ist unvermeidlich, das wissen Sie doch.

Hohlmeier: Also, ich erzähl mal eine lustige Episode. Als ich fast zwei Jahre nach dem Tod des Vaters erstmals wieder zum Landtagsempfang nach Schleißheim gegangen bin, kam mir der damalige Protokollchef des Landtags entgegen und fragte: "Frau Hohlmeier, wie geht es Ihnen nach diesem tiefen Fall?" Da habe ich gesagt: "Sie, wo bin ich hingefallen, ich heiße immer noch Hohlmeier, bin gesund und munter. Ich bin auch kein gefallenes Mädchen, sollten Sie das gemeint haben." Das war ihm furchtbar peinlich. Ich muss sagen, die echten Freunde, die richtig engen, die sind alle geblieben. Mir ist keiner verloren gegangen.

Strauß: Meine Bezugspersonen waren weniger politische. Leo Kirch zum Beispiel. Der verhält sich heute noch so wie zu Zeiten meines Vaters. Das ist ein Freund.

Hohlmeier: Ja, das stimmt.

Strauß: In Richtung Protokoll gab es natürlich dieses ambivalente Verhalten. Oder Max Streibl zum Beispiel. Der hat bei der Beerdigung gesagt, die Familie Strauß wird immer auf uns zählen können. Von da an hat er das genaue Gegenteil gemacht. Und ich muss jetzt einfach sagen: Mich ärgert es am allermeisten, dass ich nicht persönlich mal den Edmund Stoiber auf das Thema meines Bruders angesprochen habe. Der Auftritt damals im Prozess, wo seine Leute peinlich darauf geachtet haben, dass er ja nicht zusammen mit meinem Bruder Max fotografiert werden kann, obwohl er mit ihm per Du ist.

Hohlmeier: Nach seinem Rücktritt haben wir uns mit dem Max Streibl wieder gut verstanden. In der Politik geht die Eigenabsicherung eben oft vor Freundschaft. Das war auch bei Edmund Stoiber so. Im persönlichen Umgang habe ich nie irgendein Problem mit dem Edmund Stoiber gehabt. Bis heute nicht.

Strauß: Er kam jetzt auch in Berlin bei der Ausstellungseröffnung zu Ehren meines Vaters zu mir und hat mich umarmt. Er hat mich noch nie umarmt. Vor der gesamten Presse.

Hohlmeier: Sie kennen den Edmund Stoiber genauso gut wie ich. Er kann manchmal entgegen dem öffentlichen Bild eher ein ängstlicher Mann sein, dem sein Umfeld immer wieder Ratschläge gegeben hat, was er tun oder nicht tun soll.

SZ: Frau Hohlmeier, 2005, nach Ihrem Rücktritt, hieß es oft, nun ist die Ära Strauß endgültig zu Ende. Jetzt kandidieren Sie wieder für den Landtag. Geht die Ära doch noch ein bisschen weiter?

Hohlmeier: Ich denke nicht in Äramaßstäben. Ich bin sicherlich geprägt durch meinen Vater, ich habe viel von ihm gelernt. Aber eines weiß ich sicher: Dass er nicht wollte, dass ich mich verzweifelt darum bemühe, ihn nachzuahmen und eine Ära aufzubauen. Ein bisschen stolz wäre er, glaube ich, schon auf mich und würde sich auch freuen. Ich kandidiere jetzt wieder und der Wähler wird entscheiden.

© SZ vom 27.08.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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