Zugverkehr:Dobrindt verspricht besseren Lärmschutz entlang der Strecke zum Brenner

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Am Zornedinger Bahnhof halten Lärmschutzwände bereits einen Großteil der Geräusche der Personen- und Güterzüge zurück. (Foto: Christian Endt)
  • Bund und Bahn wollen die Bahnstrecke gen Italien leiser machen.
  • Das soll noch vor Fertigstellung des Brennerbasistunnels 2026 geschehen.
  • Zusätzlich soll noch der Brennerzulauf erweitert werden.

Von Matthias Köpf, Fischbach am Inn

Mehr als 200 Züge rollen jeden Tag durch das oberbayerische Inntal zwischen Kiefersfelden und Rosenheim, die lauten Güterzüge bevorzugt nachts, manchmal alle drei Minuten einer. In zehn Jahren werden es allen Prognosen zufolge doppelt so viele sein, und das noch ehe die Österreicher wohl ebenfalls 2026 den neuen Brennerbasistunnel in Betrieb genommen haben.

Auf welcher Trasse die Güterzüge ab Kiefersfelden einmal weiter nach Norden rollen werden, ist weiterhin offen, gerade hat nach langem Stillstand die Planung Fahrt aufgenommen. Klar ist damit auch, dass der bisherige Nordzulauf zum Brenner von München über Grafing, Rosenheim und das Inntal noch lang die Last des Güterverkehrs tragen wird und dass die Anwohner weiter mit dem Krach leben müssen.

Mancherorts macht Wein die grauen Wände grüner

Bund und Bahn wollen nun mehr als 10 000 von ihnen mit zusätzlichem Lärmschutz eine bessere Nachtruhe verschaffen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat dazu am Montag in Fischbach einen Entwurf vorgestellt.

In Fischbach, das zur Gemeinde Flintsbach gehört, gibt es längst Lärmschutzwände aus grauen Betonteilen, manche davon macht wilder Wein ein bisschen grüner. So oder so ähnlich sieht es an einigen Abschnitten der etwa 100 Kilometer langen Strecke von München bis Kiefersfelden aus, aber eben bei Weitem nicht an allen.

Denn die 25 Millionen Euro, die laut Bahn in den vergangenen Jahren in den Lärmschutz am Brennerzulauf geflossen sind, waren längst nicht genug. Nun legt der Konzern drei Millionen drauf, acht weitere Millionen sollen zum größten Teil vom Bund und einem knappen Fünftel vom Freistaat kommen. Dafür wollen Dobrindt und die Bahn über viele Kilometer neue Wälle und Lärmschutzwände bauen lassen, bei Vaterstetten im Landkreis Ebersberg sollen zudem auf 3,4 Kilometern sogenannte Schienenstegdämpfer montiert werden, die direkt an den Gleisen Vibrationen und damit Lärm schlucken.

Die Schienen will die Bahn auf der gesamten Länge regelmäßig glatt schleifen lassen, was ebenfalls einige Dezibel weniger bringen soll - vor allem in Kombination mit den bis 2020 in ganz Deutschland verpflichtenden Flüsterbremsen, welche die Räder der Waggons glätten und so ebenfalls die Reibung und die Geräuschentwicklung verringern.

Die geplante Lärmsanierung sei freiwillig, betont die Bahn, doch der Bund und sein ehemaliges Staatsunternehmen reagieren damit auf Lärmschutzbestimmungen der EU und andererseits auf den wachsenden Druck aus den betroffenen Kommunen.

Dobrindt hatte im Februar 2015 in Fischbach vor zahlreichen Bürgermeistern und lokalen Abgeordneten ein Konzept für zusätzlichen Lärmschutz zugesagt - und die Politik habe geliefert, wie die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig am Montag vor etwa zwei Dutzend Bürgermeistern sowie etlichen Bahnvertretern und Ministerialen betonte.

Der Flintsbacher Bürgermeister Stefan Lederwascher warnte trotzdem: "Enttäuschen Sie unsere Erwartungen nicht, die sind sehr, sehr hoch." Was der Entwurf womöglich an Enttäuschungen bereithält, werden die Kommunalpolitiker nun anhand der Detailpläne für ihre Gemeinden prüfen und mit den Gutachtern an Ort und Stelle besprechen können.

Zusätzlich soll der Brennerzulauf erweitert werden

Dafür und für den Dialog mit den betroffenen Bürgern soll in den kommenden zwei Monaten Zeit sein. Nach der Sommerpause will Dobrindt dann mit einem zweiten Entwurf vorstellig werden. Drei mögliche Enttäuschungen ließ er sofort abräumen. Die Gutachter hatten Maßnahmen in Raubling, Brannenburg und Oberaudorf hintan gestellt, weil Nutzen und Kosten in einem vergleichsweise ungünstigen Verhältnis stünden. Doch Dobrindt gab sich zupackend und ordnete eine Überprüfung an. Es könne nicht sein, dass dort nichts gemacht werde, sagte er, wie auch Vertreter der Bahn betonten, dass in jeder Gemeinde entlang der Strecke etwas geschehen werde.

Unabhängig von diesen Ankündigungen bekannten sich Dobrindt und Bahn-Vorstand Volker Kefer zu einem Ausbau des Brennerzulaufs über die beiden bestehenden Gleise hinaus. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan bis 2030 ist zwar nur die Trasse über Rosenheim, Grafing und München enthalten, doch die ist in München mit dem Personenverkehr ausgelastet und kaum erweiterbar.

Alternativen muss die Bahn erst erarbeiten. Für das Inntal ist die Trassensuche nebst Bürgerbeteiligung angelaufen. Im weiteren Verlauf sollen die Güterzüge vom Brenner laut den Vorstellungen der Bahn teils via Freilassing und teils auf direkterem Weg über Wasserburg nach Mühldorf und dann weiter nach Norden rollen.

© SZ vom 10.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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