WM-Mord in Bad Reichenhall:"Weil er einfach Lust hatte, einen Menschen umzubringen"

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Der Angeklagte Christoph R. beim Prozessauftakt (Foto: Diether Endlicher/dpa)

In der Nacht nach dem WM-Finale erstach er in Bad Reichenhall aus purer Mordlust einen Rentner und verletzte eine junge Frau schwer: Nun muss der Ex-Bundeswehrsoldat Christoph R. für 14 Jahre ins Gefängnis.

Aus dem Gericht von Heiner Effern

Für die tödlichen Messerstiche auf einen Rentner und den Überfall auf eine Jugendliche in Bad Reichenhall muss ein Ex-Bundeswehrsoldat 14 Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Traunstein verurteilte den 21-Jährigen nach dem Jugendstrafrecht wegen Mordes und schwerer Körperverletzung. Zusätzlich nahm das Gericht in sein Urteil den Vorbehalt der Sicherungsverwahrung auf. Nach Verbüßung der Haft muss geprüft werden, ob der aus Morbach in Rheinland-Pfalz stammende Mann weiterhin eingesperrt bleibt.

Den Messerangriff auf die zur Tatzeit 17-Jährige wertete die Jugendkammer entgegen der Anklage nicht als Mordversuch. Die Begründung: Christoph R. hätte sein Opfer auf der Flucht noch erwischen können, habe sie aber nicht verfolgt. "Man schüttelt den Kopf. Ich bin mit dieser Gesetzeslage nicht glücklich", kommentierte selbst der Richter. R. habe die Tat begangen, "weil er einfach Lust hatte, einen Menschen umzubringen und sterben zu sehen". Die Kammer verurteilte den Angeklagten zu 175 000 Euro Schmerzensgeld an die junge Frau und zur Übernahme aller weiteren Folgekosten.

Was dem Ex-Soldaten vorgeworfen wurde

Christoph R. erstach in der Nacht des Fußball-WM-Finales einen Rentner und verletzte eine Jugendliche lebensgefährlich. Die Auszubildende Sarah F. ist seitdem auf einem Auge blind.

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:"Wenn ich jetzt nichts mache, sterbe ich"

Sarah F. erkennt den Angeklagten "eindeutig" als ihren Peiniger: Vor neun Monaten ist die 18-Jährige in Bad Reichenhall niedergestochen und lebensgefährlich verletzt worden. Vor Gericht schildert sie ihre Erinnerung an den Angriff.

Von Heiner Effern

Laut Anklage verließ der Zeitsoldat nach dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien gegen 2:15 Uhr nochmals die Kaserne in Bad Reichenhall. Schlicht und einfach aus dem Grund, weil er Lust hatte, einen Menschen zu töten - oder zwei. Er packte sein Kampfmesser ein, das ihm die Bundeswehr stellte, wendete seinen schwarzen Kapuzenpulli, damit ein auffälliger Schriftzug nicht zu erkennen war, und zog offenbar angetrunken los.

Nachdem er Alfons S. erstochen hatte, soll er vor Passanten damit geprahlt haben. Um gleich später die damals 17 Jahre alte Auszubildende von hinten anzugreifen. Sie schleppte sich zu nahen Wohnhäusern und überlebte nur deshalb seine Messerattacken knapp.

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