Wahlunterlagen vergessen:Janniks Premiere

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Erstmals hat der 18-Jährige gewählt - trotz einer kleinen Panne

Von Vinzent-Vitus Leitgeb, Regensburg

Vielleicht weil es seine erste Bundestagswahl war, vielleicht auch weil er einfach der Typ dafür ist: Jannik Wittmann war eigentlich bestens vorbereitet. Keine Briefwahl sollte es sein - da geht öfter etwas schief. Der 18-jährige Regensburger hat Direktkandidaten und Listen durchgeschaut, hat den Wahl-O-Maten zur Bundestagswahl 2017 genutzt, Umfragen gelesen sowie Artikel zum Einfluss von Umfragen studiert. Und dann das: Er hat am Sonntagmittag seinen Wahlzettel vergessen und nicht gewusst, bei welchem Bezirk er wählen muss. Das hatte er nicht auf dem Schirm. Egal. Heim, ein zweites Mal ins Wahllokal, dann war es geschafft.

Wittmann ist einer von 550 000 Erstwählern in Bayern. 2013 war die Wahlbeteiligung in dieser Altersgruppe die niedrigste überhaupt. Doch Nichtwählen war für Wittmann keine Option. "Unsere jungen Stimmen sind extrem wichtig für die Zukunft", sagt er. "Wir sind ohnehin in der Unterzahl zu den anderen Generationen." Dass viele Gleichaltrige desinteressiert sind, liegt für ihn am Schulunterricht. Eine Stunde Sozialkunde pro Woche sei zu wenig. Außerdem hänge viel zu viel davon ab, ob der Lehrer die Schüler begeistern kann.

Er selbst ist schon länger politisch interessiert und aktiv. Letztes Schuljahr war Wittmann Schülersprecher seines Gymnasiums, er ist immer noch Bezirkssprecher. Den Wahlkampf hat er aufmerksam verfolgt. "Mir war klar, dass ich eigentlich ein Grüner bin, nur waren die Plakatsprüche alle so uncool. Zu unklar." Weil ihm die Themen wie Klimaschutz zu wichtig sind, war die Zweitstimme trotzdem schnell an die Grünen vergeben.

Wittmanns Erststimme sollte dafür an die SPD gehen. Als er am Sonntag dann endlich in der Wahlkabine saß, schaute er sich aber noch einmal die Namen an. Er merkte, dass ihn der SPD-Kandidat doch nicht wirklich überzeugt hatte. Es wäre nur eine strategische Stimme. Das mochte Wittmann nicht und entschied sich für Stefan Schmidt (Grüne). Das passe besser, sagte er nachher. Auch eine schwarz-grüne Regierung sei für ihn voll in Ordnung.

Um 18 Uhr war Wittmann gerade Joggen. Die Prognosen, die er zuhause fand, waren für ihn in Ordnung. Grün nur knapp hinter der FDP. "Jamaika fände ich gut, mit der SPD als starke Oppositionskraft gegen die AfD." Ob er selbst bei der Bundestagswahl 2021 im Wahlkampf mitmischt? "Ich denke über einen Parteieintritt nach", sagt er. "Nicht für eine große Karriere - einfach um ein wenig in der Region hier mitzuhelfen."

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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