Wahl-Ente mit Gustl Mollath:"Frau Merkel muss keine Angst vor mir haben"

Gustl Mollath als Bundestagskandidat? "Schön, dass ich auch davon erfahre."  (Foto: Getty Images)

"Mollath will in den Bundestag" - so lautet eine Überschrift im "Nordbayerischen Kurier". Ein Anwalt will Mollath als Kandidaten bereits angemeldet haben. Eine neue, kuriose Wendung in dem an Wendungen nicht armen Fall? Mollath reagiert mit Sarkasmus.

"Mollath will in den Bundestag" - so lautete die Überschrift über einem Artikel im Nordbayerischen Kurier am Montag. Eine neue, kuriose Wendung in dem an Wendungen ohnehin nicht armen Fall?

Nein, bloß eine Zeitungsente. Gustl Mollath, 56, widerspricht dem Bericht des in Bayreuth erscheinenden Blattes. Dem Artikel zufolge soll der Rechtsanwalt Helmut P. Krause den in der Psychiatrie in Bayreuth einsitzenden Mollath "als Kandidaten für Fürstenfeldbruck" schon angemeldet haben.

Mollath reagierte darauf im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung mit Zynismus: "Schön, dass ich auch davon erfahre." Er bestätigte den Anruf eines Mannes, der sich als Anwalt vorgestellt habe. Er habe ihm von einer Initiative erzählt, die zum Ziel habe, Insassen geschlossener Psychiatrien das Wahlrecht zurückzugeben.

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Unter dem Entzug des Stimmrechts leide er tatsächlich, sagte Mollath. Dass er sein Einverständnis gegeben habe, als "unabhängiger Kandidat" in den Bundestag einzuziehen, bestritt Mollath dagegen.

Er fühle sich angesichts der Falschmeldung zu der sarkastischen Feststellung genötigt: "Frau Merkel muss keine Angst vor mir haben." Der Zeitungsbericht bezog sich ausschließlich auf Angaben des Anwalts. Dieser will aber gar nicht behauptet haben, Mollath wolle in den Bundestag. Krause sagt aber, Mollath habe ihn als Anwalt mandatiert.

Dessen "schriftliche Bestätigung" sei nur noch nicht in der Kanzlei eingegangen. Die werde auch nicht eingehen, sagt Mollath.

© SZ vom 25.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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