Verbandschef:Diakonie fürchtet um Altenheime

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Pflegereform treibt Kosten für rüstige Ältere in die Höhe

Der Präsident des Diakonischen Werks Bayern, Michael Bammessel, hält die Alten- und Pflegeheime für die großen Verlierer der jüngsten Pflegereform. Das zum 1. Januar 2016 in Kraft tretende Reformwerk werde dazu führen, dass ältere Menschen den Wechsel in ein Alten- und Pflegeheim immer stärker hinauszögerten. "Die Pflegeheime werden zunehmend Orte für Schwerstpflegefälle sein", sagte Bammessel der Deutschen Presse-Agentur. Hier sei dringend eine ergänzende Reform notwendig. Bammessel teilt damit die Bedenken der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Sie hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass Bewohner in den bisherigen Pflegestufen I und II künftig mit geringeren Zuschüssen der Pflegekassen rechnen müssen. Dem hatte allerdings das Bundesgesundheitsministerium widersprochen.

Nach Bammessels Darstellung werden die Heimkosten nicht mehr nach dem Grad der Pflegebedürftigkeit ermittelt. "Es gibt künftig eine Art Heimplatz-Flatrate für alle Pflegebedürftigen gleichermaßen - egal wie hoch der jeweilige Pflegebedarf tatsächlich ist", erläuterte der Diakoniechef. Das werde vor allem für Pflegebedürftige der bisherigen niedrigen Pflegestufe I mit erheblich höheren Unterbringungskosten verbunden sein, befürchtet Bammessel. Das Pflegestärkungsgesetz der schwarz-roten Bundesregierung erweitert die bisherigen drei Pflegestufen auf fünf Pflegegrade. Ziel des Gesetzes ist es, Pflegebedürftige länger zu Hause betreuen zu können.

Bammessel betonte, auch er sei dafür, pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich in ihrer häuslichen Umgebung zu belassen. Nun sei aber zu befürchten, dass auch Menschen mit hohem Pflegebedarf durch die höheren Kosten vom notwendigen Wechsel in ein Heim abgehalten würden. "Schon jetzt haben wir das Phänomen, dass viele ältere Menschen häufig zu spät ins Pflegeheim kommen", berichtet Bammessel. Wer jedoch sehr spät in ein Heim komme, habe es schwerer, sich dort einzuleben, als jemand, der bereits im rüstigen Alter umziehe.

© SZ vom 02.01.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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