Urwahl:Hagen oder Duin

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Vertraute Konkurrenten: Martin Hagen (li.) und Albert Duin. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Die FDP-Mitglieder stimmen über ihren Spitzenkandidaten ab. Parteigrößen haben bereits ihren persönlichen Favoriten erkoren

Von Heiner Effern und Lisa Schnell, München

Sechs Stühle stehen bereit für die Journalisten, durch die Tür aber drängen sieben, acht, neun. "Jetzt müssen wir wirklich anbauen", sagt ein Mitarbeiter. So einen großen Andrang hatten sie bei der FDP lange nicht mehr, seitdem sie 2013 aus dem Landtag geflogen sind. Jetzt aber wollen sie wieder rein, nur, mit wem an der Spitze, wissen sie noch nicht.

Über ihren Spitzenkandidaten entscheiden die Mitglieder in einer Urwahl. Zwei der acht Bewerber schafften es in die Stichwahl, verkündet Landeschef Daniel Föst am Freitag. Knapp 40 Prozent der 6500 Mitglieder stimmten ab. Föst spricht von "Aufbruch", auch wenn sich die Liberalen eine größere Beteiligung gewünscht hätten.

Einer der zwei Gewinner ist schon mal da, Albert Duin, der ehemalige Landeschef. "Ich bin nur hier, um die andern zu trösten", sagt er. Martin Hagen kann er damit nicht meinen. Der frühere FDP-Geschäftsführer kommt zwar als Letzter, den 64-jährigen Duin aber hat der 36-Jährige in der Stichwahl hinter sich gelassen. Fast 37 Prozent stimmten für ihn. Duin kommt nur auf 30,5 Prozent, und das, obwohl er in seinen vier Jahren als Landeschef der Partei von ihrer Totalniederlage wieder auf die Beine half. "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass er so an mir vorbeizieht", sagt Duin, der lieber Witze macht, als sich seine Enttäuschung anmerken zu lassen. Hagen sei eher der Kopfmensch, er selbst höre auf seinen Bauch. "Hab ja auch einen größeren Bauch." Daran allerdings macht er sein Abschneiden nicht fest. Hagen habe einfach besser in den sozialen Medien mobilisiert. Duin galt bis jetzt als beliebt an der Basis, die ihm dankt, dass er für die FDP durchs Land zog, als sich niemand für sie interessierte. In der Führung aber verlor er immer mehr an Rückhalt. Er fiel mit unüberlegten Äußerungen auf und kann für manche mit seinen 64 Jahren den Wahlkampfslogan der FDP - "Eine neue Generation Bayern" - nicht ausfüllen.

"Zwischen uns liegen knapp 30 Jahre", sagt Hagen, als er nach den Unterschieden zu Duin gefragt wird. In der Partei ist er, früher Vorsitzender der Jungen Liberalen, gut vernetzt. Die Julis machten zwar nicht die Mehrheit aus, aber sie gingen wählen, sagt ein Mitglied. Allerdings könnte auch der ein oder andere Duin-Unterstützer, der beim ersten Mal nicht abstimmte, jetzt motiviert sein. Wer Duin wählen wollte, der habe es jetzt getan. "Sein Potenzial ist erschöpft", sagt ein früherer Landtagsabgeordneter, der wie viele auf Hagen wettet. Wen Gabriele Neff unterstützt, weiß sie noch nicht. Eines aber durchaus: "Frauen müssen in der FDP mehr ermutigt werden." Neff war die einzige Frau unter den Kandidaten und kam auf acht Prozent.

Kaum ist das Ergebnis verkündet, sprechen sich schon die ersten Parteigrößen für Hagen aus. Martin Zeil etwa, früherer Wirtschaftsminister: Hagen habe das Zeug, um ein Team aus neuen und bewährten Kräften zusammenzuführen. Auch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist für Hagen, genau wie Wolfgang Heubisch. Er sei jung, dynamisch, einer, der nach vorne schaue, sagt der ehemalige Wissenschaftsminister. "Seine Spitzenkandidatur wäre das richtige Zeichen." Er mahnt aber auch: "Wir wollen eine geeinte Partei, nachtreten wäre falsch." Davon sind die beiden Konkurrenten am Freitag weit entfernt. Hagen lobt Duin und der lobt zurück. "Uns ist allen bewusst, dass der Gegner nicht in der eigenen Partei sitzt", sagt Hagen. Auch allen ist bewusst, dem einen wohl schmerzlicher als dem anderen, dass es beim nächsten Mal nur noch einen Stuhl für den Sieger gibt.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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