Unter Bayern:Sachgrundlose Wahlentscheidung

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Die bayerische SPD wird sich wohl weiter in der Opposition erneuern und die Wähler werden sich irgendwas mit Söder suchen

Kolumne von Franz Kotteder

Bayerische Wähler sind wohl irgendwie anders. Warum sonst glauben viele SPDler im Rest von Deutschland, ihre Partei müsse sich in der Opposition erneuern? In Bayern macht sie das seit gut 60 Jahren und steht genauso lange kurz vor der Übernahme der Regierungsgeschäfte. Also: beinahe. Jedenfalls ist sie nicht mehr dieselbe wie 1957, weder personell noch inhaltlich. Vielleicht wäre es aber auch schon ein Schritt in die richtige Richtung, wenn Sozialdemokraten damit aufhören würden, sich Wörter wie "sachgrundlos" auszudenken? Wer auf solche Begriffe kommt, vermuten manche, könne ja wohl nicht ganz dicht sein, sei aber auf alle Fälle sehr, sehr langweilig und nicht fähig, die Zukunft zu meistern. Ob diese Vermutung so ganz sachgrundlos ist? Man weiß es nicht.

Ebenfalls weiß man nicht, wann jetzt genau Markus Söder in Bayern die Regierungsgeschäfte übernimmt. Dafür ist bekannt, wie er den Wähler einschätzt. Die Frage, ob der Münchner Flughafen eine dritte Startbahn kriegen soll, hat er erst einmal auf die Zeit nach der Landtagswahl vertagt. Mit anderen Worten: Der bayerische Wähler ist so deppert, dass er sich bis zur Wahl nicht merken kann, was die CSU danach machen will. Dafür spricht auch Söders Ankündigung, er wolle 2000 neue Wohnungen bauen. Nachdem er vor ein paar Jahren 33 000 staatliche Wohnungen verkauft hat (dummerweise auch an ein paar Investoren, für die sich angeblich die Polizei interessierte). Verglichen damit sind 2000 Wohnungen eher wenig. Es fällt dafür aber auch nicht so auf, wenn man sie eines Tages dann mal wieder an Investoren zum Investieren verscherbelt.

Ob das den bayerischen Wähler aber interessiert? Wahrscheinlich nicht. Er wird im Herbst wohl irgendwas mit Söder wählen und der SPD weiter beim Erneuern zuschauen. Man muss ja neuerdings schon froh sein, wenn's beim Wählen noch bei den demokratischeren Parteien bleibt, weiter östlich schaut das anders aus. Dabei wäre es doch schön, wenn sich bayerischer Nationalismus weiterhin alleine in Form der Bayernpartei äußern würde.

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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