Unter Bayern:Ehre sei dem Taferltrager

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Bei Feuerwehrjubiläen haben Buben und Mädchen seit jeher einen besonders verantwortungsvollen Job

Von Katja Auer

Gerade hat die Freiwillige Feuerwehr Weißenburg ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert, mit dreitägigem Festbetrieb, der Coverband Dirndlknacker und einem großen Festzug am Sonntag. Feuerwehrjubiläen, wie sie alle 25 Jahre gefeiert werden, gehören zu den Ereignissen, denen in der Ortschronik mehrere Seiten gewidmet werden. Je kleiner der Ort und je ländlicher, umso bedeutender das Fest. Die Vorbereitungen nehmen Monate in Anspruch, die Hecken entlang der Festzug-Route müssen gestutzt, Gartenzäune frisch gestrichen werden. Uniformen müssen gelüftet und Festdamen gekürt werden.

Denen kommt die bedeutende Funktion zu, etwas Farbe in die Veranstaltung zu bringen, heutzutage meistens mit knielangen Kleidern im Landhauslook. Noch bei den Festen zum 125-jährigen Bestehen, das viele Feuerwehren vor einem Vierteljahrhundert feierten, waren lange Kleider üblich, wie sie sonst nur von Brautjungfern in amerikanischen Filmen getragen werden. Puffärmel wenigstens waren da schon selten geworden.

Die Karrieren von Frauen bei der Feuerwehr waren ja lang auf solch repräsentative Aufgaben beschränkt, Ruhm und Ehre waren für sie weniger beim Einsatz als vielmehr mit einer mehrstöckigen Sahnetorte für das Kuchenbuffet am Festsonntag zu erwerben. Inzwischen gibt es auch Frauen im aktiven Dienst.

Der beste Job allerdings, der bei einem Feuerwehrfest zu vergeben ist, für Mädchen wie Buben, war lange Zeit der des Taferltragers. Da die Abordnungen sich optisch nicht unterscheiden, wenn Männer in unzeitgemäß geschnittenen Uniformen hintereinander herlaufen, muss vorneweg ein Schild getragen werden, auf dem die Herkunft der Feuerwehr vermerkt ist. Für diese ehrenvolle Aufgabe wird ein Kind ausgewählt, dessen Eltern das Foto dieses Ereignisses lückenlos einreihen werden in die Dokumentation der Ehrentage. Einschulung, Erstkommunion, Taferltragen, Hochzeit. Nach dem Zug lässt normalerweise irgendwer seine Uniformkappe rumgehen, um ein bisschen Geld zu sammeln für das Taferlkind. Und das war, früher wenigstens, so lohnenswert, dass sich das lückenlos einreihen ließ in die (kurze) Liste der unverhofften Geldgeschenke. Einschulung, Erstkommunion, Taferltragen, Hochzeit.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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