Unter Bayern:Ehestart mit dickem Ende

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Hochzeitslader wissen allerlei Kurioses vom schönsten Tag im Leben vieler Brautpaare zu berichten. Bei manchen nahm das Fest eine unerwartete Wendung.

Von Hans Kratzer

Vor einigen Jahren hat im Landtag ein Hochzeitsladertreffen stattgefunden. Damals nahm sich der christsoziale Abgeordnete Klaus Stöttner diese Klientel kräftig zur Brust: "Die Bayern müssen mehr Kinder kriegen", rieb er ihnen hin, "auch ihr seid schuld, wenn die Bayern aussterben." Dann ermahnte er die Hochzeitslader, frisch vermählte Eheleute stets zu motivieren, mindestens drei Kinder zu zeugen. "Ja", konterte ein Hochzeitslader, "wir können doch die Kinder ned selber machen." "Dann müsst ihr das halt besser delegieren", merkte ein anderer Schlaumeier an. So ging es munter hin und her. Die Hochzeitslader nahmen sich die Vorhaltungen freilich nicht übermäßig zu Herzen, lieber lachten sie und rissen nach alter Gewohnheit Witze. Einer erzählte von einer Hochzeit, bei der er neben dem Pfarrer und dem Onkel der Braut an der Tafel hockte. Der Onkel habe dem Pfarrer einen Traum geschildert, darin sah er sich als künftigen Engel. Also fragte er: "Herr Pfarrer, wie bring ich da bloß die Flügel übers Hemd?" "Da brauchst dir keine Sorgen machen", antwortete dieser, "überleg' dir lieber, wie du den Hut über d'Hörndl bringst . . ."

Ein anderer Hochzeitslader gab kund, er habe einmal eine Hochzeit organisiert, bei der das Brautpaar den örtlichen Pfarrer übergangen und einen eigenen mitgebracht hatte. Da habe der beleidigte Gemeindepfarrer kurzerhand eine Kirchenführung angesetzt und die Hochzeitsgesellschaft ausgesperrt. Die Mutter der Braut wurde zur Furie und wäre mit dem Schirm glatt auf den Pfarrer losgegangen, hätte sie der Hochzeitslader mit geschickten Methoden der Deeskalation nicht von ihren Mordgelüsten abgelenkt.

Einen der verheerendsten Reinfälle der bayerischen Hochzeitshistorie schildert die Volksphilosophin Monika Gruber in ihrer Biografie "Man muss das Kind im Dorf lassen". Die Geschichte hat ihr der Tontechniker einer Hochzeitsband erzählt, der sich während der Festrede des Vaters der fülligen Braut mit einem Bandkollegen aufs Klo verzog. Leider vergaßen sie, ihr Ansteckmikrofon auf lautlos zu stellen. Im ganzen Saal war der Musiker zu hören, als er zu seinem Spezl sagte: "Wennst so a fette Sau heiraten musst, dann kannst dich gleich erschießen." Die Hochzeit, so resümiert die Gruberin, sei für die Band zu diesem Zeitpunkt für beendet erklärt worden.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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