Unter Bayern:Das schrecklich schöne Land

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Man muss am Wochenende nicht immer nach Trient oder ins Wellnesshotel. Hinter Plattling warten die Abenteuer

Von Sebastian Beck

Nur wenige Orte in Bayern sind im Nieselregen so hässlich wie das Dorf H. nördlich von Plattling. Alle denkbaren Grausamkeiten haben sich dort zu einer Symphonie zusammengefunden, weshalb man dem Navi fast dankbar ist, dass es einen hierhin verschleppt hat. Den südlichen Ortsrand markieren eine Papierfabrik und die Autobahn. Davor liegt ein Folienfeld, unter dem geheimnisvolle Pflanzen dämmern. Östlich wuchert ein Solarpark in den Raum hinein, der mal eine Landschaft war. Im Norden zeichnet sich schemenhaft die Kuppel einer Biogasanlage ab. Bäume und Hecken wurden wegrationalisiert. Geblieben sind nur ein paar Vogelscheuchen im Maisackersumpf. Im Dorf selbst grassiert die Toskanahauskrankheit, die auch als der Versuch eines niederbayerisch-mediterranen Lebensstils interpretiert werden kann. Hinter den Gartenzäunen - klar, aus Schmiedeeisen - leuchtet der LED-Weihnachtsschmuck. Er erinnert an Warnblinkanlagen. Und ja, so eine Autobahn in der Nähe ist auch ziemlich laut. Der Wind zieht kalt über die Steppe.

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