Unter Bayern:Bald-Landesvater und Pistolero

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Markus Söders Image-Kampagne hat in dieser Woche auf dem Nochkherberg einen schweren Rückschlag erlittten

Kolumne von Sebastian Beck

Was Alfons Goppel betrifft, so ist über ihn allgemein bekannt, dass er von 1962 bis 1978 in Bayern regierte und der wohl erfolgreichste Ministerpräsident nach dem Krieg war. Wer im Archiv nach seinem Privatleben forscht, der erhält aber nur spärliche Informationen: Die Welt schrieb 1978 mal über ihn, dass er in seiner Jugend dem Journalismus und der Schauspielerei zugetan gewesen sei. Das war's dann aber auch schon fast. Auf die Frage, ob er ein Hobby pflege, hatte er vergleichsweise kurz geantwortet: "nein."

Bei seinem politischen Enkel kann das nicht passieren. Wer "Söder" und "privat" googelt, der sieht den künftigen Ministerpräsidenten zumindest in all jenen Lebenslagen, die er für sich als vorteilhaft erachtet: Das reicht von der Einschulung (nett) bis hin zum Foto im Schwimmbecken (sportlich). Weil ihm das aber offensichtlich nicht reicht, überzieht er Bayern derzeit mit einer PR-Tour, die "Söder persönlich" betitelt ist. Nun weiß man auch endlich, dass sogar Cliff, der Dalmatiner seines Schwiegervaters, ihn von Anfang an mochte (vertrauenswürdig). Söder hat stets eine Badehose im Auto, weil er so gerne in die bayerischen Seen springt (heimatverbunden). Gläubig ist er natürlich auch, was er aber schon vor zwei Jahren mit einem penetranten Foto dokumentieren ließ, das ihn betend in der Grabeskirche von Jerusalem zeigt. Ein toller Typ also.

Blöd nur, dass nun der Starkbieranstich am Nockherberg dazwischenkam: Im Singspiel wurde dem werdenden Landesübervater vor einem Millionenpublikum die Rolle als Pistolero zugeteilt (windig), der am Ende die Heimat verscherbelt. Das passt so gar nicht zur Imagekampagne, auch wenn es Horst Seehofer gefallen hat. Da muss Söder wohl noch ein paar Abende mehr von Cliff und Wuff und tiefer Religiosität erzählen, um die Scharte auszuwetzen.

Die Welt schrieb damals übrigens auch, was Goppel seinem Nachfolger Franz Josef Strauß mit auf den Weg gab: Demokratie verlange eine gewisse Askese in den Zuständigkeiten und in der Machtausübung. Und wörtlich sagte er auf Strauß und den Freistaat Bayern gemünzt: "Ich wünsche meinem Nachfolger, dass er ihm und seiner Sache helfen will und nicht sich selbst."

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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