Umfrage:Der Wolf darf kommen

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Vor 150 Jahren wurden Wölfe hierzulande ausgerottet. Jetzt wagen sie sich langsam wieder nach Bayern vor. (Foto: dpa)
  • Eine große Mehrheit der Menschen wünscht sich, dass der Wolf in Deutschland wieder heimisch wird.
  • Laut Umfrage gilt die hohe Zustimmung zum Wolf auf dem Land genauso gilt wie in der Stadt.
  • Die Landwirte in Bayern, vor allem die Almbauern, sind allerdings massiv dagegen.

Von Christian Sebald, München

Dieses eindeutige Ergebnis hat Norbert Schäffer, den Chef des Vogelschutzbundes LBV, dann doch überrascht. 80 Prozent der Bundesbürger sind der Überzeugung, dass Wölfe genauso in die Natur und Landschaft in Deutschland gehören wie Füchse, Rehe, Biber und andere Wildtiere. Fast ebenso viele, nämlich 78 Prozent, sind dafür, dass Wölfe hierzulande leben können sollen, selbst wenn sie hin und wieder Probleme machen, weil sie zum Beispiel ein oder mehrere Schafe reißen. Das Überraschendste aber ist, dass diese hohe Zustimmung zum Wolf auf dem Land genauso gilt wie in der Stadt.

Das ist das Ergebnis der neuen Umfrage "Wölfe in Deutschland" des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Danach stehen dem Wolf in Orten mit weniger als 10 000 Einwohnern 52 Prozent der Leute positiv gegenüber, in Städten mit mehr als 100 000 sind es mit 56 Prozent nur unwesentlich mehr. "Damit ist die Einschätzung widerlegt, dass es nur die Städter sind, die für eine Rückkehr der Wölfe sind, die Landbevölkerung sie aber ablehnt", sagt Schäffer.

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Bayern ist umgeben von Wolfsländern

Die Forsa-Umfrage trifft auf eine aufgeheizte Situation. Zwar hat sich in Bayern bisher noch kein Wolfsrudel etabliert. Aber alle Experten sind sich einig, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis es so weit ist. Denn der Freistaat ist gleichsam umgeben von Wolfsländern - im Süden wie im Norden. Ob in Italien, in der Schweiz oder in Frankreich, in Sachsen, Thüringen, Brandenburg oder Niederachsen, überall leben inzwischen wieder "vitale Wolfspopulationen", wie Experten sagen. Und weil jedes Jahr aus einem jeden Rudel ein oder mehrere Jungwölfe abwandern, bedeutet das, dass sich die Wölfe 150 Jahre nach ihrer Ausrottung in Mitteleuropa wieder ausbreiten - auch nach Bayern.

Wie rasch die Ausbreitung vorankommt, kann man an der stetig steigenden Anzahl der Wolfsnachweise im Freistaat ablesen. So vergingen zwischen den ersten beiden - 2006 und 2009 - noch drei Jahre. 2011 waren es dann schon zwei in einem Jahr. Und allein in diesem Jahr sind bereits vier Wölfe dokumentiert worden, die zumindest durch Bayern gewandert sind: einer im Rottal, einer im Ebersberger Forst, einer im Bayerischen Wald und einer im Miesbacher Oberland. Nicht gezählt sind in dieser Statistik all die Sichtungen und Spuren, bei denen es nicht wirklich klar ist, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelte oder doch nur um einen großen Hund. Wie auch immer, Wolfsexperten Wie Ulrich Wotschikowsky sind überzeugt, dass längst deutlich mehr Wölfe in Bayern unterwegs sind, als es Nachweise gibt.

So sehr Naturschützer wie Schäffer die Rückkehr der Raubtiere begrüßen, so massiv wehren sich die bayerischen Landwirte dagegen, allen voran die Almbauern. Sie fürchten um ihr Vieh auf den Weiden, obwohl sie für jedes gerissene Tier entschädigt werden und der Staat ihnen Hilfen wie Zäune oder Schutzhunde anbietet. Almbauern-Chef Georg Mair möchte die Almen am liebsten zu "wolfsfreien Zonen" erklären lassen. Andere sagen offen, dass man zuwandernde Wölfe abschießen sollte, obwohl das eine Straftat ist. Mair kann der Umfrage nichts abgewinnen. "Die Leute sind viel zu weit weg von der Realität", sagt er, "sie wissen einfach nicht, wie schlimm es für unser Vieh ist, wenn sich ein Wolf herumtreibt."

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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