Überfall auf Pfarrer der Wieskirche:Brutale Räuber vor Gericht

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"Das war lebensbedrohlich für mich": Zwei vermummte Männer haben den Pfarrer der Wieskirche im vergangenen Jahr brutal überfallen. Vier Wochen später schlugen sie erneut zu - Opfer war erneut ein Pfarrer einer prominenten Kirche. Nun stehen die Einbrecher aus Eggenfelden in Traunstein vor Gericht.

Von Heiner Effern

Das Leben von Prälat Georg Kirchmeir, Pfarrer der Wieskirche, war im Sommer 2012 schon ohne diese "furchtbaren" Momente nicht arm an Emotionen. Er hatte nach mehr als 30 Jahren im Herbst 2011 sein Abschiedsgesuch eingereicht. Am 5. Juni 2012 war er in sein Ruhestandsdomizil im nahen Böbing gezogen, die letzten Wochen als Hüter der weltberühmten Rokoko-Kirche lagen vor ihm.

Da standen eines Nachts gegen drei Uhr plötzlich diese zwei vermummten Männer in seinem Schlafraum. Sie bedrohten ihn und seine Haushälterin, die sie aus ihrem Zimmer geholt hatten, mit einer Pistole, um an Bargeld und EC-Karten zu kommen. Und sie fesselten, schlugen und knebelten die beiden Senioren auf brutale Weise. "Das war lebensbedrohlich für mich", sagt Georg Kirchmeir.

Die beiden Männer, die nicht nur ihn, sondern etwa vier Wochen zuvor auch den Pfarrer des Wallfahrtsortes Tuntenhausen im Kreis Rosenheim überfallen haben sollen, wird Kirchmeir am Dienstag im Landgericht Traunstein zum Auftakt ihres Strafprozesses wiedersehen.

Der 26 Jahre alte Marcel H. und der gut ein Jahr jüngere Dominic B. sind des schweren Raubes, der Freiheitsberaubung und der gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Dazu kommt auch noch der Vorwurf des Computerbetrugs, weil die beiden nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft mit den gestohlenen EC-Karten ihrer Opfer Geld abgehoben haben sollen. Die Geheimnummern haben sie den Überfallenen laut Anklage mit Drohungen abgepresst.

Einbruch mit Brecheisen und Sturmmasken

Die beiden Beschuldigten stammen aus dem niederbayerischen Eggenfelden. Der arbeitslose Marcel H. und der Kraftfahrer Dominic B. sollen laut Anklage zuerst den Pfarrer von Tuntenhausen, Sinha Roy, überfallen haben. Die Anklage zeichnet detailliert nach, wie der Raub abgelaufen sein soll: Am 17. Juni 2012 gegen drei Uhr nachts hebelten die Männer demnach mit einem roten Brecheisen ein Kellerfenster des Pfarrhofs auf und stiegen ein.

Sie durchsuchten, getarnt durch schwarze Sturmmasken, das Erdgeschoss und überraschten schließlich den auf der Couch im Wohnzimmer schlafenden Geistlichen. Sie fesselten ihn, zwangen ihn zur Herausgabe von Tresorschlüssel und EC-Karte mit Pin-Nummer. Mit gut 500 Euro Bargeld zogen sie zwischen 3.30 und 3.45 Uhr ab und hoben in einem Nachbarort noch 2000 Euro mit der EC-Karte ab. Pfarrer Roy konnte sich gegen vier Uhr morgens befreien und die Polizei rufen. Er erlitt einen Schock und leichtere Verletzungen.

Lange reichte die Beute offenbar nicht, denn schon vier Wochen später, am 20. Juli, sollen die beiden Eggenfeldener wieder zugeschlagen haben. Und auch diesmal wieder beim Pfarrer einer prominenten Kirche. "Die haben wohl spekuliert, da ist einer allein im Haus", glauben die Ermittler. Der Plan wurde kaum geändert, nur dass diesmal eine Pistole gezogen wurde.

Wieder wurden die Opfer stramm gefesselt, der Staatsanwaltschaft zufolge wurde ihr Hals mit Klebeband so fest fixiert, dass sie sich kaum bewegen konnten, ohne sich selbst die Luft abzuschneiden. Erst nach zwei Stunden konnten sich der Pfarrer und seine Haushälterin befreien und die Polizei rufen. Beide mussten ins Krankenhaus. Prälat Kirchmeir, der schon zuvor mit dem Herzen Schwierigkeiten hatte, musste erneut operiert werden.

Angstzustände und Schlaflosigkeit

Doch die Räuber ließen nicht nur körperliche Narben zurück. "Die Würde meines Menschseins wurde in den Dreck gezogen", sagt der Geistliche. In der Anklage steht, dass sowohl der Geistliche als auch seine Haushälterin nach dem Überfall an Angstzuständen und Schlaflosigkeit litten.

Mittlerweile habe er den Überfall "verdaut", sagt Kirchmeir, doch eine gerechte irdische Strafe für die Räuber würde zum Heilungsprozess schon noch beitragen. Er werde deshalb als Nebenkläger auftreten. Auch um den einen Satz aus seinem Hirn zu vertreiben, der seither immer umherspukt, wenn "die dunklen Bilder" wieder hochkommen. "Wir kommen wieder", hatten die beiden Räuber während des Überfalls gedroht.

© SZ vom 25.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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