Traunstein:Verwirrte Frau entführt Baby

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Alptraum aller Elten: Eine Frau soll aus einem Salzburger Supermarkt ein drei Monate altes Baby entführt haben - die Polizei rätselt über ihr Motiv.

Corinna Nohn

Es ist wohl eine der schlimmsten Erfahrungen, die Eltern machen können: die Entführung des eigenen Kindes. Die Entführung eines drei Monate alten Babys aus einem Salzburger Einkaufszentrum hat am Mittwochnachmittag im bayerischen Unterwössen, in der Nähe von Traunstein, ein gutes Ende genommen. Eine 32 Jahre alte Österreicherin hatte das Mädchen am Morgen im Salzburger Europark entführt und war damit nach Bayern geflohen.

Nach stundenlanger Suche, an der Hunderte österreichische und Kollegen aus Bayern beteiligt waren, fanden bayerische Beamte die verwirrte Entführerin vor einem Supermarkt in Unterwössen. Das Baby war wohlauf und konnte kurz darauf seiner Mutter aus Österreich zurückgegeben werden.

Die Polizisten nahmen die Entführerin fest; über ihr Tatmotiv ist bislang noch nichts bekannt. Bei ihren Vernehmungen habe sich die Frau bislang wortkarg gegeben, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim mit. Die Kripo hält der 32-Jährigen allerdings zugute, dass sie nach ihrer Festnahme den Beamten ohne Umschweife verriet, wo sie das Baby "versteckt" hatte.Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat inzwischen die Einweisung der Frau in eine psychiatrische Klinik beantragt.

Zeugen, denen die korpulente Frau am Morgen im Europark aufgefallen war, berichteten, sie habe auffällig fremden Kindern nachgestarrt. Andere meinten sich zu erinnern, die Frau beobachtet zu haben, wie sie die Babyabteilung mit einer leeren Babyschale betreten habe. Fest steht, dass sie die 34 Jahre alte Mutter, die mit ihrem Baby und ihrem zwei Jahre alten Sohn unterwegs war, kurz vor zehn Uhr vor einem Modegeschäft angesprochen und in ein Gespräch verwickelt hat. Dabei soll sie auch erzählt haben, dass sie selbst erst vor wenigen Wochen entbunden habe und dass es eine schwere Geburt war. Dann folgte sie der Familie in das Geschäft. Als die Mutter in die Umkleidekabine ging und ihren kleinen Sohn mitnahm, griff sich die Entführerin das Baby, das vor der Umkleide in seinem Autositz lag.

Die Mutter schlug sofort Alarm, innerhalb kurzer Zeit riegelten Polizisten das Einkaufszentrum ab. Dann begann die wohl größte Fahndung im Raum Salzburg seit Jahrzehnten, auch Hubschrauber waren im Einsatz. Österreichischen Medienberichten zufolge mussten alle 2000 bis 3000 Kunden das Einkaufszentrum verlassen und wurden kontrolliert.

Doch die Kidnapperin hatte das Geschäftshaus bereits verlassen - vermutlich durch die Tiefgarage. Einige Minuten, nachdem die Mutter Alarm geschlagen hatte, wurde die Frau aber von einer Videokamera aufgezeichnet, in ihrem Einkaufswagen ist das Baby zu erkennen. Diese Bilder halfen der Polizei bei der Suche.

Nach Angaben der Polizei Rosenheim haben die österreichischen Kollegen sie zügig informiert und in die Fahndung eingebunden. Auch Einsatzkräfte im Chiemgau und im Berchtesgadener Land suchten nach dem Baby, denn ein Zeuge hatte beobachtet, dass die Entführerin in einem silbernen Kleinwagen in Richtung Bayern unterwegs war.

Gemeinsam hätten sie die Route der Frau verfolgt und das gesuchte Fahrzeug bald zwischen Unterwössen und Oberwössen im Landkreis Traunstein gefunden. Kurz darauf fanden sie auch die Entführerin, die vor einem Supermarkt gesessen habe. Sie wurde festgenommen, und kurze Zeit später fanden die Beamten das Baby, das wohlauf war. Gegen 15 Uhr, etwa fünf Stunden nach der Trennung, konnten die Beamten der Mutter ihre Tochter wieder zurückgeben.

© SZ vom 10.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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