Theater Augsburg:André Bücker wird neuer Intendant

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  • Die Stadt Augsburg hat sich entschieden: Von 2017 an soll André Bücker das Theater der Stadt als Intendant leiten.
  • Zuletzt war der 46-Jährige fünf Jahre lang Generalintendant des Anhaltischen Theaters in Dessau.

Von Stefan Mayr

Auf diesen Mann dürfen sich die Augsburger freuen - jedenfalls jene unter ihnen, die Lust auf frisches und freches, unbequemes und unbekümmertes Theater haben. André Bücker wird im Jahre 2017 neuer Intendant des Augsburger Theaters. Das hat die Findungskommission der Stadt beschlossen. Das Ergebnis wurde am Dienstag in nichtöffentlicher Sitzung dem Stadtrat mitgeteilt.

Bücker ist 46 Jahre alt und war zuletzt fünf Jahre lang Generalintendant des Anhaltischen Theaters in Dessau. Seine letzte Inszenierung ist der "Götz von Berlichingen" - und das kann man als wenig verklausulierte Abschieds-Botschaft an die Kulturpolitiker in Sachsen-Anhalt verstehen. "Die Art, wie die Kultusminister in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt offen Front machen gegen die Stadttheater, markiert eine neue Qualität", sagte Bücker im Sommer dem Nachrichtenmagazin Spiegel.

Bückers Kampf gegen die Sparwut

Bücker ist ein politischer Mensch mit Rückgrat, vor seinem Abgang hatte er sich mit Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) angelegt. Der Politiker hatte den Zuschuss für das Theater von 8,1 Millionen auf 5,3 Millionen Euro gesenkt und den Dessauern empfohlen, künftig auf die Sparten Schauspiel und Ballett zu verzichten. Das machte Bücker aber nicht mit. Er brachte den Stadtrat hinter sich und organisierte einen zehnprozentigen Lohnverzicht des kompletten Ensembles. Damit rettete er die vier Sparten seines Hauses.

Seinen Kampf gegen die Sparwut der Landespolitiker führte er auch auf virtuellem Feld: 2013 twitterte er das Landeswappen mit dem Slogan "Sachsen-Anhalt. Wir sparen uns früher dumm". Dem Innenministerium in Magdeburg gefiel das nicht, es forderte von Bücker eine Art Unterlassungserklärung. Bücker verteidigte sich mit dem Argument, das sei "ganz eindeutig Satire".

Theater in den Morgenstunden

Auch künstlerisch kann Bücker sperrige Großprojekte wuppen: Unter seiner Ägide wurde der gesamte Zyklus Wagners "Der Ring des Nibelungen" aufgeführt. Das hatte es in Dessau, dem sogenannten "Bayreuth des Ostens", seit 50 Jahren nicht mehr gegeben. Bücker steigerte in seiner Amtszeit die Platzauslastung auf mehr als 80 Prozent. Er lud um fünf Uhr morgens zum Zaubertheater. Er inszenierte auch in Jugendtreffs, Diskotheken und Bibliotheken.

Dies werden in Augsburg jene Kulturschaffende gerne hören, die zuletzt gegen die 186-Millionen-Euro teure Sanierung des Augsburger Theaters aufbegehrten. Sie forderten Mitspracherecht und drohten mit einem Bürgerbegehren. Die Politik lenkte ein, derzeit läuft ein Dialog-Prozess, bei dem sich alle Einwohner der Stadt beteiligen können.

Bei den ersten Workshops wurde immer wieder eine Forderung laut: Das Theater müsse sich für jüngeres und neues Publikum öffnen - und auch auf die freie Theater-Szene der Stadt zugehen.

In Bayern kein Unbekannter

André Bücker scheint offen für solche Projekte. Andernfalls hätte er sich nicht auf die Stelle in der Fuggerstadt beworben: Das marode Große Haus muss 2017 aus Sicherheitsgründen geschlossen werden, Bücker und sein Ensemble werden während der Sanierung in Ausweichspielstätten improvisieren müssen.

In Bayern ist Bücker kein Unbekannter. Er ist Dozent an der Ludwig-Maximilians-Universität München (Fakultät für Theaterwissenschaft/Weiterbildung Theater- und Musikmanagement). Augsburgs Stadträte haben den Vertrag mit der aktuellen Intendantin Juliane Votteler nicht verlängert. Er läuft im Sommer 2017 nach zehn Jahren aus. Votteler galt als Kämpferin für ihr Haus und ihr Ensemble, die auch laut und unbequem werden konnte.

André Bücker steht ihr in dieser Hinsicht in nichts nach: Zur Premiere des Götz von Berlichingen hing ein großes Banner mit einer geballten Faust an der Theaterfassade. Diese Faust trug Bücker auch auf der Brust herum - auf einem T-Shirt. Dessaus Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) hatte Bückers Intendantenstelle zum 1. August 2015 ausgeschrieben - nicht ohne ihm noch mitzugeben, dass er dem Land "nicht vermittelbar" sei.

Allen Augsburgern, die sich angesichts der Streitlust Bückers jetzt schon Sorgen machen um ihre gute Kulturstube, sei beruhigend gesagt: Goethes "Götz" war wohl schon geplant, als Bückers Abgang noch gar nicht feststand.

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