Spessart:Nationalparkdebatte in der heißen Phase

Lesezeit: 1 min

Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) intensiviert den Dialog über einen Nationalpark im unterfränkischen Spessart. Von Anfang April an werde es in der Region Bürgerversammlungen und Informationsveranstaltungen für Gemeinderäte geben, kündigte sie am Dienstagabend in Miltenberg an. Die ersten drei Bürgerversammlungen finden demnach in Heigenbrücken, Rothenbuch und Dammbach statt. Außerdem wird das Umweltministerium mehrere Gutachten Auftrag geben. So soll eines untersuchen, mit welchen Holzeinbußen die Sägewerke in der Region rechnen müssten, wenn dort ein Nationalpark eingerichtet würde, und wie diese Ausfälle kompensiert werden könnten.

Scharf war nach Miltenberg gekommen, um mit Naturschutzverbänden, Vertretern von Land- und Forstwirtschaft, Touristikern, Jägern und Bürgerinitiativen über einen Nationalpark im Spessart zu sprechen. Die Region, die bekannt ist für ihre einzigartigen Buchenwälder, ist in der engeren Wahl für Bayerns dritten Nationalpark, seit Ministerpräsident Horst Seehofer im Juli 2016 angekündigt hat, dass es einen solchen geben werde. So groß die Freude der Naturschützer über Seehofers Ankündigung ist, so massiv sind die Widerstände im Spessart. Viele Einheimische befürchten, dass sie kein Holz mehr aus den Wäldern beziehen können und nicht mehr zum Pilzsammeln gehen dürfen, wenn ein Nationalpark eingerichtet würde. Die Bayerischen Staatsforsten prophezeien den Niedergang der Eiche, für die der Spessart ebenfalls berühmt ist.

Scharf versuchte, die Befürchtungen zu entkräften. So erklärte sie, dass der Wald frei zugänglich bleibe, wenn der Spessart Nationalpark würde. Aus Gründen des Naturschutzes seien keine Betretungsverbote nötig. Gleichwohl reißen die Proteste nicht ab - zumal sich bekannte CSU-Politiker wie der frühere Staatskanzleichef Eberhard Sinner und der Landtagsabgeordnete Georg Winter auf die Seite der Gegner geschlagen haben. Auch bei Scharfs Besuch am Dienstagabend gab es eine Anti-Nationalpark-Kundgebung mit knapp 400 Teilnehmern.

© SZ vom 09.03.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: