Schrobenhausen:Gewalttätige Schwestern entfernt

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Im Schrobenhausener Misshandlungs-Fall gibt es personelle Konsequenzen. Bei den Vorwürfen an Bischof Mixa besteht aber noch Aufklärungsbedarf.

Stefan Mayr

Der Orden der Mallersdorfer Schwestern hat sich bei einem ehemaligen Heimkind des Kinderheimes Schrobenhausen in einem Brief für körperliche Übergriffe entschuldigt und zwei Ordensfrauen aus der Einrichtung abgezogen. "Das ist nobel", sagt die Betroffene, die in einem Schreiben an den Orden detailliert dargelegt hatte, wie die Nonnen sie in den siebziger und achtziger Jahren "geschlagen" und "gedemütigt" hatten. Unter anderem berichtet die 47-Jährige, eine Schwester habe ihr seinerzeit eine heiße Suppe über den Kopf geschüttet.

Der Orden bot der Frau auch ein Gespräch an - entweder mit den zwei beschuldigten Schwestern oder ohne sie. Ob es dazu kommt, ist noch offen. "Es hilft mir schon, dass die zwei Schwestern vom Heim entfernt wurden", sagt die Betroffene.

Das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen hat inzwischen eine zentrale Anlaufstelle für Opfer oder Zeugen von körperlicher Gewalt im Kinderheim Schrobenhausen eingerichtet. Unter der Telefon-Nummer 08431-1020 oder -2981 können sich Betroffene vertraulich melden. In der Familienberatungsstelle nehmen nach Angaben des Amtes Fachkräfte Anrufe und Meldungen entgegen. Jeder einzelne Fall soll eingehend geprüft werden.

Der Diözesanrat im Bistum Augsburg hat unterdessen eine Aufklärung der Misshandlungsvorwürfe gegen Bischof Walter Mixa gefordert. "Ein Totschweigen oder Vertuschen in diesen Fällen nützt gar nichts", sagte sein Vorsitzender Helmut Mangold. Sechs ehemalige Heimkinder werfen dem Bischof vor, sie vor Jahrzehnten in Schrobenhausen geschlagen zu haben. Mangold regt an, die sechs eidesstattlichen Erklärungen zu überprüfen.

"Das ist auch wichtig, um die Unschuld des Bischofs zu beweisen", sagte Mangold. Er könne sich die Vorwürfe gegen den Bischof nicht vorstellen. Die Aufklärung könnte das im Bistum neu geschaffene Gremium für Fälle sexuellen Missbrauchs oder körperlicher Gewalt durch Geistliche übernehmen, sagte Mangold.

Unter der Leitung des ehemaligen Richters Otto Kocherscheidt sollen Fälle von Gewalt und Missbrauch durch Geistliche im Bistum Augsburg untersucht werden. Kocherscheidt sagte, er werde niemanden zurückweisen und keine Fälle ausklammern. Bisher habe sich aber noch niemand an ihn als externen Missbrauchsbeauftragten im Zusammenhang mit den Vorwürfen an Mixa gewandt.

Der Priesterrats-Sprecher des Augsburger Bistums, Bernhard Ehler, sagte, seit den Prügel-Vorwürfen gegen den damaligen Schrobenhausener Stadtpfarrer Mixa im Kinderheim St. Josef liege ein "dunkler Schatten" über allem. Es sei zu befürchten, dass eine juristische Aufklärung Schaden für alle Beteiligte mit sich bringen könnte.

Bischof Mixa hat mittlerweile Rückendeckung von ehemaligen Ministranten bekommen. Gewalttätige Übergriffe des früheren katholischen Stadtpfarrers von Schrobenhausen hätten sie niemals miterlebt, schreiben knapp 20 Bürger, die damals Ministranten waren oder sich als Jugendliche in der Pfarrei St. Jakob engagierten, in einem offenen Brief. Sie können sich auch nicht vorstellen, dass Mixa zu solchen Übergriffen fähig sei.

Der Direktor des schwäbischen Wallfahrtsortes Maria Vesperbild, Prälat Wilhelm Imkamp, kritisierte, dass die angeblichen Opfer das Gesprächsangebot des Bischofs zurückgewiesen hätten. "Wer ein Gespräch ablehnt, der schafft ein Problem oder hat ein Problem", sagte Imkamp.

Grünen-Chefin Claudia Roth forderte wie schon zuvor die Reformbewegung "Wir sind Kirche" Bischof Mixa auf, sein Amt vorübergehend ruhen zu lassen, bis die Vorwürfe von einer unabhängigen Kommission geklärt seien.

© SZ vom 07.04.2010/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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