Regensburg:"Gut, konstruktiv und zielführend"

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Domspatzen: Erstes Kuratorium bewerten alle Beteiligten positiv

Von Andreas Glas, Regensburg

Keine drei Stunden hat das erste Treffen gedauert, es war kürzer als erwartet, und das ist in diesem Fall ein gutes Zeichen. "Gut, konstruktiv und zielführend" seien die Gespräche gewesen, sagte Ulrich Weber am späten Montagabend. Zuvor hatte sich in Regensburg das Kuratorium konstituiert, das über die Konsequenzen des Missbrauchsskandals bei den Domspatzen beraten soll. Neben Rechtsanwalt Weber saßen unter anderem Bischof Rudolf Voderholzer und Domkapellmeister Roland Büchner mit mehreren Opfervertretern an einem Tisch. "Wir wollen und werden gemeinsam weiterarbeiten", sagte hinterher der Bistumssprecher - und auch Michael Sieber, Sprecher der Opfer und früher selbst Domspatz, bestätigte der Süddeutschen Zeitung den gelungen Auftakt der Verhandlungen.

Das Kuratorium war von Ulrich Weber ins Leben gerufen worden, den das Bistum damit beauftragt hat, die Fälle von Missbrauch und Misshandlung im weltberühmten Regensburger Knabenchor aufzuklären. Vor drei Wochen hatte Weber in einem Zwischenbericht von einem "System der Angst" gesprochen und von bis zu 700 Opfern. Die große Mehrzahl körperlicher Übergriffe fand demnach zwischen 1953 und 1992 in der Domspatzen-Vorschule in Etterzhausen und Pielenhofen statt, der sexuelle Missbrauch konzentriert sich auf die Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahre im Musikgymnasium und im Internat in Regensburg. Auch in den Neunziger- und Nullerjahren soll es einzelne Fälle sexuellen Missbrauchs gegeben haben, entsprechende Hinweise bedürften aber noch weiterer Untersuchungen, so Weber in seinem Zwischenbericht.

Dieser Bericht soll nun die Basis sein für die Verhandlungen zwischen Bistum und Opfervertretern, die hinter verschlossenen Türen stattfinden. Unter anderem geht es im Kuratorium darum, inwiefern die Betroffenen als Opfer anerkannt und für ihr Leid finanziell entschädigt werden. Im Detail wollte Ulrich Weber nicht über die Forderungen der Opfer reden, er bestätigte aber, dass es gute Chancen auf eine Einigung gebe. Wann genau das Bistum und die Opfervertreter ihre Verhandlungen im Kuratorium fortsetzen, wollte keiner der Beteiligten verraten. Fest steht dagegen, dass die Gespräche nicht gleich zum Auftakt gescheitert sind - das sei das wichtigste Ergebnis des ersten Treffens, sagte Weber. Nach SZ-Informationen könnten die Ergebnisse des Kuratoriums bereits im März feststehen. Dann wird auch die Öffentlichkeit erfahren, ob in Regensburg endlich Frieden einkehrt.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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