Rauchverbot: Initiator wird bedroht:Feindbild Frankenberger

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Er hat das rigide Qualmverbot in Bayern angestoßen und ist nun zum Hassobjekt militanter Raucher geworden: Kneipen erteilen Sebastian Frankenberger Hausverbot - und Beileidskarten kündigen seinen baldigen Tod an.

V. Großmann

Sebastian Frankenberger ist das Gesicht des strikten Rauchverbots im Freistaat. Er hat den Volksentscheid angeschoben, durch den am 4. Juli der strenge Nichtraucherschutz Gesetz wurde.

Frankenberger darf hier nicht rein: Die Wirtin der Bierkneipe "Geyerwally" in München mit dem Schild, das dem ÖDP-Mann Hausverbot androht. (Foto: Stephan Rumpf)

Neue Freunde hat sich Frankenberger mit seinem Einsatz nicht geschaffen. Im Gegenteil: Er bekommt nun den Unmut der Raucher und deren Anhänger zu spüren. Sogar Beileidskarten hat er bereits erhalten, die seinen baldigen Tod ankündigen. Und in der Altstadt von Passau, wo Frankenberger zu Hause ist, haben Unbekannte 35 diffamierende Plakate mit all seinen Kontaktdaten aufgehängt. Freunde Frankenbergers haben die Plakate jetzt wieder entfernt.

"Wer möchte Sebastian Frankenberger als Freund? Ich jedenfalls nicht!" heißt eine Gruppe im Internet-Netzwerk Facebook. Sie hat 1126 Mitglieder. Weit- aus mehr Zulauf auf Facebook hat jedoch die Gruppe "Lokalverbot für Herrn Sebastian Frankenberger".

Am 5. Juli hat Wirtssohn Mathias Knöckl hier dem ÖDP-Politiker Frankenberger Hausverbot im elterlichen Gasthof "Ochsenwirt" in Oberaudorf erteilt. Als "freundlich und gemütlich" präsentiert sich der Gasthof im Internet. Mathias Knöckl ist 27 Jahre alt, anderthalb Jahre jünger als Frankenberger und wie viele in seinem Alter auf dem Internetportal Facebook registriert. Dort tauscht er sich normalerweise über Fußballergebnisse aus.

Seine mitgliederstarke Internet-Gruppe konnte er zuletzt kaum noch beherrschen. Als "Faschist" wurde Frankenberger auf Facebook bezeichnet. "Das ist aus dem Ruder gelaufen", sagt Knöckl. Übers Wochenende hat er nun einige Beiträge gelöscht. Über Frankenberger hatte ein User geschrieben: "Wenn den jemand umbringt, ist er selbst schuld." Derselbe User drohte allerdings auch den Rauchern, die nicht wählen waren, er wolle ihnen "eins in die Fresse" geben.

200 Kippen vor der Tür

Die Diskussion unter den Mitgliedern eskalierte endgültig, als die Worte "Raucher-Pogrom" und "Arbeitslager" fielen. Das Rauchverbot hat schon bei Inkrafttreten am 1. Januar 2008 seine Gegner erbost. Opfer war damals CSU-Fraktionschef Georg Schmid, der anfangs das strenge Rauchverbot durchgesetzt hatte, bevor es Horst Seehofer wieder einkassierte, und der damals ebenfalls Hausverbot in Kneipen bekam.

Frankenberger bekam einen Davidstern geschickt, der ihm zeigen sollte, dass sich die Raucher wie verfolgte Juden fühlen. Dagegen geht er rechtlich vor. Zwar müsse, wer polarisiere, mit Reaktionen rechnen, sagt der ÖDP-Politiker. Sobald jedoch ein Nazi-Vergleich falle, erstatte er Anzeige. Besonders erfolgreich war das bisher nicht. Die Staatsanwaltschaft habe ihm mitgeteilt, dass der Davidstern nicht allein mit dem Judentum verbunden sei, weshalb der Missbrauch nicht verfolgt werden könne. Der Vorschlag eines Facebook-Users "Wie wäre es mit einem gemeinsamen Ausflug nach Passau zum gemütlichen Sit-in mit Raucherpause?" wurde offenbar in die Tat umgesetzt. Kürzlich fand Frankenberger an die 200 Zigarettenkippen vor seiner Haustür.

© SZ vom 21.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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