Rätselhafte Explosion:Ein Knall und viele Fragen

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Glassplitter, Plastiktrümmer und ein Absperrband. Das explodierte Klo in Fürth hat viel Durcheinander hinterlassen. (Foto: PRZ)

In Fürth explodiert mitten in der Nacht ein Dixi-Klo und die Polizei ist ratlos. Ein Streich, ein Anschlag, eine biochemische Reaktion? Es ist fast alles möglich.

Von Olaf Przybilla, Fürth

Die Scheibe der Eingangstür am Friseurladen an der Ecke ist nahezu komplett zerborsten. Auch die Scheiben eines Kleinwagens sind zerstört, das Auto dürfte nichts mehr wert sein. In der Nacht von Samstag auf Sonntag, etwa 75 Minuten nach Mitternacht, ist in der Fürther Waldstraße eine Baustellen-Toilette explodiert. Was zu der Detonation geführt hat, ist zunächst ein völliges Rätsel. "Wir können vorerst nur spekulieren", sagt ein Polizist in Sichtweite zu dem Ort, wo es in der Nacht gekracht hat. So laut, dass es zum Teil bis nach Nürnberg zu hören war.

Mehrere Fensterscheiben sind kaputt, etliche Autos wurden beschädigt, drei davon ziemlich massiv. In einem etwa 80 Meter weit entfernten Hotel drückte die Druckwelle eine Stahltür auf, auch ein Rollgitter löste sich. Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden. "Ich hätte an der Stelle aber nicht stehen wollen in der Nacht", sagt ein Polizist aus der Einsatzzentrale in Nürnberg am Morgen danach. Das Landeskriminalamt untersuchte noch am Sonntag die Stelle, vor allem nach Spuren an den Teilen des ehemaligen Dixi-Klos. Die liegen in der ganzen Straße verteilt. Was das vorher mal gewesen sein muss, würde keiner mehr ahnen. Die Kunststoffteile des Klos sind völlig deformiert.

Was zur Explosion geführt hat, war zunächst völlig unklar. "Wir stehen vor einem Rätsel", sagt ein Ermittler. "Für einen Dummejungenstreich ist das eigentlich zu groß." Die Detonation sei dafür ungewöhnlich heftig gewesen. Gegen einen gezielten Anschlag wiederum spricht ebenfalls manches.

Die Waldstraße ist eine für Fürth typische Mischung aus Gewerbegebiet und Gründerzeitwohnhäusern. Das Klo stand da, weil gerade eines dieser Gründerzeithäuser renoviert wird. Früher war in dem Haus mal eine Gaststätte, derzeit steht das Gebäude großenteils leer. Auch das ehemalige Fahrradgeschäft gegenüber steht weithin leer. Würde jemand Menschen gezielt schädigen wollen - er würde vermutlich nicht gerade dort etwas zünden. Das Zentrum eines türkischen Kulturvereins ist zwar in der Nähe. Aber die mobile Toilette stand eben vor dem leeren Gasthaus.

Im Gebetshaus des Kulturvereins hielten sich nach Mitternacht noch Menschen auf. Sie wurden noch in der Nacht vernommen, "aber wir haben keine Hinweise, dass das alles in einem Zusammenhang steht", sagt ein Polizeisprecher. Das Kultur- und Bildungszentrum gilt als unpolitisch, es habe in der Vergangenheit nie Auffälligkeiten gegeben. Und trotzdem habe man in der Nacht "selbstverständlich Überprüfungen in diese Richtung unternommen". Der Kurdenkonflikt? Rechtsextremisten? "Alles Spekulation", sagt der Sprecher, "wir haben nichts Konkretes".

Auch nicht in anderer Richtung: Ein Fußballspiel zwischen Fürth und Nürnberg steht aktuell nicht an. Betrunkene, denen etwas komplett aus dem Runder gelaufen ist? Auch dafür war die Detonation eher zu groß. Eine Gasexplosion? "Wir schließen nichts aus", sagt ein Ermittler. Selbst explodierendes Biogas nicht. Es habe auf der Straße intensiv nach Fäkalien gestunken nach dem Knall, berichten Zeugen. Beheizt aber war das Baustellen-Klo nicht. Ein technischer Defekt ist also unwahrscheinlich.

Es müssen noch weitere Zeugen vernommen werden, die Rauchentwicklung am Klo etwa kann Indizien liefern, was für den Knall gesorgt hat. Und dann natürlich die Laborergebnisse. Die aber liegen noch nicht vor. Die Straße in Fürth blieb am Sonntag zunächst weiträumig gesperrt, auch Nebenstraßen waren betroffen. Die Anwohner mussten ihre Häuser nicht verlassen, sie sollten aber möglichst nicht auf die Straße gehen, der Spurensicherung wegen. Eine Frau, die am Sonntagmorgen ihren Hund ausführt, hat den Knall auch gehört in der Nacht. "Den dürften hier alle gehört haben", sagt sie. Sie schaut sich die Splitter an, die beschädigten Autos, die zerborstene Scheiben an der Bushaltestelle. Auf mehr als 100 000 Euro schätzt die Polizei den Schaden. "Da wird einem ganz anders", sagt die Frau.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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