"Pegida"-Ableger in Nürnberg:"Nügida" mobilisiert nur wenige Anhänger

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Mehr als tausend Menschen gingen gegen "Nügida" in Nürnberg auf die Straße. (Foto: dpa)
  • Erstmals demonstrierte der "Pegida"-Ableger "Nügida" in Nürnberg. Etwa 150 Menschen kamen zu der Kundgebung zusammen, darunter auch stadtbekannte Rechtsradikale.
  • Geschätzt zehn Mal so viele Gegendemonstranten versammelten sich auf mehreren Kundgebungen.
  • Das Treffen der Allianz gegen Rechtsextremismus etwa fand vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge statt. Auch der Präsident der Bundesbehörde sprach bei der Versammlung.

Von Olaf Przybilla

In anderen Städten ist "Pegida" längst auf dem Rückzug, in Nürnberg ist am Montag erstmals ein Ableger der islamkritischen Bewegung auf die Straße gegangen. Allerdings ist es eine überschaubare Menge, die sich da am Maffeiplatz zusammengetan hat, um in Richtung des Nürnberger Bundesamts für Migration und Flüchtlinge zu ziehen. Etwa 150 Leute bringt "Nügida" auf die Beine, bei vier Gegenkundgebungen demonstrieren insgesamt etwa zehn Mal so viele Menschen gegen die Marschierer, zu denen sich auch stadtbekannte Rechtsradikale gesellt haben.

Michael Helmbrecht, der Sprecher der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg, formuliert es so: "Machen wir uns nichts vor, diese Kreuzritter sind zumeist Hakenkreuzritter." Als Trojanisches Pferd versuche die Bewegung nun auch in Nürnberg den Kulturkampf auf die Straße zu bringen. Allerdings mit äußerst übersichtlichem Erfolg.

"Zeichen für Vielfalt und Respekt"

Die Kundgebung der Allianz findet an einem außergewöhnlichen Ort statt, direkt vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Auch dass der Leiter einer Bundesbehörde auf einer Kundgebung spricht, darf als ungewöhnlich gelten. Manfred Schmidt, der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, erklärt, er sehe seine Teilnahme schon deshalb als seine Pflicht an, weil die Veranstaltungen direkt vor seinem Dienstsitz stattfinde. Und als Leiter der Behörde setze er sich nicht gegen etwas ein, sondern für eine Gesellschaft, in der Menschen mit unterschiedlichen Lebensmodelle zusammenleben können.

Immerhin sei seine Behörde nicht nur für Asylverfahren zuständig, sondern auch für Maßnahmen zur Integration von verschiedenen Kulturen. Die Stadt Nürnberg empfinde er als gutes Beispiel für dieses Zusammenleben, dort lebten Menschen aus insgesamt 140 Nationen zusammen. Die Anti-"Nügida"-Veranstaltung hält Schmidt insofern für ein "Zeichen für Vielfalt und Respekt", Deutschland sei schon lange ein Einwanderungsland und werde es auch bleiben. Auch Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) nahm an der Kundgebung gegen "Nügida" teil.

Im Block von "Nügida" kam es zu einer Rangelei, ein Pressefotograf musste von Polizisten geschützt werden. Gegendemonstranten warfen vereinzelt mit Eiern und Steinen, drei Demonstranten wurden festgenommen. Der "Nügida"-Zug wurde auf dem Weg zum Bundesamt blockiert, er kehrte wieder zum Maffeiplatz zurück. Ein "Nügida"-Demonstrant mit Pelzmütze hielt eine Plakat in die Höhe mit der Aufschrift "Keine Mediendiktatur". Er ertrage es nicht, dass er der "Depp vom Dienst" sein solle, erklärte er. Er werde hingestellt als "böser, blöder Mensch". So sehe er sich selbst nicht.

© SZ vom 17.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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