Oktoberfest-Accessoires:Viel Haut, viel Hirsch

In Lederhosen und Dirndl auf die Wiesn gehen, das kann jeder. Dabei geht noch viel mehr! Die schönsten Wiesn-Accessoires, ausgewählt von der SZ-Redaktion.

Anne Goebel und Claudia Wessel

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Wiesn-Fieber bringt die phantastischsten Kreationen hervor. Unzählige Menschen haben ihr Hirn angestrengt, um genau das Produkt auf den Markt zu bringen, auf das die sechs Millionen Wiesnbesucher schon immer gewartet haben. Wir haben eine Auswahl von Dingen zusammengestellt, ohne die man sich keinesfalls auf die Wiesn wagen sollte. Hundefutter Es ist wie bei den Schoko-Nikoläusen. Lange vor dem Ereignis überschwemmen Produkte, mit denen das Kommende vermarktet wird, die Läden. Das lässt sich auch bei der Wiesn beobachten, wenn von August an Menschen in Tracht oder dem, was sie dafür halten, zum Zeichen steigender Erregung durch München laufen. In den Supermarktregalen steht dann bald das Wiesnbier in monströser Fünfliter-Abfüllung. Und nun gibt es also Oktoberfestleckerli für Hunde. Nicht irgendwelche, sondern Jubiläumsoktoberfestleckerli. "Jeffo's Oktoberfest-Herzerl" hat Jeff Simpson, Inhaber von "Deutschlands feinster Dog Bakery" in Markt Schwaben, extra für das Jubeljahr erfunden. Vollkornmehl, pürierte Haferflocken, enthülste Erdnüsse, nur beste Zutaten kommen in den bayerisch glasierten Hundekeks. Und der ist bestimmt noch nicht der bizarrste Einfall. Wir warten auf den weißblauen Wiesn-Adventskalender.

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(Foto: Catherina Hess)

Wiesntascherl Wenn das die Therese wüsste. Die zarte Kronprinzen-Braut, seinerzeit Namensgeberin der Festwiese, muss im Jubiläumsjahr für alle möglichen Ideen herhalten. Auch die Münchner Nachwuchsdesignerin Ulrike Heintz, die ihrem Label den schier unaussprechlichen Namen "Zoélu twenty ten" verpasst hat, huldigt der sächsischen Prinzessin. Das hübsche Modell "Therese" aus ihrer ersten Taschenkollektion ist ausgerechnet "das rockigste". Schwarzes Leder mit Nieten und Ösen aus Metall - die Punkanleihen machen aus dem harmlosen Herzerl ein leicht anrüchig wirkendes Accessoire. Der Preis für das Täschchen geht mit knapp 80 Euro in Ordnung. Für Therese wäre es zu viel gewesen. Ihr strawanzender König Ludwig I. hielt sie äußerst kurz, im Unterschied zur Mätresse Lola Montez. Arme Therese.

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(Foto: Catherina Hess)

Lederhosn und Gürtel Auf dem Oktoberfest geht es in jeder Hinsicht eindeutig zu, das ist ja das Schöne. Trinken, anbandeln, zeigen, was man hat. So einfach kann das Leben sein. Frauen reduzieren ihre Erscheinung mittels Miederkleid auf ein vorteilhaftes Dekolleté, bei dem die umrahmende Bluse eigentlich nur stört. Für wahre Männer brennt Thomas Wilhelm Beckert stahlharte Ware im Feuer. Der Handwerksmeister und Modemacher zeigt sich in seinem Hochglanzkatalog gern mit Schweißbrille und Lederschurz. Seine Fliegerjacken, Lederhosen, Pferdefellwesten umgibt etwas Martialisches, man spürt förmlich die Testosteronpegel flattern. Die Krönung: schwere Rindsledergürtel mit handgeschmiedetem Koppelschloss und eingraviertem röhrenden Hirsch. Nur für echte Wiesnviecher. Wer damit in ein lachhaftes Babykarussell steigt, ist selber schuld.

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(Foto: Catherina Hess)

Haarspangen und Kropfketten Wann das Dirndl cool wurde, ist schwer zu sagen. Jedenfalls haben findige Strategen das Gewand biederer Traditionshüterinnen erfolgreich zur Kluft für kosmopolitische Großstadtfrauen aufgebrezelt. Ob Haute-Couture-Variante mit Organzaschürze, Geißbock-Shirts, Punkmieder, alle spielen mit den Versatzstücken einer eigentlich kreuzbraven ländlichen Kleiderordnung. Die Ironie gelingt nicht immer. Im Fall von "Amsel" ist sie überzeugend. Die Deutsch-Griechin Alexandra Melachrinos setzt für ihre Haarspangen und Kropfketten bajuwarische Miniaturen zusammen. An ihrem Zubehör baumeln winzige Brotzeitteller, Maßkrüge und Kupfertöpfe. Touristinnen aus Japan oder Italien staunen über die Auslage in ihrem Laden beim Hofbräuhaus: "Ist das moderne Kunst?"

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(Foto: Catherina Hess)

Das Holz vor der Hüttn Das Thema "Holz vor der Hüttn" ist in diesem Jahr in München bereits viele Monate vor dem Oktoberfest aufgetaucht. Seinerzeit warb eine Schönheitsklinik mit eben diesem Slogan für eine Busenvergrößerung, die den Auftritt im Dirndl gelingen lassen sollte. Kaum waren Überraschung bis Empörung angesichts dieser Werbestrategie verklungen, geriet die Klinik schon wieder in die Schlagzeilen, diesmal wegen Hygienemängel. Inzwischen ist sie ganz geschlossen. Zeit für eine Neuauflage der Thematik, diesmal mit einem Spiel, das die männliche Wahrnehmung zur Wiesnzeit trainiert. Hier gilt es, zwei gleiche Dekolletés zu erkennen. Wer im wahren Leben bei solchen schwierigen Aufgaben versagt, kann leicht großen Ärger bekommen. Mit dem pikanten Memory kann man auf ungefährlichem Terrain üben. Teilweise hilfreich, mitunter aber auch verwirrend sind die unterschiedlichen Dirndl, in denen die Damen stecken. Farbliche Ähnlichkeiten können hier über andere Unterschiede hinwegtäuschen. Auch Frauen sollten sich das Spiel zulegen (www. obacht- web.de). Vielleicht können sie damit ihre Herrn von dem einen oder anderen Wiesnbummel abhalten. Zu sehen kriegen sie daheim dann ja praktisch das Gleiche wie im Bierzelt.

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(Foto: Catherina Hess)

Dirndl-BH Was die wohlmeinende Schönheitsklinik nicht mehr vollbringen konnte, kann frau durchaus auch mit weniger nachhaltigen Eingriffen erreichen. Das hat die Firma Triumph, seit jeder spezialisiert auf das "Drunter", sehr schlau erkannt und das ganz besondere "Dirndl-Traumset" entworfen, das natürlich letztlich nichts anderes ist als der altbekannte Push-up. Weil sie mit Edelweiß-Anhängern verziert ist, würde man dieser Kreation natürlich niemals den unfeinen englischen Namen geben.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Trachtenhemden nach Maß Der eine mag die enge Taille, der andere braucht spezielle Bauchweite, der nächste liebt Stehkragen und wieder ein anderer würde nie kariert gekleidet aus dem Haus gehen. www.YouTailor.de kennt die empfindsame Seele des Mannes und ermöglicht ihm auf der Seite, per Mausklick selbst zum Designer seines eigenen Trachtenhemdes zu werden. Knopfleiste italienisch, aufgesteppt oder verdeckt, Kragen Kent, Button down oder Windsor 2-Knopf und Manschette eckig mit einem Knopf, Neapolitaner oder rund. All diese Fragen kann der Wiesngänger von Welt sich selbst beantworten, kann Details wie die Art der Knöpfe (Perlmutt oder Zartrosa), Extras wie ein Monogramm oder Schulterklappen und Zahl der Taschen, Einstecktuch und mehr auswählen. Angesichts der Tatsache, dass die Zeit bis zur Wiesn drängt, kann man natürlich auch das "fertige Design" wählen. Da gibt es "Trachtenhemden" mit rosa oder schwarzen Karos, aber auch ganz in Weiß. Knöpfe natürlich echt Hirschhorn.

© SZ vom 15.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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