Oberbayern:Mitfahrgelegenheit für Oma und Opa

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So weiß jeder, wo's langgeht: Die Mitfahrbänke sind ausgeschildert. (Foto: Privat)

Die Gemeinde Denkendorf hat ein To-go-drive-in-Produkt, das sich am Markt etablieren könnte: das Mitfahrbankerl.

Kolumne von Andreas Glas

Das Prinzip "to go" ist inzwischen auch schon wieder kalter Kaffee. Vom Haarschnitt bis zur Leberkässemmel gibt es fast alles "to go". Ähnlich verhält es sich mit dem nahen Verwandten des To-go-Prinzips: dem Prinzip "Drive-in". Man kriegt heute echt alles am Autoschalter: Pommes und Burger eh, Drive-in-Bäckereien verkaufen Brezn zum Mitnehmen, sogar einen Bauernhof mit angeschlossenem Drive-in-Hofladen gibt es. Recht neu ist dagegen das To-go-drive-in-Produkt, das die Gemeinde Denkendorf (Landkreis Eichstätt) nun am Markt etablieren möchte: das Mitfahrbankerl.

Mit dem Mitfahrbankerl wollen die Denkendorfer etwas für Senioren tun, deren Mobilität ja ohnehin oft eingeschränkt ist und in der Provinz gleich doppelt. In Denkendorf gibt es zwar einen Linienbus, aber der fährt halt nicht im Zehn-Minuten-Takt wie in der Großstadt. Wer als Senior also mal eben zum Doktor ins benachbarte Beilngries muss oder zum Shoppen nach Ingolstadt, der braucht sich künftig nur auf ein Bankerl zu setzen und nicht mal den Daumen raus oder ein Pappschild hoch halten, um mit ein bisschen Glück von einem Autofahrer mitgenommen zu werden.

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Das Prinzip Mitfahrbankerl geht so: Man setzt sich aufs Bankerl, das mit zwei Schildern ausgestattet ist. Auf dem einen Schild steht, dass es sich nicht um ein konventionelles Bankerl handelt, sondern um ein Mitfahrbankerl. Und auf dem zweiten Schild steht der Zielort der Bankerl-Haltestelle geschrieben: Bahnhof, Beilngries, Ingolstadt oder sonst was. Wer als Autofahrer zufällig dort hinfährt, braucht am Bankerl nur kurz anhalten und kann die Oma oder den Opa einfach mitnehmen, "to go" quasi.

Zugegeben, ganz neu ist die Idee des Mitfahrbankerls nicht mehr. In Sachsen gibt es schon welche, auch in Freudenberg im Kreis Amberg-Sulzbach und in paar anderen Ortschaften. Und, klar, ein bisschen heikel ist die Sache schon auch. Jeder, der als Jugendlicher per Anhalter unterwegs war, hat Mutters Stimme noch in den Ohren: Steig niemals zu einem Fremden ins Auto!

Andererseits kann man von den Zielgruppenmenschen des Mitfahrbankerls schon erwarten, dass sie selbst auf sich aufpassen. Sie sind ja alt genug.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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