Nürnberg:Neubau am Justizpalast soll Saal 600 ersetzen

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Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Bayerns größtes Strafjustizzentrum, der sogenannte Justizpalast in Nürnberg, wird um 3400 Quadratmeter Nutzfläche erweitert. Beim Richtfest für den Anbau an der Fürther Straße sprach Innenminister Joachim Herrmann am Donnerstag von einem "Meilenstein in der Geschichte der Nürnberger Justiz". Mit dem Erweiterungsbau, der direkt an den historischen Justizpalast anschließt, soll Ersatz geschaffen werden für den Saal 600, der künftig ausschließlich für museale Zwecke genutzt werden soll. Gleichzeitig soll im Ostflügel des Justizpalastes die Akademie Nürnberger Prinzipien untergebracht werden. Im Juli 2015 war mit dem Neubau begonnen worden, 2018 soll er fertiggestellt sein. Die Erweiterung des größten zusammenhängenden Justizgebäudes in Bayern soll insgesamt 27 Millionen Euro kosten.

Im Neubau sollen künftig der Eingang des Justizzentrums, kleinere Gerichtssäle und der neue Schwurgerichtssaal untergebracht werden. Kapitalverbrechen werden derzeit zumeist im historischen Saal 600 verhandelt, wo sich nach 1945 die NS-Hauptkriegsverbrecher verantworten mussten. Die Nürnberger Prozesse gelten als Wiege des modernen Völkerstrafrechts, der Saal samt angrenzendem Memorium erfreut sich vor allem bei ausländischen Touristen großer Beliebtheit. Während der Schwurgerichtsverhandlungen können sich diese den Saal aber oft nicht ansehen, zumindest nicht fotografieren. Dies wird sich mit dem Neubau ändern. Der Saal 600 sei ein historisches Zeugnis dafür, "was passieren kann, wenn man menschenverachtenden Ideologien folgt", sagte Justizminister Winfried Bausback. Für den Saal 600 sei nun eine "wuchtige Lösung" geplant, sagte Finanzminister Markus Söder. Der Neubau entsteht auf einem früheren Gelände der Nürnberger Verkehrsaktiengesellschaft. Reibungslos ging es auf der Baustelle bislang nicht voran. So wohnten im Februar fünf Bauarbeiter auf der Baustelle. Die Männer hätten sich in Containern mit einfachster Ausstattung eingerichtet, musste das Innenministerium einräumen. Von außen sei nicht erkennbar gewesen, dass die Container auf dem Gelände des Justizzentrums zu Wohnzwecken missbraucht würden. Die Bauarbeiter hätten dabei ein Verbot des staatlichen Bauamts missachtet und offenbar regelmäßige Kontrollen eines beauftragten Architekturbüros umgangen.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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