Nürnberg:Mädchen hilflos zurückgelassen

Schüler vor Gericht, weil 14-Jährige nach Drogenkonsum starb

Hinter verschlossenen Türen hat am Dienstag in Nürnberg der Totschlagsprozess gegen einen 16-Jährigen begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Schüler vor, erst ein 14 Jahre altes Mädchen in Dietfurt (Landkreis Neumarkt) zum Drogenkonsum angestiftet zu haben. Als es kollabierte, habe er andere Jugendliche davon abgehalten, den Rettungsdienst zu alarmieren. Mit Rücksicht auf das Alter des Angeklagten war die Öffentlichkeit von dem Prozess vor der Jugendkammer des Landgerichts ausgeschlossen.

Der dramatische, sich über Stunden ziehende Fall ereignete sich im Juni vergangenen Jahres in Dietfurt an der Altmühl. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der Schüler dem ein Jahr jüngeren Mädchen auf einem Jugendverkehrsschulplatz die Droge Liquid Ecstasy angeboten. Wie viel davon, das ließ sich im Nachhinein nicht mehr bestimmen. Als dem Mädchen nach dem Konsum schlecht wurde, habe sich der damals 15-Jährige dagegen gesträubt, Hilfe zu holen. Außerdem soll er andere Jugendliche davon abgehalten haben, den Rettungsdienst zu alarmieren. Nach Einschätzung der Ermittler hatte er damit verhindern wollen, dass der Drogenkonsum auffliegt. Er selbst machte sich trotz des angeschlagenen Gesundheitszustandes des Mädchens mit seinem Mofa aus dem Staub.

Erst später hinzugekommene Zeugen verständigten die Rettungskräfte, die aber nicht mehr helfen konnten. Nach Ansicht der Anklagebehörde hat der 16-Jährige den Tod des Mädchens billigend in Kauf genommen. "Die Schülerin hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerettet werden können, wenn sie früher ärztliche Hilfe bekommen hätte", heißt es in einer Mitteilung des Oberlandesgerichts Nürnberg.

© SZ vom 15.03.2017 / dpa, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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