Das Dumme ist, sagt Hannelore K., dass ihr Sohn in Starnberg immer noch nichts weiß von der ganzen Sache. Gut, sogar die BBC hat berichtet, wie sie das Kunst-Kreuzworträtsel eines Fluxuskünstlers im Neuen Museum Nürnberg spontan mit Buchstaben angereichert hat, weil er das ja so wollte der Künstler, jedenfalls laut Bildbeschriftung. Aber ihr Sohn ist medienmäßig eher abstinent und erzählen wollte sie ihm von der Sache lieber nichts, sagt die 90-Jährige. Immerhin wurde ihr als Versicherungswert des Werkes von Arthur Köpcke eine Summe von 80 000 Euro genannt. Und da sieht man das Eigenheim dann schnell mal dahingehen, wenn plötzlich die Polizei wegen "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" ermittelt. Davon sollte der Sohn nicht ungeschützt erfahren.
Andererseits, sagt Frau K., ist die Sache jetzt ja auf einem prächtigen Weg. Ihr Kugelschreibereintrag auf einem echten Kreuzworträtsel-Köpcke konnte nach einer Woche mit Lösungsmittel vollumfänglich behoben werden, da bleibt nichts zurück. Das Bild hängt wieder, zur Wiederaufhängung wurde Frau K. am Freitag vom Museum hinzugeladen, gewissermaßen als Geste, dass auch da nichts zurückbleiben soll. Weniger als 1000 Euro haben die restauratorischen Arbeiten am Werk gekostet, und der private Sammler, dem die Kreuzworträtsel-Kunst gehört, habe keinerlei Absichten, Wertminderung geltend zu machen, sagt eine Museumssprecherin. Was fast schade ist, denn ob ein Zivilgericht feststellen könnte, dass dieses Werk weniger wert ist als zuvor, nach weltweiter Berichterstattung, wäre eine spannende Sache.
Wie auch immer, Frau K., Zahnärztin im Ruhestand, ist es so lieber. Sie ist zuletzt noch mal in sich gegangen, warum sie das eigentlich gemacht hat, und zum Ergebnis gekommen: "Eine Zahnärztin kann keine Löcher sehen." Auch nicht in Kreuzworträtseln. Jetzt muss sie noch das Ermittlungsverfahren überstehen, bei "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" entscheidet grundsätzlich die Staatsanwaltschaft, das kann verfahrensmäßig dauern. Aber wenn auch das überstanden ist, dann gehe sie zu Lanz, in den ZDF-Jahresrückblick. Dann sogar mit vollem Namen. Sollte der Sohn dann schon Bescheid wissen.