Nürnberg:Das Bardenfest findet statt

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Von Uwe Ritzer

NürnbergDie ersten Barden sind schon da. Eine Gruppe in orangefarbene, bodenlange Gewänder gekleidete Sängerinnen und Sänger zogen am Dienstag durch die Nürnberger Fußgängerzone und sangen fröhlich das Hare-Krishna-Mantra. Zu diesem Zeitpunkt war noch unklar, ob es sich lediglich um eine kurze Abwechslung im Alltagsleben handelt, oder ob die Truppe Vorboten eines viel größeren Ereignisses sind, des Nürnberger Bardentreffens nämlich. Denn nach dem Terroranschlag von Ansbach wurde auch das größte deutsche Musikfestival in Frage gestellt: das Nürnberger Bardentreffen.

Am späten Dienstagnachmittag kam dann die Entwarnung: Das Bardentreffen findet statt. Das entschieden Oberbürgermeister Ulrich Maly, Kulturchefin Julia Lehner und Vertreter der örtlichen Polizei. Es gebe "keine konkreten Gefährdungshinweise für die bevorstehende Veranstaltung". Zuvor hatten sich bereits Vertreter des zuständigen Organisationsbüros sowie des städtischen Ordnungsamtes und der Nürnberger Polizei einhellig dafür ausgesprochen, das Festival nicht abzusagen.

Es ist ein Spektakel der ganz besonderen Art, etwas Vergleichbares gibt es außerhalb von Nürnberg nirgendwo in Deutschland. Drei Tage lang verwandelt sich die Innenstadt zu einem großen Festivalgelände. An allen Plätzen der Stadt wird musiziert und gesungen. Mehr als 200 000 Musikfreunde schauen zu und müssen dafür keinen Eintritt bezahlen, das Festival ist gratis. 1976 ging es erstmals über die Bühne, konzipiert als Liedermacher-Wettbewerb anlässlich des 400. Todestages des Nürnberger Poeten und Schusters Hans Sachs. Heute ist das Festival ein Weltmusikertreffen. "Sound of Islands" heißt das Motto in diesem Jahr, Musik von Inseln also. Elida Almeide von den Kapverden, Seth Lakeman, Bella Hardy und Juke Jackson von den britischen Inseln, Maia Barouh aus Japan, des zyprische Trio Monsieur Doumani - viele Künstler aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen werden erwartet. Das Festival ist traditionell ein unverkrampftes Signal für Menschlichkeit, Frieden und Völkerverständigung - ein Signal, das Bayern derzeit sicher gut gebrauchen kann.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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