Mitten in Bayern:Waddn füad Untabix

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Regionale Produkte sind ja recht gefragt. Noch besser lässt sich die Ware wohl an den Kunden bringen, wenn sie auf Bairisch ausgezeichnet ist. Das meint wohl eine Supermarktkette und versteigt sich zu höchst seltsamen Wortschöpfungen

Von Maximilian Gerl

Vor nicht allzulanger Zeit wurde an dieser Stelle über die Bairisch-Tümelei einer großen Supermarktkette berichtet. Sie warb im Internet mit hauseigenen Trachten zum "Verkleideln". Das Internet jedoch fand die Anwendung des Pseudo-Bairischen auf Discount-Dirndl nicht so lustig, in den sozialen Netzwerken erregten sich viele Nutzer, manche schienen gar den Untergang des Bayernlandes zu (t)wittern. Die Marketingabteilung beim "Oidi" gelobte daraufhin öffentlich Besserung oder zumindest die Verbesserung ihrer Bairisch-Kenntnisse. Damit war das Thema erst mal vom Tisch. Oder doch nicht?

Offenbar hat die Supermarktkonkurrenz den Diskurs über Bairisch-Tümelei unbeeindruckt verfolgt. Davon zeugen Fotos, die zuerst das Regionalportal mangfall24.de veröffentlicht hat, um das Unschreibbare zu dokumentieren. Die Beweisstücke zeigen das Innere zweier Rewe-Filialen, die eine steht in Rott am Inn, die andere in Bruckmühl (beide Landkreis Rosenheim). Regionale Produkte sind bekanntlich en vogue, aber in Rott und Bruckmühl gingen die Verantwortlichen einen Schritt weiter, indem sie die Schilder über den Regalen regionalisierten. Wer Teigwaren kaufen will, sucht dort nicht mehr nach dem Schriftzug "Teigwaren", sondern nach "Doag und Nudl'n". Backwaren gibt's bei "zum Bacha", Suppen bei "Subbm", Küchenartikel bei "Sacha füad Kich". Für "Damenhygieneartikel" wurde die interessante Formulierung "Waddn füad Untabix" gefunden.

Wenn man dem Blick in die örtliche Presse traut, kommt die Boarischfizierung der Beschilderung bei vielen Kunden gut an. Einige dialektunkundige Menschen scheinen zwar hin und wieder verwirrt durch die regionalisierten Regalreihen zu irren, auch ungläubiges Kopfschütteln soll es schon gegeben haben. Unterm Strich aber sind das harmlose Reaktionen, verglichen mit dem, was der "Oidi" für seine Werbung einstecken musste. Vielleicht liegt es daran, dass die "Räwä"-Märkte im realen Leben stehen und nicht in diesem leicht entflammbaren Internet? Oder besteht vielleicht so kurz vor Wiesn-Beginn gar ein kollektives Bedürfnis nach noch mehr Bairisch-Tümelei? In diesem Fall lautet die Antwort: Nix gwiss woaß ma ned.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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