Mitten in Bayern:Von Franken Jammern lernen

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Die Franken beschweren sich gerne über ihre angebliche Benachteiligung durch die Altbayern. Damit haben sie Erfolg. Da können sich die Schwaben noch einiges abschauen

Von Katja Auer

Es ist an der Zeit, Ministerpräsident Horst Seehofer als Frankenversteher zu würdigen. Er hat Nürnberg eine Universität versprochen, eine Zweigstelle des Deutschen Museums, er verlagert das Gesundheitsministerium nach Norden, und bald gibt es gar eine fränkische Weinstube mitten in München. Und wann immer er die Donau überquert, sagt er sein Sprüchlein auf, dass Franken "ein starkes Stück Bayern" sei.

Das mag nun Einsicht sein beim Landesvater oder schlichte Ermattung ob der ständigen Klagen der Zwangsbayerisierten. Das haben die Franken perfektioniert, das Jammern über zu wenig Geld, zu wenig Unterstützung und zu wenig Anerkennung aus dem reichen Süden. Besonders perfide ist dabei der oberfränkische Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, der Seehofer vor ein paar Jahren darlegte, dass München rein zufällig Landeshauptstadt ist. Schon wenn eine Krankheit 1817 den bayerischen König Maximilian I. Joseph und seine Erben dahingerafft hätte, wäre der nächste Verwandte, Herzog Wilhelm, dran gewesen. Den hatte der König zuvor nach Bamberg abgeschoben, vielleicht hätte er es grad mit Fleiß zur Hauptstadt gemacht. Zufall also, das mit München.

Im vergangenen Jahr traf Seehofer wieder einmal auf Dippold, am Tag der Franken in Hof, und da erläuterte ihm dieser, warum es ein Unding sei, eine Landesausstellung zum Thema Bier in Niederbayern und nicht in Oberfranken abzuhalten, wie es 2016 geschehen ist. Woraufhin der Ministerpräsident eine eigene Schau zum Wesen und Humor der Franken versprach. Die soll nun tatsächlich kommen, 2022, wie das Haus der Bayerischen Geschichte bestätigt.

Dabei ist, ganz objektiv betrachtet, hierbei nun wirklich keine Benachteiligung Frankens zu erkennen, weil immerhin acht der Landesausstellungen seit dem Jahr 2000 in Franken stattfanden, fünf in Oberbayern, vier in Niederbayern und drei in der Oberpfalz. Aufhorchen sollten an dieser Stelle die Schwaben, die in dieser Zeit nur eine Schau bekamen, 2010 in Augsburg. Vielleicht sollten sie mal eine Delegation nach Franken schicken und sich erklären lassen, wie das geht mit dem effektiven Jammern. Oder sich Günter Dippold für einen Lehrgang einladen.

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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