Mitten in Bayern:Ommmm und Amen

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Im Wallfahrtsort Maria Rain im Allgäu gibt es ernsthafte Konkurrenten: Jesus und die Yogis. Ausgerechnet der Pfarrer hat einen weisen Rat: Entspannt euch, Leute!

Von Lisa Schnell

Yoga, das ist oberflächlich betrachtet die Kunst, Hand, Fuß und Kopf möglichst unentwirrbar ineinander zu verknoten und das auf einem Bein oder aber auf dem Kopf stehend. Eigentlich geht es dabei aber um etwas ganz anderes: den Weg zur Selbsterkenntnis. So überrascht es nicht, dass auch einige Bewohner des kleinen Ortes Maria Rain im Oberallgäu nach mehr als zwei Jahren neben einem Yogazentrum nun sich selbst erkannten und merkten: Wir sind Christen, ja sogar Einwohner eines katholischen Wallfahrtsorts. Mit der Selbsterkenntnis wuchs auch ihr Unwille gegen die Pläne der Yogis, ihre Dehn- und Biegestätte zu vergrößern.

Schließlich befindet sie sich direkt am Ortseingang. Was sollen da denn die 300 Wallfahrer denken, die jeden Monat nach Maria Rain strömen? Etwa vom nach unten schauenden Hund, ein Tier, das im Christentum eher in der Hölle verortet wird? Oder aber von der Kobra? Welche Erfahrungen Christen mit Schlangen gemacht haben, muss hier wohl nicht weiter ausgeführt werden. Womöglich würden dann auch immer mehr Fremde kommen, fiel ihnen ein. Ganze acht neue Einzelzimmer wollen die Yogis zu ihren 66 Betten noch dazubauen. Acht, ja das klingt erst mal wenig. Doch man bedenke: Schon jetzt stehen 3600 Wallfahrern im Jahr 10 000 Übernachtungen im Yoga-Zentrum gegenüber. Außerdem wachsen diese Yoga-Menschen ja bekannterweise über sich hinaus, erweitern ihren Geist unablässig. Ob der gemeine Allgäuer so viel Spiritualität überhaupt verträgt?

Ist er ein Christ, dann muss er das sogar. Das meint zumindest Roland Högner und der ist immerhin Pfarrer von Maria Rain. Ein guter Christ solle die Lehre Jesu auf sein Leben anwenden und dazu gehöre eben gerade nicht, andere Lebensentwürfe auszugrenzen. Der Pfarrer vermutet gar, es stünden nicht christliche, sondern rein persönliche Interessen hinter den Bedenken der Bürger. Und das nur, weil einige von ihnen direkte Nachbarn des Yoga-Zentrums sind.

Vielleicht sollten sie einfach mal den einen Schritt ins Unbekannte wagen und dort einen Kurs buchen. Die Yogis versprechen auf ihrer Homepage nämlich auch: "Wir lernen, wie wir in Frieden leben können."

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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