Mitten in Bayern:Kein Grund zum Feiern

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Runde Jubiläen bieten einen Anlass für fröhliche Feste. Wenn allerdings gerade kein solcher in Sicht ist, muss man sich eben zu helfen wissen. Oder sind 501 Jahre Reinheitsgebot etwa kein Grund für ein festliches Gedenken?

Von Maximilian Gerl

Wer schon mal die Bürde auf sich genommen hat, ein Fest zu organisieren, der weiß: Auf die richtige Begründung kommt es an. Zwar sagt der Volksmund, dass man Feste feiern soll, wie sie fallen. Der Volksmund verschweigt allerdings, dass kaum jemand zum Feiern kommen wird, wenn nicht ausreichend Grund dazu gegeben ist. Am Schluss, das zeigt die Erfahrung, steht der Einladende dann vor einem kaum angetasteten Buffet und erklärt seinen drei Gästen, wie sehr er sich freut, dass wenigstens sie gekommen sind, während sich selbige insgeheim umso weiter weg wünschen.

Umso wichtiger, dass schon die Einladung klar macht, warum eine Absage erst gar nicht in Frage kommt. Deshalb lassen sich Jubiläen so gut feiern. Die sind eine runde Sache. Und weil sie nur alle paar Jahre passieren, besteht keine Gefahr, den Feiergrund über Gebühr zu strapazieren. Ein Risiko, das der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Eichstätt und Beilngries offensichtlich trotzdem gerne eingeht. Anders lässt es sich jedenfalls nicht erklären, dass die Verantwortlichen ihre Einladung zur "Auftaktveranstaltung" der "Bayerischen Bierwoche 2017" überschreiben mit: "501 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot". Als ob es nicht im vergangenen Jahr landauf, landab unzählige große begangene Festivitäten zum 500. Jubiläum gegeben hätte.

Offen bleibt, ob diese Form des feierlichen Gedenkens nun Schule macht. Dann blüht uns allen ein hartes Feierjahr. Schließlich müssten dann allerhand bedeutende Jubiläum begangen werden, zu denen folgendermaßen eingeladen werden könnte: "141 Jahre Weltwunder Kühlschrank - Frostige Grüße aus Bayern"; "131 Jahre Prinzregententorte - Kulinarische Auftaktveranstaltung zur bayerischen Kuchenwoche"; "124 Jahre im Landtag - Die Erfolgsgeschichte der Bayern-SPD"; "34 Jahre in der CSU und immer noch dabei - Mehr Markus Söder für alle". Nicht zu vergessen die 48., 53. und 61. Geburtstage entfernter Verwandter, zu denen gefälligst die gesamte Familie anreisen muss, weil unrunde Jubiläen nicht länger als Ausrede gelten, das nicht zu tun. Bleibt nur zu hoffen, dass im Jahr 501 des Reinheitsgebots wenigstens genügend Bier da ist.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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